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Erinnerung trifft Zukunft

Skulptur von Carey Newman und Marcus Kiel will Denkanstöße zur Transformation des Ruhrgebietes vermitteln

Was haben sich die Künstler nur dabei gedacht?

Wenige Wochen vor der Präsentation der gemeinsam gestalteten Skulptur zum Thema „Holz trifft Stahl“ wünschen sich Carey Newman und Marcus Kiel in erster Linie tatsächlich ratlose Betrachter. „Haben die Stahlträger die Form einer Brücke oder sehen sie eher wie eine Laterne aus?“, formuliert Newman mögliche Fragen. „Oder sind es vielleicht die Wurzeln eines gewaltigen Baumes?“

Der kanadische Holzbildhauer und sein Künstlerfreund aus Bochum wollen am 10. September auf dem Gelände von Zeche Hugo in Gelsenkirchen-Buer das Ergebnis eines jahrelangen gemeinsamen Schaffensprozesses vorstellen. „Aktuell wird der Untergrund vorbereitet, Fundamente für die Stahlträger müssen gegossen werden“, beschreibt Kiel den Arbeitsfortschritt. Intensive Debatten, auch mit den lokalen Umweltbehörden (Wildbienen!), gingen dem Bauprojekt auf der grünen Wiese voraus…

Neukonstruktion oder alter Schrott?

Am Ende soll eine Skulptur in Kreisform sichtbar werden, mittels stählerner Träger in sechs Segmente unterteilt, in denen hölzerne Bänke zum Verweilen einladen. An einem Ort mit Geschichte. Kiel: „Carey Newman und ich beschäftigen uns künstlerisch mit Fragen von Identität, Heimat und Wandel. Der Ort auf Zeche Hugo hat eine Geschichte, aber noch keine neue Bestimmung gefunden.“

Diese symbolische Phase des Übergangs versucht die Skulptur einzufangen. Newman: „Die Betrachter könnten sich fragen, ob dies eine zukunftsweisende Neukonstruktion ist – oder nur vergessener Schrott einer verschwindenden Industrie.“ Wechselnde Jahreszeiten, die Richtung der Sonneneinstrahlung sowie der Schattenwurf werden die Wirkung der Konstruktion auf den Betrachter beeinflussen.

Im von der Brost-Stiftung geförderten Projekt beschäftigen sich die beiden Künstler mit der Geschichte industriellen Raubbaus an der Natur, durch intensive Holzwirtschaft in Carey Newmans Heimat British Columbia oder dem Steinkohlebergbau vor der Haustür von Marcus Kiels Elternhaus. In seinen Arbeiten, wie aktuell in der Brost-Reihe „Heimat Ruhr“ mit Peter Lohmeyer, schafft der Bochumer u.a. Installationen mit konkretem Erinnerungswert. „Mir ist dabei wichtig, dass die Menschen hinter den Erinnerungsstücken nicht vergessen werden“, so Kiel.

Diese Ambition verbindet die Künstler auch bei der gemeinsamen Skulptur. Newman: „Die stillgelegten Zechen wurden zur Industriekultur transformiert, Wälder in meiner Heimat wieder aufgeforstet. Aber was wird aus den Menschen?“

Auf den Bänken sollen Spaziergänger künftig verweilen, entspannen oder das Gespräch mit anderen Leuten suchen. Gerne auch über die Frage, was sich die Künstler wohl bei der Skulptur gedacht haben könnten…