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Klarer Blick auf Mount Everest und Ruhrauen

Ausstellung in Hagen eröffnet mit feierlichen Worten des Hagener OB Erik O. Schulz  

Mehr als drei Millionen Menschen haben Dieter Nuhrs kabarettistischen Jahresrückblick im TV verfolgt, rund 200 kamen am Samstag zur Eröffnung seiner Ausstellung „Von Fernen umgeben“ ins Hagener Osthaus Museums. Nuhr beschreibt die wechselnden Herausforderungen und Lebensschwerpunkte im Alltag des mehrfach Hochbegabten so: „Von dem Geld, das ich auf der Bühne verdiene, leiste ich mir meine anderen Leidenschaften: Reisen und Kunst schaffen. Reisen sind für mich Lebensraumerkundung.“

In Hagen zeigt der Künstler vom 8. Mai bis 26. Juni 67 digitale Fotografien und 30 Handzeichnungen, größtenteils Porträts unter anderem von Ruhrbaronen wie Krupp und Stinnes oder Schalke-Legende Rudi Assauer . „Ich bin nicht technikbegeistert, sondern empfinde Technik als zeitgemäß.“ Natürlich seien klassische Zeichnungen unmittelbar, aber das Digitale erobere neue Welten.

Abstrakten Arbeiten (teils 4,85 Meter x 3 Meter große Fotoprints), wie dem aus einem Hubschrauber heraus fotografierten Mount Everest oder Menschen beim Baden in einem Fluss in Indien, werden Aufnahmen der Ruhrauen in Hattingen oder Industriebrachen am Rande anderer Ruhrgebietsstädte gegenüber gestellt.

Die Motivation für das gemeinsame Projekt mit Nuhr beschreibt Bodo Hombach, Vorstand der Brost-Stiftung: „Wir sind entflammbar für außergewöhnliche Persönlichkeiten. Dieter Nuhr hat den tiefen und klaren Blick auf das, was ist. Er bringt es auf und über den Punkt hinaus. Ein Comedian soll heiter, ernsthaft, aufklären. Das klingt paradox, passt aber zu seinem lebensnahen Pragmatismus, der nicht der ideologischen Schnellfäulnis ausgesetzt ist. Er braucht uns nicht, wir brauchen ihn.“

Nach der Zusammenarbeit mit dem weltberühmten Jazz-Trompeter Till Brönner in dessen Foto-Ausstellung „Melting Pott“ unterstützt die Stiftung erneut einen vielfach begabten Künstler.

Die Ausstellung, die speziell für Hagen konzipiert wurde, besteht aus Werken, die während der Pandemie entstanden sind. „Reisen geht nicht nur im Raum, sondern auch in der Zeit“, sagt Nuhr und spielt auf die durch Corona bedingte Zwangspause an. Er habe alte Bilder, teils aus seiner Kindheit in Wesel oder aus Urlauben als Jugendlicher in Norwegen stammend, digital überarbeitet. „Ich habe sehr viele Fotos gemacht, sie aber nie ausgestellt, weil ich Landschaftnicht so zeigen wollte, wie sie Eins zu Eins ist. Deshalb habe ich sie digital bemalt, beschmiert, verschwinden lassen. Das ermöglicht die Distanz, die sie für mich erst zeigbar macht.“Dazu nutzt er selbst programmierte digitale Pinsel, an denen sich neben Farbnuancen auch Winkel oder Intensität des Strichs einstellen lassen.

Nuhr zu seiner Motivauswahl: „Ich bin nicht der große Romantiker. Sonnenuntergänge oder Sehenswürdigkeiten gibt es deshalb nicht zu sehen bei mir, auch keine Kinder oder Katzen. Mich interessieren Dinge, Räume oder Landschaften, die mir erscheinen, als würden sie beispielhaft für etwas Größeres stehen, die Geschäftsauslage, die als Bildraum taugt oder das Fundstück, das als Skulptur erscheint. Manchmal bin ich aber auch gar nicht sicher, warum mir etwas bildwürdig erscheint, das fällt mir dann erst Jahre später auf.“

Für Museumsdirektor Dr. Tayfun Belgin ist die TV-Bekanntheit von Dieter Nuhr Garant für öffentliche Wahrnehmung, nach „Rocky“ Sylvester Stalllone und Musiker Bryan Adams stellt der den dritten künstlerisch tätigen „Superstar“ aus. „Aber wir machen jetzt nicht nur noch auf Hollywood“, versichert Belgin augenzwinkernd und fügt an: „Aber egal ob aus Hollywood oder aus Wesel – wir stellen Künstler aus, die ihr Handwerk verstehen und große Fähigkeiten besitzen.“

Fotos: Brost-Stiftung ©Christian Deutscher