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Großes Herz für kleine Menschen

Preisträger Fritz Pleitgen stiftet Brost-Ruhr Preis für die Krebs-Therapie bei Kindern und Jugendlichen

Fritz Pleitgen bei seiner Rede zum Brost-Ruhr Preis, ©Mike König
Fritz Pleitgen bei seiner Rede zum Brost-Ruhr Preis, ©Mike König
Treffpunkt Kinderklinik am Universitätsklinikum Essen: Dort wo sich sonst alles um das Wohl der jüngsten Patientinnen und Patienten dreht, stand diesmal ein Mann im Mittelpunkt, dessen Engagement für die Menschen seiner Heimat – ob jung oder alt – beispiellos ist.

Fritz Pleitgen, ehemaliger Intendant des WDR und als gebürtiger Duisburger ein echtes „Kind des Reviers“, nahm dort den Brost-Ruhr Preis entgegen. Verliehen von der Brost-Stiftung für seine Verdienste um das Ruhrgebiet.

Der Ort der Verleihung erklärt sich durch einen 20.000-Euro-Scheck, den Professor Bodo Hombach, Vorstandvorsitzender der Stiftung, dabeihatte: Diese mit der Auszeichnung verbundene Dotation spendet Pleitgen an die Stiftung Deutsche Krebshilfe. Das Geld soll für eine Studie zur Behandlung der akuten myeloischen Leukämie (AML) bei Kindern und Jugendlichen verwendet werden. Die Studienleitung liegt bei der Kinderklinik des Universitätsklinikum Essen. Bis vor kurzem war Pleitgen Präsident der Stiftung Deutsch Krebshilfe. Im vergangenen Jahr traf ihn die lebensbedrohliche Krankheit selbst.
„Anerkennung wem Anerkennung gebührt“ lautet das Motto des Brost-Ruhr Preises, den (bescheidenen) Rahmen bestimmten jedoch immer noch die Regularien zur Pandemiebekämpfung. Dem Preisträger schien es gar nicht so unrecht, kein allzu großes „Spektakel“ daraus zu machen. Schon während seiner aktiven Karriere beim WDR stellte Pleitgen persönliche Präsenz lieber in den Dienst der guten Sache.

„Bei ungezählten Auftritten in der Öffentlichkeit setzte er das – auch akustische – Gewicht seiner Stimme ein, wenn es darum ging, Verständnis für die Region zu wecken“, würdigte Hombach in seiner Laudatio Pleitgens Einsatz für das Ruhrgebiet. Nur eines von zahlreichen Beispielen: Als Geschäftsführer der Ruhr 2010 GmbH brachte Pleitgen das Kulturhauptstadt-Projekt in Essen mit auf den Weg. Das Ereignis gab seiner Heimatregion weit über das Veranstaltungsjahr hinaus nachhaltige Impulse.

Eine Herzensangelegenheit war ihm auch das Engagement für gemeinnützige und soziale Belange. Der Stiftung Deutsche Krebshilfe ist Pleitgen bis heute sehr verbunden. Wohin das Preisgeld gehen soll, war deshalb schnell entschieden. Und wie wichtig eine schnelle und passgenaue medizinische Therapie im Kampf gegen den Krebs sein kann, musste er vor gut einem Jahr selbst erfahren: „Auch mich hat der Krebs nicht allein gelassen. Ich hatte damals mit meinem Leben abgeschlossen, hatte aber das Glück, gleich an einen ausgezeichneten Chirurgen zu geraten, der mich operiert hat.“ Einen Ehrenplatz für den Preis gibt es auch bereits: ein prachtvoller alter Schrank in seinem Haus – im Kölner Jargon ‚Prahlhans‘ genannt, so Pleitgen – solle die Auszeichnung beherbergen.
Die Studie, in die das Geld fließen wird, ziele vor allem darauf ab, die Nebenwirkungen der AML-Therapie zu reduzieren, erklärte Chefarzt Prof. Dirk Reinhardt, Direktor der Kinderklinik III am Universitätsklinikum Essen. „Es geht nicht nur darum, die Therapie zu optimieren, sondern auch die Diagnostik zu verbessern. Denn die Leukämie lässt uns keine Zeit, wir müssen die Therapie möglichst schnell beginnen. Basierend auf einer guten Diagnostik können wir aber vorhersagen, was für jeden einzelnen Patienten die bestmögliche Therapie sein könnte“. Und Gerd Nettekoven, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Deutsche Krebshilfe, ergänzt: „Heute können vier von fünf krebskranken Kindern geheilt werden. Doch trotz vieler Erfolge und gestiegener Heilungschancen bleiben nach wie vor erhebliche Herausforderungen, um letztlich allen an Krebs erkrankten Kindern und Jugendlichen gute Behandlungs- und Heilungschancen zu ermöglichen. Und das am besten mit Hilfe von Therapien die noch effektiver wirken und vor allem verträglicher für die jungen Patienten sind, um körperliche sowie psychische Belastungen möglichst gering zu halten. Hierfür wird es auch in Zukunft notwendig sein, insbesondere die Krebsforschung nachhaltig zu fördern.“
Prof. Dr. Dirk Reinhardt, Leiter der Kinderklinik III am Universitätsklinikum Essen, stellt die Studie zur AML vor, ©Mike König
Prof. Dr. Dirk Reinhardt, Leiter der Kinderklinik III am Universitätsklinikum Essen, stellt die Studie zur AML vor, ©Mike König