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Gestatten, Insolvenzverwalter der FDP

Portrait des Bundesjustizministers Dr. Marco Buschman

Zum Start der 3. BrostCast-Staffel erzählt Dr.  Marco Buschmann seine kurvenreiche Erfolgsgeschichte vom Zechenhaus ins Bundesministerium

Das Beste kommt nicht erst zum Schluss, bei dieser BrostCast-Folge sollten Sie dennoch zum Start einmal ganz ans Ende spulen…

…denn dann können Sie Bundesjustizminister Dr. Marco Buschmann tief in die Seele blicken. Genauer gesagt hören: Der leidenschaftliche Hobbymusiker wünscht sich zum Finale des Gesprächs mit BrostCast Moderator Dr. Hajo Schumacher das von ihm komponierte Stück „Excalibur calls for Arthur“. Sphärische Klänge mit Chor hinterlegt, nach Beschreibung des Schöpfers möglicher Teil eines Soundtracks für einen noch nicht gedrehten Film über die Legende von Excalibur und König Arthur. Begleitmusik zu einem sehr ehrlichen Dialog über Kindheit im Etagenbett, den Umweg in die Politik, Clankriminalität in Gelsenkirchen sowie den Zoff mit Gesundheitsminister Karl Lauterbach.

Nach dem Reset zum Start erfahren Sie: Buschmann ist in Gelsenkirchen aufgewachsen, typisch bescheiden für die Region, zeitweise lebte die Familie mit fünf Personen in einer 70-Quadratmeter-Wohnung. Später baute der Vater das Zechenhaus der Großeltern um, dessen Lage zumindest privilegiert war.

„Wir wohnten auf dem Berger Feld in direkter Nachbarschaft des Schalker Stadions. Bei Fernsehübertragungen wussten wir immer schon eine halbe Sekunde vorher, wann ein Tor fällt, weil der Schall des Jubels schneller bei uns ankam als über den TV-Sender.“

Dr. Marco Buschmann

Alles begann mit dem Wutausbruch seiner Englischlehrerin

Fußball packt ihn aber im Gegensatz zu Vater und Bruder nie so richtig, „ich war mit dem Kopf schneller als mit den Füßen“. Dafür war Musik sein Ding: „Meine Oma hat mir Keyboardunterricht bezahlt, kostete 55 Mark im Monat. Ich hatte einen Atari ST mit einer Schnittstelle für ein Yamaha-Keyboard, 16-stimmig und polyphon. Damit habe ich für eine Band kuriose Klangelemente beigesteuert und für das Schulmusical Stücke geschrieben.“

Übrigens dürfen sich die Liberalen bei Buschmanns Englischlehrerin bedanken, dass er den Weg in die Politik fand. „Wir schauten im Unterricht einen Film an, als der VHS-Rekorder seinen Geist aufgab. Sie tobte daraufhin, dass die Landesregierung den Gesamtschulen das Geld hinten und vorne reinschiebe, während wir am Gymnasium mit dem alten Schrott klarkommen müssten. Ich habe mich dann tatsächlich beim Schulamt umgehört, ob das so stimmte.“ Der spätere Bundesgeschäftsführer der FDP, damals erst 17 Jahre alt, schnupperte im Vorfeld der Landtagswahl 1995 bei verschiedenen Jugendorganisationen rein und blieb bei den Jungen Liberalen in Gelsenkirchen hängen.

„Die beschwerten sich nicht nur und jammerten, sondern wollten wirklich was verändern.“

Dr. Marco Buschmann

Im BrostCast erzählt der promovierte Jurist, wie er 2009 zum ersten liberalen Bundestagsabgeordneten seit der Weimarer Republik wurde – und dafür seinen Beruf aufgeben musste!

Rücktrittsangebot per SMS

Die politische Erfolgsgeschichte war aber auch begleitet von Phasen des Zweifels, in denen ihn die eigene Frau gegenüber Gästen regelmäßig als „Insolvenzverwalter der FDP“ vorstellte. „2014 habe ich mich oft gefragt, worauf hast du dich da eingelassen. Wir mussten jeden Stein in der Partei umdrehen und unter jedem fand sich Unrat.“ Der heutige SPD-Arbeitsminister Hubertus Heil riet Buschmann damals, den Job als Bundesgeschäftsführer mangels Eignung aufzugeben. „Er meinte, ich sei viel zu intellektuell. In dieser Position brauche es Leute, die auf den Tisch hauen können.“ Das Angebot Buschmanns (per SMS), den Posten anders zu besetzen, lehnte Parteichef Christian Lindner ab. Gemeinsam schafften sie die Rückkehr in den Bundestag. Buschmann: „Vorher ist noch nie eine Partei, die aus dem Bundestag rausgeflogen ist, zurückgekehrt.“

Kann dem Ruhrgebiet ein solches Comeback auch gelingen? „Wenn das Kirchturmdenken aufhört und sich das Ruhrgebiet als Region begreift. Die Benchmark fürs Revier ist London, Paris oder Berlin – dort gibt es auch Ecken, die nicht in die Zeitschrift „Schöner Wohnen“ passen.“ Nötig seien dazu aber konsequente Problemlösungen.

Der Staat muss sich nicht überall einmischen

Beispiel Clan-Kriminalität. Buschmann: „Es gibt Clans in Gelsenkirchen, vor allem im Süden. Hier wurde schon mal eine Polizeistation von Clanmitgliedern belagert, bis eine Einsatzhundertschaft zur Hilfe kam.“ Die Debatte, ob man organisierte Kriminalität denn mit der Begrifflichkeit „Clan“ verbinden dürfe, hält der Justizminister für wenig zielführend.

„Das Problem ist nicht, dass es zu viele böse Worte gibt – es gibt jede Menge böse Menschen!“

Hören Sie einmal rein, warum sich der Staat dennoch nicht überall einmischen soll und der Ruf nach starken Männern für Buschmann „dummes Zeug“ ist…

Die Auftaktfolge zur 3. BorstCast-Staffel enthüllt ganz nebenbei, dass der FDP-Minister dem Kabinettskollegen Lauterbach eher in Respekt als in inniger Feindschaft verbunden ist, wie die öffentlichen Diskussionen nahelegen. „Es gibt aus den Ressorts heraus einen klassischen Zielkonflikt. Der Gesundheitsminister stellt den Gesundheitsschutz über alles, in der GroKo wurde diese Einschätzung geteilt. Ich glaube, es braucht weniger politisches Mikromanagement sondern eine Stärkung von Privatsphäre und Eigenverantwortung. Da bin ich nicht bereit, klein beizugeben.“

In der Musik schlägt Buschmanns Herz auch eher für „tschingederassabum“ als für piano: „Ich liebe Filmmusik von Vangelis, Hans Zimmer oder John Williams. Die lassen es so richtig krachen.“ Kann der Hobbykomponist auch – machen Sie den Brost-Cast zum Schluss mal richtig laut!

Die erste Folge der dritten Staffel - jetzt überall wo es Podcasts gibt!


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