Mut zu Demokratie und Teilhabe

Mut zu Demokratie und Teilhabe
Beim Besuch in der Dortmunder Nordstadt stellt Mona Neubaur die Vorbildfunktion des Projektes „Nordstadtliga Queens“ heraus
Ihr voller Terminkalender hat sie nicht daran gehindert gemeinsam mit den Spielerinnen der Nordstadtliga Queens zu Trainieren: Die Ministerin für Wirtschaft, Industrie, Klimaschutz und Energie sowie stellvertretende Ministerpräsidentin von Nordrhein-Westfalen nahm sich Zeit für Gespräche mit den Projektverantwortlichen, lernte die Mädchen der Nordstadtliga Queens kennen, stellte sich beim Elfmetertraining ins Tor und demonstrierte auch selbst ihren starken Linksfuß auf dem Platz.
Neubaur hatte 2023 den Brost-Ruhr Preis erhalten und die damit verbundene Dotation den Nordstadtliga Queens zukommen zu lassen. Ihre Begründung: „Hier werden Teilhabemöglichkeiten geschaffen und vor allem viel Hoffnung vermittelt.“ Jetzt machte sie sich persönlich ein Bild vom Engagement vor Ort – eine Begegnung, die auf beiden Seiten nachhaltige Eindrücke hinterließ.
Mona Neubaur: „Besonders beeindruckt hat mich die Entschlossenheit und Energie der jungen Frauen. Sie beweisen, dass Sport nicht nur ein Spiel ist, sondern eine Möglichkeit, die eigene Zukunft zu gestalten. Diese Power und dieses Selbstbewusstsein zeigen, was für ein enormes Potenzial in solchen Projekten steckt – und wie wichtig es ist, dass wir sie weiter fördern.“
Im Interview nach dem gemeinsamen Kicken äußert sich die Grünen-Politikerin zu Ausgrenzung, Politikverdrossenheit, Migration und Bildungschancen mit Blick auf die Menschen der Nordstadt und die bevorstehende Bundestagswahl.
Warum gehen in Stadtteilen wie der Nordstadt vergleichsweise wenige Bürger zur Wahl?
Mona Neubaur: „Viele Menschen in der Nordstadt fühlen sich vielleicht von der Politik nicht wirklich wahrgenommen oder zweifeln daran, dass ihre Stimme etwas verändert. Das liegt auch daran, dass politische Debatten oft an ihren Lebensrealitäten vorbeigehen.
Wir müssen Politik greifbarer machen – durch mehr direkte Gespräche, niedrigschwellige Beteiligungsangebote und eine stärkere politische Bildung in Schulen, Vereinen und Jugendzentren.
Projekte wie die Nordstadtliga und die Nordstadtliga Queens zeigen, dass Engagement dort wächst, wo Menschen sich ernst genommen und verstanden fühlen.“
Mit welchen Maßnahmen kann die Politik das Vertrauen der Menschen hier zurückgewinnen?
Mona Neubaur: „Indem wir nicht nur kurz vor Wahlen auftauchen, sondern dauerhaft präsent sind. Politik muss zu den Menschen kommen, nicht umgekehrt.
Das heißt: Mehr Anlaufstellen vor Ort, mehr Politikerinnen und Politiker, die zuhören und dranbleiben. Und vor allem: spürbare Verbesserungen in Bereichen wie Bildung, Wohnen und Arbeit, damit sich echte Chancen für alle eröffnen.“
Wie erklären Sie ihnen den Standpunkt Ihrer Partei z.B. in der aktuellen Migrationsdebatte?
Mona Neubaur: „Wir stehen für eine Gesellschaft, in der Herkunft nicht über Chancen entscheidet. Das bedeutet gleiche Rechte und gleiche Möglichkeiten – in der Schule, im Beruf und im Alltag. Wir setzen uns für eine offene, vielfältige Gesellschaft ein, in der niemand ausgegrenzt wird. Wir stehen aber auch für die Prinzipien unseres Rechtsstaates, an die sich jede und jeder halten muss.“
Welche konstruktiven Vorschläge zur aktuellen Debatte lassen sich aus dem Nordstadt-Projekt ableiten?
Mona Neubaur: „Es gibt unbestritten große Herausforderungen im Migrationsbereich. Aber dahinter dürfen die vielen anderen Themen, die den Menschen unter den Nägel brennen nicht verschwinden: Bildungschancen, sichere Arbeitsplätze, Klimakrise, bezahlbarer Wohnraum.
Die Nordstadtliga Queens zeigen, dass Integration dort gelingt, wo Menschen sich begegnen und gemeinsam etwas aufbauen. Das müssen wir politisch stärker fördern – durch mehr Begegnungsorte, mehr Unterstützung für Vereine und mehr positive Beispiele.“
Welche politischen Maßnahmen halten Sie für notwendig, um die Gleichstellung von Mädchen und Frauen weiter voranzubringen – sowohl im Sport als auch in anderen Lebensbereichen?
Mona Neubaur: „Wir brauchen gleiche Chancen, gleiche Förderung und gleiche Sichtbarkeit. Mädchen und Frauen werden im Sport oft noch immer benachteiligt – sei es bei Trainingszeiten, Finanzierung oder medialer Aufmerksamkeit.
Das müssen wir ändern, indem wir gezielt Frauensport fördern, mehr Frauen in Führungspositionen bringen und die Vereinbarkeit von Sport, Beruf, Ausbildung und auch Familie verbessern. Und das gilt nicht nur für den Sport, sondern für alle Lebensbereiche.“
Wie kann ein Projekt wie die Nordstadtliga Demokratieverständnis und politische Teilhabe fördern?
Mona Neubaur: „Demokratie lebt von Zusammenhalt und Fairness – genau das erleben die Spielerinnen hier auf dem Platz. Sie lernen, für sich und andere einzustehen, Verantwortung zu übernehmen und gemeinsam Entscheidungen zu treffen. Das ist politische Teilhabe im besten Sinne. Solche Projekte schaffen Selbstvertrauen und das Bewusstsein, dass jede Einzelne etwas bewegen kann.“