Stolz auf das Etikett „Ruhrgebiet“
Anerkennung, wem Anerkennung gebührt
Brost-Ruhr Preis 2024: Rückblick auf herausragende Persönlichkeiten und die neuen Preisträger, die die Region prägen
„Sie sind wieder hier, in ihrem Revier“ – angelehnt an den Kultsong von Marius Müller-Westernhagen freut sich eine ganze Region auf „DIE VIER VON HIER“! Am 18. November werden Dietmar Bär, Joachim Krol, Peter Lohmeyer und Armin Rohde im ausverkauften Schauspielhaus Bochum mit dem Brost-Ruhr Preis 2024 gewürdigt. Die mit der Auszeichnung verbundene Dotation wurde von der Brost-Stiftung auf insgesamt 100.000 Euro aufgestockt, mit der die einzelnen Preisträger kulturelle und karitative Einrichtungen unterstützen wollen.
Das am Bochumer Schauspiel ausgebildete Quartett erweitert den Personenkreis der geehrten Ruhrgebietsunterstützer auf zwei volle Hände: Beginnend mit NRW-Innenminister Herbert Reul (2020) erhielten bereits der frühere WDR-Intendant Fritz Pleitgen, die Palliativmedizinerinnen Dr. Marianne Kloke, Dr. Ferya Banaz-Yaşar und Dr. Nicole Selbach sowie Mona Neubaur (NRW-Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie) die als Motivation und Anerkennung gemeinte Auszeichnung.
Stolz auf das Etikett „Ruhrgebiet“
„Es handelt sich um vier großartige Persönlichkeiten mit Ausstrahlung, die etwas absenden“, begründet Prof. Bodo Hombach, Vorsitzender des Vorstands der Brost-Stiftung, die diesjährige Preisvergabe. „Das Besondere an ihnen ist, dass sie von hier sind, dass sie das Etikett ‚aus dem Ruhrgebiet kommend‘ tragen und das ganz Besondere ist, dass sie es nicht verleugnen. Dass sie sich damit identifizieren, dass sie es sogar kultivieren, und das macht uns stolz und das wollen wir auszeichnen.“
Herbert Reul hatte erstmals die vom Bochumer Künstler Marcus Kiel gestaltete Auszeichnung für seine Verdienste im Kampf gegen die Kriminalität im Ruhrgebiet bekommen. „Wir sagen Danke und weiter so“, erklärte Hombach in der Laudatio. „Das Ruhrgebiet braucht Problemlöser, Sie sind einer.“
Zweiter Träger des Brost-Ruhr Preises war Fritz Pleitgen wegen seiner Verdienste um das Ruhrgebiet. Hombach: „Die Gesellschaft jedoch braucht Menschen wie ihn. Mehr denn je in einer Zeit schwindender Maßstäbe.“
2022 ging die Auszeichnung an drei herausragende Medizinerinnen, drei emphatische und kundige Frauen, „die sich um die Etablierung und besondere Ausgestaltung der Palliativmedizin im Ruhrgebiet verdient gemacht haben“ (Hombach).
Anerkennung wem Anerkennung gebührt – seit 2020 ist dies das Motto des Brost-Ruhr Preises, der an Menschen vergeben wird, die Gutes fürs Ruhrgebiet tun und bewirken, auch wenn sie nicht unbedingt von hier stammen oder hier leben. Hombach bezeichnet sie gerne als „Mittäter“ im Sinne des Stiftungszieles.
Was damit konkret gemeint sein kann, erklärte der Vorstandsvorsitzende einmal mehr bei der Begründung zur Auswahl von Mona Neubaur 2023. „Ihre beispiellosen Verdienste bei der Förderung nachhaltiger und regionaler Wirtschaftspolitik haben unsere Entscheidung für diese Auszeichnung mit Überzeugung leicht gemacht. Durch ihre Weitsicht hat Frau Neubaur wichtige Impulse gesetzt, die darauf abzielen, Nordrhein-Westfalen aber auch das Ruhrgebiet innovativ zu stärken und zukunftsfähig zu machen.“
EIN Preis zum Wohle VIELER Menschen
Während die Preisträger für einen Moment ins Licht der Öffentlichkeit gerückt werden, kommt die Dotation des Brost-Ruhr Preises vielen Menschen nachhaltig zu Gute. Die mit dem Preis 2020 verbundenen 20.000 Euro gab beispielsweise Herbert Reul an die Polizeistiftung NRW weiter. Über zwei Jahre hinweg wurde damit unter anderem eine Erholungsstätte in Waldbröhl unterstützt, die Aufenthalte für Polizistinnen und Polizisten sowie deren Familien nach besonders belastenden Ereignissen ermöglicht.
Die drei starken Frauen aus der Palliativmedizin förderten mit ihrem Preisgeld Ausbildung, Lehre und Forschung in ihrem pflegeintensiven Fachbereich. Zum Beispiel am Knappschaftskrankenhaus Bochum, wo Nicole Selbach nach Interventionen gegen Schlafstörungen sucht. Das Projekt gilt als erfolgreich abgeschlossen, wenn eine palliativmedizinische Versorgung von Schlafstörungen nachhaltig bei älteren Menschen auf hohem fachlichem Niveau etabliert werden konnte.
Mona Neubaur hat neben der Dotation von 20.000 Euro auch ihr Herz bei den „Queens“ in der Bonner Nordstadt gelassen. Hier werden dreimal wöchentlich Übungsstunden für Mädchen angeboten, deren Religion oder Herkunft ein eher konservatives Rollenverständnis bei Frauen vorgeben. In der „Nordstadtliga“ geht es aber neben Kicken für Jungs und Mädchen vor allem darum, sozialen Ungleichheiten, Rassismus und Antisemitismus entgegenwirken.
„Auszeichnung als besondere Ehre“
Die bisher Ausgezeichneten bilden eine große Bandbreite des gesellschaftlichen, politischen, wissenschaftlichen oder kulturellen Engagements in der und für die Region ab. Fritz Pleitgen beispielsweise, Kopf und Herz der Kulturhauptstadt Essen 2010, hatte sich bis zu seinem Tod um Journalismus und Kultur des Ruhrgebiets herausragend gekümmert. „Als Kind des Ruhrgebiets betrachte ich die Auszeichnung mit dem Brost-Ruhr Preis als eine besondere Ehre. Für meine Heimat habe ich mich immer gerne ins Zeug gelegt. Jedes dieser Engagements erwies sich wegen des außergewöhnlichen Charakters des Ruhrgebiets als eine Bereicherung meines Lebens“, bedankte er sich bei der Preisvergabe 2021.
„Ich rieche den Dreck, und atme tief ein. Und dann bin ich mir sicher, wieder zu Hause zu sein“ – mit ähnlichen Gefühlen wie der bekennende Ruhri Westernhagen in seinem Lied erwarten die diesjährigen Preisträger voll Vorfreude ihre Rückkehr auf die Bühne, auf der sie zuletzt 1984 gemeinsam gestanden haben. Bevor sie auszogen, um in zahllosen Theateraufführungen und Filmen dem Ruhrgebiet und seinen Menschen Gesicht und Stimme zu geben. Und dabei zum Exportschlager der Region wurden…