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Wenn der Dienst zum Trauma wird

Mit einer 20.000 Euro Spende der Brost-Stiftung unterstützte die „Polizeistiftung NRW“ überlastete Beamt:innen

NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) hat nicht einen Moment gezögert: Bei der Verleihung des Brost Ruhr-Preises gab er die damit verbundene Fördersumme unmittelbar an die „Polizeistiftung NRW“ weiter. Mit 20.000 Euro unterstützte die Brost-Stiftung über zwei Jahre hinweg unter anderem eine Erholungsstätte in Waldbröhl, die Erholungsaufenthalte für Polizistinnen und Polizisten sowie deren Familien nach besonders belastenden Ereignissen ermöglicht.

Rainer Axer, Vorsitzender der Stiftung, gibt einen Einblick in Bereiche des Dienstes, in denen die Beamt:innen nicht selten an ihre gesundheitlichen Grenzen stoßen. „In vier Fällen waren gerechtfertigte Schusswaffeneinsätze mit Todesfolge Auslöser für Posttraumatische Belastungsstörungen. In sechs Fällen ging es um Dienstunfälle mit schweren Verletzungen und teilweise Polizeidienstunfähigkeiten“, so Axer. „In drei Fällen waren langanhaltende Dauerbelastungen in Kriminalkommissariaten die Ursache.

Hilfe für Hinterbliebene

Im Projektzeitraum wurden insgesamt 28 Betroffenen Erholungsaufenthalte ermöglicht. Axer: „In zwei Fällen waren es Hinterbliebende von im Dienst getöteten/zu Tode gekommenen Kollegen. Einer dieser Fälle lag bereits 14 Jahre zurück. Dem jetzt 14-jährigen Sohn, der seinen Vater nie kennen gelernt hat, wurde eine Woche zusammen mit einigen Freunden im Stiftungshaus ermöglicht.“

„Der Aufenthalt im Alten Forsthaus ist in erster Linie ein Zeichen der Wertschätzung für die Kolleginnen und Kollegen, die unter großen Belastungen ihren Dienst durchziehen.“

Rainer Axer, Vorsitzender NRW-Polizeistiftung

Die „Polizeistiftung NRW“ wird ausschließlich durch Spenden (wie den 20.000 Euro von Reul) getragen, tatsächlich ist es vielen Bürger:innen offensichtlich wichtig, der Polizei für ihren täglichen Einsatz etwas zurückzugeben. Neben den Erholungsangeboten kümmert die Stiftung sich u.a. um Ausbildungsversicherungen für Kinder getöteter Kolleg:innen oder Rentenversicherung für deren Lebenspartner:innen. Oder hilft bei komplizierten und belastenden Einzelschicksalen. Axer: „Im Jahr 2022 wurde ein Polizist in Essen von mehreren Personen zusammengeschlagen. Er erlitt eine schwere Armfraktur, die nicht heilen wollte. Deshalb wurde ihm eine spezielle Ultraschallbehandlung ermöglicht, für die es sonst keinen Kostenträger gab. Die Behandlung schlug an und der Arm heilte ab.“

Die Seele leidet mit

Der alltägliche Polizeidienst ist nicht selten durch psychische Belastungen im Grenzbereich gekennzeichnet. „Nach der Flutkatastrophe im Juni 2021 stellte sich heraus, dass eine Leitstellenbesatzung von insgesamt 12 Personen, ganz besonders belastet war“, erzählt Axer. „Über Stunden wurden Gespräche mit verzweifelten Bürgern geführt, denen nur geraten werden konnte, auf ihre Hausdächer zu klettern und dort auf Rettung zu warten. Zu wissen, dass die Menschen dort die ganze Nacht ausharren müssten, da eine Rettung zu dieser Zeit nicht möglich war, führte auf der Leitstelle zu emotionalen Grenzsituationen.“ Diesen 12 Personen wurde mit Unterstützung der Polizeistiftung eine Gruppensupervision mit Übernachtung und Verpflegung im Kloster Steinfeld (Eifel) ermöglicht.