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Familienbegleitung bei Krankheit und Trauer

Entlastung der Betroffenen von Krebserkrankungen und ihrer Angehörigen

24. Mai 2022

Seit 2021 fördert die Brost-Stiftung das Projekt „Beratung und Kurzzeitbegleitung von Angehörigen von Patienten mit einer Krebserkrankung während und kurz nach ihrem stationären Aufenthalt an den KEM | Kliniken Essen-Mitte. Diese finanzielle Förderung ermöglichte, das Team personell weiter auszubauen. Angehörige onkologisch erkrankter Patienten werden an den Evangelischen Kliniken Essen-Mitte beraten und eine Weile begleitet. Ebenso wie Kinder und Jugendlichen eines an Krebs erkrankten Elternteils, sind auch andere Angehörige oft schwer belastet. Hier findet sie professionelle Unterstützung.

Krebserkrankungen sind auch für das Umfeld eine Belastungsprobe   

Die therapeutischen Fachkräfte nehmen einmal in der Woche an der Visite der Onkologie teil.  Auch an großen Teamsitzungen mit Ärztinnen und Ärzten, Fachpersonal aus der Pflege, dem Sozialdienst, der Psycho-Onkologie, Ergo- und Physiotherapie haben sie Teil. So können sie anschließend mit detailliertem Hintergrundwissen – dem Fall entsprechend – auf die betroffenen Familien zugehen. Innerhalb der Klinik ist das Netzwerk so gut ausgebaut, dass auch Mitarbeitende aus anderen Abteilungen auf die systemische Familientherapie zugehen und Angehörige von Patientinnen und Patienten vorstellen. Die Arbeit von „Menschenmögliches e. V.“ findet eine hohe Akzeptanz in allen Abteilungen der Kliniken Essen-Mitte und wird sehr geschätzt.

Ein Beispiel aus der Praxis

Julia, 29 Jahre alt, ist an Krebs erkrankt. Sie wurde stationär in der Onkologie aufgenommen und bekam während der Visite einen ersten Kontakt zum Familienbegleiter. Dieser besuchte sie im Anschluss und nahm sich ihrer Fragen und Sorgen an. Schnell wurde deutlich, dass die Schwester der Patientin, Paula, belastet ist. In einem ersten Gespräch mit dem Therapeuten zeigte sich, dass Paula für ihre erkrankte Schwester stark sein will und keine zusätzliche Belastung darstellen möchte.

Zusätzlich stellt sich Pula häufig die Frage, warum nicht sie, sondern ihre Schwester an Krebs erkrankt ist. Was wäre, wenn Paula ebenfalls erkranken würde? Paula möchte für Julia eine Stütze in dieser schweren Zeit sein. Julia wiederum spürt die Sorgen ihrer Schwester Paula und möchte für sie da sein.

Die Aufgabe des Familienbegleiters besteht darin, eine Verbindung und damit eine gemeinsame Wirklichkeit zwischen den Schwestern zu schaffen. Ihnen in Einzel- und Schwesterngesprächen ausreichend Raum, Platz und einen Ort zu geben, an dem sie ihre Gedanken, Gefühle, Sorgen und  ihre Traurigkeit lassen können. Ein Ort, an dem Worte wie „Angst“ und „Sterben“ ausgesprochen werden dürfen.  So wird gemeinsam ein Weg gefunden, mit der belastenden Situation umzugehen, sich gegenseitig Mut zu machen, sich zu stärken und sich im Miteinander gut zu tun.

Paula und Julia haben diesen Weg gefunden. Nach vier Gesprächen mit dem systemischen Familientherapeuten können sie heute stark füreinander sein und voller Zuversicht gemeinsam in die Zukunft blicken.

Somit hilft die wertvolle Arbeit von „Menschenmögliches e. V.“ sowohl den Angehörigen der an Krebs erkrankten Menschen als auch diesen selber.