Direkt zum Inhalt wechseln

Sicherheit und Vertrauen schaffen

Ein Projekt zur Beratung von Angehörigen von Patienten mit onkologischen Erkrankungen an den Kliniken Essen Mitte

Ein Patient, 55 Jahre alt, befindet sich durch eine Krebserkrankung in einer palliativen Situation. Als Unternehmer im Bauwesen hat er noch vor Kurzem ein Familienwohnprojekt ins Leben gerufen. Er ist ein Macher. Ein Mann, der Entscheidungen trifft. Er ist seit vielen Jahren glücklich liiert und lebt mit seiner Partnerin in einer Patchworkbeziehung. Gemeinsam haben sie fünf Kinder und auch schon Enkelkinder. Seine Partnerin lässt ihn in der derzeitigen Situation nicht aus den Augen und ist selbst stark belastet. Sie fühlt sich verantwortlich, weil sie nicht darauf bestanden hat, weitere Meinungen zu Erkrankung und Behandlungsmöglichkeiten ihres Partners eingeholt zu haben. Aufgrund einer therapiebedingten, schweren Komplikation wird ihr Mann schon seit vier Wochen auf der onkologischen Station behandelt. Der Patient weiß, dass seine Lebenszeit begrenzt ist und sich seine gesundheitliche Situation nur wenig stabilisiert hat. Dennoch zeigt er sich fest entschlossen, wieder nach Hause zu gehen. Dies kommuniziert er auch sehr deutlich in den Visiten: „Ich muss noch wichtige Dinge regeln. Das geht nur von Zuhause“. Obwohl es noch eine mögliche Behandlungsoption gibt, organisiert das Krankenhaus die Entlassung mit Spezialisierte Ambulante Palliativ Versorgung (SAPV).

Die Entscheidung des Patienten führt zu Spannungen in der Paar-Beziehung. Seine Partnerin hat große Angst, dass es zu Hause zu einem medizinischen Notfall kommt und/ oder ihr Partner plötzlich in ihrem Beisein versterben könnte. Außerdem hat sie das Gefühl, mit dieser Entscheidung in Bezug auf die Erkrankung aufgegeben zu haben.

Ein offenes Ohr haben

Solche Situationen sind für Pamela Dietz keine Seltenheit.  Als systemische Familientherapeutin ist sie für das Projekt „Menschenmögliches“ tätig und widmet sich mit viel Zeit den Gesprächen und Fragen der An- und Zugehörigen. Das seit Mai 2021 von der Brost-Stiftung geförderte Projekt hat das Ziel, eine Beratung und Kurzzeitbegleitung von Angehörigen von Patientinnen und Patienten mit onkologischen Erkrankungen und stationärer Behandlung an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte (KEM) zu integrieren.

Impulse geben

Das oben genannte Beispiel steht exemplarisch für das Ziel der Angehörigenbegleitung, die Betroffenen zu entlasten und sie dazu zu ermutigen, offen zu kommunizieren und ihre Fragen, Sorgen und Bedürfnisse auszudrücken. Dabei steht im Vordergrund, stärkende Impulse zu geben und Sicherheit und Vertrauen zu schaffen. Wenn nötig auch immer mit der Vermittlung bzw. Information zu weiterführenden, wohnortnahen Unterstützungsangeboten.

Mehr Informationen zur Arbeit von MENSCHENMÖGLICHES e.V. finden Sie hier.