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Natur als Lehrmeister fürs Leben

Im BrostCast erläutert Bergsteiger-Legende Reinhold Messner, wie jeder Einzelne zum Klimaschutz beitragen kann. Und warum das Projekt „Ruhr Natur“ so wichtig ist

Reinhold Messner ist ein sehr besonderer Mensch mit einem außergewöhnlichen Lebensweg. Und selbst im fortgeschrittenen Alter macht der Bergsteiger und Extremsportler noch Dinge, die für die meisten von uns kaum vorstellbar sind. Messner (78) enthüllt im BrostCast: Er hat noch nie etwas bei Amazon bestellt!

Für den Sohn eines Tiroler Bergbauern stellt dies einen ersten Schritt zur Verlangsamung des Klimawandels dar: „Das meiste, was wir heute konsumieren, wird nicht gebraucht. Freiwilliger Verzicht schützt nicht nur die vorhandenen Ressourcen, sondern ist auch Sinngeber für ein selbstbestimmtes Leben. Jeder von uns kann sich fragen: Brauche ich schon wieder ein neues Kleid oder eine neue Hose? Die dann mit viel Papier verpackt von irgendwo her auf der Welt angeliefert wird. Und die ich dann zurückschicke, weil sie nicht passt. Um sie in einer neuen Größe zu bestellen.“

Im Gespräch mit Hajo Schumacher erläutert Messner, überzeugt aber unideologisch, wie das Verhältnis von Mensch und Natur nach seiner Wahrnehmung in Schieflage geraten ist. Trotz vieler gegenteiliger Prognosen sieht er Perspektiven für eine noch rechtzeitige Umkehr.

Natur bietet mehr Möglichkeiten als das Handy

Ein kleiner Stein auf dem Weg dorthin ist das Projekt „Ruhr Natur“, in dem die Bergsteiger-Legende gemeinsam mit der Brost-Stiftung junge Menschen aus dem Ruhrgebiet und seiner Heimat Südtirol zu einem bewussteren Umgang mit ihrer Lebenswelt anregen will. Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs sollen Initiativen zum Umwelt- und Klimaschutz prämiert werden.

Gleichzeitig möchte Messner das Bewusstsein der Schüler aus beiden Welten verändern. „Die jungen Menschen aus dem Ruhrgebiet sollen Natur erleben, erfahren und lernen, sie zu respektieren. Wir möchten sie in die Berge bringen, damit sie ihre Instinkte wiederentdecken. Natur bietet dazu mehr Möglichkeiten als das Handy.“ In Gegenrichtung sollten die Schüler aus Südtirol lernen, wie im Ruhrgebiet die Ressourcen der Natur ausgebeutet wurden, die es heute zu schonen zu erhalten gelte.

Dem Vorbild ganzer Generationen von Bergsteigern geht es dabei nicht um romantisch unberührte Wildnis, er denkt Mensch und Natur als Einheit. „Seit Ötzis Zeiten verwandeln Menschen ihre Umgebung in Kulturlandschaft. Auch die gilt es zu erhalten. Wenn Almen im Gebirge nicht mehr bewirtschaftet werden, reißen Lawinen die Grasnarbe mit und es entstehen Karst-Landschaften. Gleiches gilt für Bergwälder, die zum Holzschlag kultiviert wurden.“

Mit Speck und hartem Brot durch die Arktis

In der Ausbeutung natürlicher Ressourcen sieht Messner zahlreiche Parallelen zwischen dem Ruhrgebiet und seiner Heimat. Südtirol hat eine Tourismusindustrie entwickelt, in der „Menschen die Lifte zum Überleben brauchten“. Im Ruhrgebiet wurde mit der Kohle ein fossiler Brennstoff gewonnen, dessen Verbrennen über 200 Jahre nachhaltig Wohlstand für viele bis in die Gegenwart möglich gemacht habe. „Man darf bei der Betrachtung der Gründe für den Klimawandel nicht die Vergangenheit ausblenden“, fordert er. Nicht nur an diesem Punkt kritisiert er Politik und Protestbewegungen. Hören Sie einmal rein, was der Familienvater „Fridays for Future“ und der „letzten Generation“ entgegenhält.

Messner wirbt für eine Renaissance des Bewährten, ressourcenschonende Verhaltensänderung habe jeder Einzelne selbst in der Hand. Stichwort Ernährung. Messner: „Auf Tiroler Bauernhöfen wurde nur zweimal im Jahr gebacken, hartes Brot ist nahrhaft und hält sich länger. Ich bin 90 Tage durch die Arktis gewandert und habe mich überwiegend von hartem Brot und Speck ernährt.“ Heute isst er nur noch einmal täglich, ohne Einschränkung der Lebensmittel. „Ich bin auf meinen Reisen den Inuit begegnet, die sich fast ausschließlich von Fleisch ernähren. Ohne könnten sie nicht überleben. Wir sollten essen, was die Umgebung hergibt.“

Natur in die Schule tragen

Als Kind der Berge beschreibt er, wie sich Aneignung und Respekt vor der Natur spielerisch in jungen Jahren entwickelten und im Laufe des Lebens verfestigt haben. Was wünscht er den Ruhrgebietskindern an Erkenntnissen beim Aufenthalt in seiner Heimat? „Sie sollen die Liebe zu den Bergen mit nach Hause nehmen. Auch wenn sie hier nur Mittelgebirge vor der Haustür haben. Und vor allem ihre Eltern begeistern, rauszugehen. Im wirklichen Wortsinn zu wandern, also einen Weg bewusst zu durchmessen. Nur so kann man Natur erfahren, aus dem Auto oder dem Flugzeug sind Berge kein Erlebnis.“ Wandern gehöre auf den Stundenplan, mindestens einmal pro Woche!

In jeder Hinsicht ein BrostCast, der bewegt…