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Lacht dem Leben ins Gesicht!

Comedian Tony Bauer, ©Yasemin Muarem

Tony Bauer ist unheilbar krank. Im BrostCast erzählt er, wie aus seinem Leiden ein erfolgreiches Comedyprogramm wurde

Wetten, dass Sie bei diesem BrostCast mehrfach zusammenzucken? Und an einigen Stellen ins Grübeln kommen, ob Sie denn lachen oder weinen sollen?

Comedian Tony Bauer (27) erzählt Hajo Schumacher von seinem Leben – hereinspaziert zur Achterbahnfahrt der Gefühle…

…bei der schon mit der Anmoderation die Kinnlade fällt: „Tony, wie oft warst Du eigentlich schon fast tot?“ Statt mit Betroffenheit antwortet Bauer mit schallendem Gelächter und einer fröhlichen Aufzählung der Schicksalsschläge: „Dreimal!“ Im Verlauf des Gesprächs erfahren wir vom ersten Koma im Alter von acht Jahren, als bei ihm das Kurzdarmsyndrom entdeckt wurde. Ein Versuch, den entfernten Dünndarm bei einer Transplantation in Paris zu ersetzen, schlug fehl und endete für Tony erneut auf der Intensivstation. Schließlich führte ein spät entdeckter Vitamin-B-Mangel an die Schwelle zum Tod. „Ich wurde in der Klinik mehrfach verlegt. Zum Glück hatte ich dann eine Ärztin, die wenige Tage zuvor einen ähnlichen Fall behandelt hatte und sich an die Symptome erinnern konnte.“

„Das Publikum fühlt sich bedroht“

Das Gefühl, mit dem Sie diese Zeilen lesen (und dann in den BrostCast reinhören), ist dem kleinwüchsigen „Dauergrinser“ vertraut, in seiner Bühnenshow spielt er damit virtuos. „Anfangs erzähle ich ein paar schnelle Dinge über Marxloh und es gibt die ersten Lacher. Dann kommt der Turn, wenn ich meine Krankheit erkläre. Die Leute fragen sich: Darf ich mich darüber amüsieren? Das Publikum fühlt sich kurzzeitig bedroht. Das Gefühl wächst, je mehr ich von mir preisgebe.“

Ein komisches Gefühl erfasst einen,  wenn Bauer im BrostCast davon berichtet, dass er phasenweise blind war, weitestgehend gelähmt, und sein Rücken voller Löcher ist. Ein Nahrungsbrei hält ihn am Leben, über 17 Stunden am Tag wird dieser aus seinem Designerrucksack über einen Schlauch in Tonys Körper gepumpt.

Sprachlos?

„Ich will den Graben dieser Sprachlosigkeit zuschütten“, sagt Bauer, der eigentlich Arzt werden wollte. „Um andere Menschen zu behandeln, die vielleicht ähnliche Krankheiten haben. Heute weiß ich, dass ich auch auf andere Weise helfen kann.“ Er macht Betroffen Mut, die gegen ähnlich schwere Leiden kämpfen. „Zuletzt meldete sich nach einer Show ein Mädchen, die erzählte, dass sie auch ein Kabel habe.“

Fußball als Lebenselixier

Wahrscheinlich hat die junge Frau für sich etwas von Tonys Eigenmotivation mitgenommen: „Wir müssen erst ein paarmal sterben, bevor wir cool leben können!“

Für ihn ist Duisburg-Marxloh dazu ein perfekter Platz, vor allem weil es hier kein Mitleid gäbe. In seiner Show beschreibt er sein Lebensumfeld als „Kloake mit vielen Brautläden“, mindestens zehn seiner Kumpels würden ihren Vater auch nicht kennen. Wie Tony selbst. Hören Sie einmal rein in seine bewegte Familiengeschichte, in der nicht zweifelsfrei geklärt ist, warum er eigentlich als einziger in der Sippe „Bauer“ heißt…

Neben dem lieben Gott, mit dem der neue Stern am deutschen Comedyhimmel beständig Zwiesprache hält, hat Fußball dessen Lebensmut maßgeblich gestärkt. „Bis zur C-Jugend habe ich trotz der Krankheit relativ hoch gespielt, war ein guter Kicker. Ich habe die Anerkennung genossen, wenn die anderen gesagt haben ‚Ey, wer ist der Kleine, der uns hier alle eindreht?“ Im sportlichen Wettkampf sei sein Ehrgeiz gewachsen, aber auch die Zuversicht, dass man ein Ziel erreichen kann, wenn man sich anstrengt.

Witze gegen die Einsamkeit

Da Fußballprofi jedoch als Traumjob krankheitsbedingt irgendwann wegfiel und sich auch mehrere Versuche in anderen Berufsfeldern nicht wirklich gut anfühlten, landete Bauer schließlich auf der Showbühne und im TV. Wobei: „Ich wollte schon während der endlosen Aufenthalte im Krankenhaus immer die Ärzte und Schwestern zum Lachen bringen. Um mehr Aufmerksamkeit zu bekommen. Ich dachte, wenn ich mal gleich einen dummen Spruch mache, kommt der Arzt vielleicht lieber und schneller zu mir, setzt sich ans Bett. Ich wollte nicht allein sein!“

Hören Sie einmal rein, wie sein Onkel auf den Berufswunsch „Comedian“ mit typischer Ruhrgebietsweisheit reagierte. Und warum Tony Bauer beim ersten Auftritt vor 13.000 Zuschauern in der Kölner Lanxess Arena keine Angst verspürte. Und warum er in der Rückschau auf sein bisheriges Leben „schöne Tränen der Rührung“ weint.

„Ich bin dankbar dafür, in Deutschland geboren zu sein. In diesem Gesundheitssystem trägt jeder seinen Teil dazu bei, dass ich Leben kann.“ Auf der Bühne macht Tony daraus einen seiner bewährtesten Gags, wenn er das Publikum fragt: „Wissen Sie, wo 50 Prozent Ihrer Krankenkassenbeiträge landen?“

Ehe es jetzt und hier zu lustig wird – zum Ende des BrostCast fragt Hajo Schumacher nach der statistischen Lebenserwartung bei Bauers Krankheitsbild. „Mit 12 habe ich den Arzt gefragt, wie alt ich wohl werde. Er sagte ‚Keine 14!‘ Jetzt bin ich 27.“ Aber das Leben könne schnell vorbei sein…

Bei diesem Gespräch wünscht man sich, dass es noch nicht so bald zu Ende geht! Hören Sie rein, erfahren Sie, warum Tony Bauer noch für Dior modeln will und was er als Bürgermeister von Marxloh alles verändern würde. Diese und alle anderen BrostCast-Folgen finden Sie hier und überall, wo es Podcasts gibt!