Dialog mit Andy Warhol
Dieter Nuhr überrascht bei der Ausstellungseröffnung in Koblenz mit neuen Arbeiten
Bilder vom Reisen, reisende Bilder – Dieter Nuhrs Wanderausstellung „Von Fernen umgeben“ macht Station in Koblenz. Und wie auf den früheren Etappen in Hagen, Venedig, Dakar oder Rom reflektieren die Exponate des von der Brost-Stiftung geförderten Projektes die aktuellen Räumlichkeiten. Neben Motiven aus dem Ruhrgebiet und fernen Ländern sind diesmal im Ludwig Museum im Deutschherrenhaus Fotoarbeiten zu sehen, die berühmte Werke aus der Sammlung der Ludwig Galerie aufnehmen und mit ihnen in einen Dialog treten.
„Wir gehen gemeinsam auf eine Entdeckungsreise zum fotografischen Künstler Dieter Nuhr“, begrüßte die Koblenzer Kulturdezernentin Dr. Margit Theis-Scholz die mehr als 200 Gäste zu einer „besonderen Ausstellungseröffnung“ am Sonntagnachmittag. Das Ludwig Museum zeigt über zwei Stockwerke verteilt 40 Arbeiten Nuhrs, darunter seine Ruhrgebietsmotive, aber auch viele neu geschaffene Werke.
Ich arbeite sehr mönchisch, meine Bilder entstehen im Alleingang. Ohne die hilfreichen Menschen, die diese Kunst öffentlich machen, würde sie im Verborgenen bleiben. Dafür bin ich sehr dankbar.
Dieter Nuhr bei der Vernissage in Koblenz
„Ich durfte vorab tatsächlich einige der herausragenden Exponate des Museums mit nach Hause nehmen,“ erzählte Nuhr. Entstanden ist daraus ein Dialog mit einigen der bedeutendsten modernen Künstler. Mit seiner eigenen Technik der fotografischen Verfremdung mittels farblich programmierter Pinsel gestaltet Nuhr das Warhol-Porträt von Kunstmäzen Peter Ludwig neu. Gegenüber wird auf der gleichen Etage ein Großformat von R.B. Kitay gespiegelt, die Hauptfigur erscheint stärker konturiert, während die Umgebung noch mehr als im Original in Farbübergängen verschwimmt.
„Meine Werke leiten sich im Wesentlichen ab aus meinen Reisen durch Nah und Fern, aber auch aus dem, was Kunstgeschichte mir als Steinbruch offeriert“, führt Nuhr in die Koblenzer Bilderschau ein. „In Fotografien und Zeichnungen verarbeite ich, was ich auf meiner Lebensreise entdeckt habe. Ich betrachte die Welt als meinen Lebensraum und versuche diesen künstlerisch zu erforschen, festzuhalten, was ich gesehen habe, und Neues hinzuzufügen, in dem ich meine Erinnerungen bewahre und verwerte.“ Was ihm besonders nahe geht: „Es ist eine gewaltige Ehre, meine Bilder zwischen großen Künstlern wie Picasso, Anselm Kiefer oder Jesper Jones ausstellen zu dürfen.“
Dieter Nuhr stellt sich entschieden dem um sich greifenden Kollektivismus nicht nur in der Kunst entgegen. Damit verteidigt er die persönliche Freiheit als eine der größten Errungenschaften Europas in den letzten 600 Jahren.
Sigmar Gabriel in der Laudatio
Der ehemalige SPD-Vorsitzende und Bundesminister a. D. Sigmar Gabriel würdigte die Leistung des „Wortmagiers“ Nuhr als bildender Künstler vor allem mit Blick auf dessen Bekenntnis zur individuellen Freiheit, „die es nicht nur in der Kunst zu verteidigen gilt.“ Der besondere Blick auf und die Verbundenheit zum Ruhrgebiet hätten das Fundament für die Kooperation mit der Brost-Stiftung gelegt, weil Nuhr gleichzeitig als „ewig Reisender mit Drang nach Ferne“ den Blick auf die Welt weite. Gabriel: „Dabei übernimmt er Verantwortung für sein Werk, überlässt es aber dem Betrachter, was er aus dem jeweiligen Bild mitnimmt. Dieter Nuhr betrachtet seine Kunst als Angebot.“
Die Bilder reisen weiter, es werden neue Reisebilder dazukommen…
Die Ausstellung ist noch bis zum 12. November 2023 zu sehen. Alle Informationen dazu: https://ludwigmuseum.org/ausstellungen/dieter-nuhr/
Nuhr's Kunst auch digital erlebbar
Für alle, die es nicht nach Koblenz schaffen: Genießen Sie die Werkschau Dieter Nuhrs entspannt zu Hause. Wolfram Kons hat in den „BrosTRäumen“ eine Auswahl der Werke des bekannten Comedians zum digitalen Museumsbesuch zusammengestellt. „Bei der ersten Auswahl haben wir uns stark am ersten Zyklus „Dieter Nuhr – VON FERNEN UMGEBEN“ orientiert. Dazu hat die Brost-Stiftung auch einen beeindruckenden Katalog herausgebracht. Und so wie Nuhr das Leben als Reise betrachtet, so betrachte ich diese virtuelle Ausstellung: Die Reise geht weiter“, erklärt der Journalist und Kunstfachmann. Schauen Sie selbst: