Demenz lässt sich oft verhindern

Demenz lässt sich oft verhindern
Zentrum für Gehirngesundheit setzt dabei auf Früherkennung. Brost-Stiftung unterstützt neues Institut in Essen mit 750.000 Euro
Die gute Nachricht gleich zu Beginn des schwierigen Themas: „Bis zu 40 Prozent der Demenzfälle ließen sich mit einfachen Maßnahmen verhindern“, erklärt Prof. Dr. Christoph Kleinschnitz, Direktor der Klinik für Neurologie am Essener Uniklinikum. Ein klares Signal der Hoffnung – rund 1,8 Millionen Menschen sind aktuell von der Krankheit betroffen, mit steigender Tendenz. 60 bis 80 Prozent der Patientinnen und Patienten erkranken an Alzheimer.
Um diesem Trend entgegenzuwirken, wird im neuen Zentrum für Gehirngesundheit und Prävention (ZGP-E) am Essener Uniklinikum vor allem im Bereich der Früherkennung von Demenz geforscht. Die Brost-Stiftung unterstützt den Aufbau mit 750.000 Euro. „Der Förderbescheid ist mehr als nur eine finanzielle Zusage – er ist ein Ausdruck des Vertrauens und ein Vorschuss auf eine verantwortungsvolle Tätigkeit im Sinne der Gemeinschaft“, begründet Stiftungsvorstand Professor Bodo Hombach das Engagement. „Er zeigt, dass die fördernde Institution an das Potenzial des Empfängers glaubt, etwas Wertvolles und Nachhaltiges für die Gesellschaft zu bewirken.“
Einsamkeit macht krank
Das ZGP-E verfolgt vorrangig drei Ziele. Neben der Förderung der Gehirngesundheit und Demenzprävention durch Vorsorge und Aufklärung, stehen Therapie früher Demenzen mit kürzlich zugelassenen Medikamenten sowie Forschung und Lehre im Bereich der Gehirngesundheit im Mittelpunkt. Profitieren sollen davon in erster Linie die Menschen des (erweiterten) Ruhrgebietes. Da Demenzen bevorzugt im höheren Lebensalter auftreten, liegt ein besonderer Fokus auf den Älteren.
Am neugegründeten Institut werden Patientinnen und Patienten mit einem erhöhten Demenzrisiko getestet und beraten. Seit Jahren stehen neun Risikofaktoren für die Entwicklung einer Demenz fest: geringe Bildung, Bluthochdruck, Hörprobleme, Rauchen, Fettleibigkeit, Depression, körperliche Inaktivität, Diabetes und geringe soziale Interaktionen.

Keine Kosten für Patienten
Das Risiko einer Erkrankung steigt mit zunehmendem Alter deutlich an, jüngere Menschen gehören dennoch zur Zielgruppe des Zentrums. „Lange vor dem 65. Lebensjahr kann man an Demenz erkranken“, so Professor Kleinschnitz. „Je früher man die Krankheit erkennt, um so besser.“ Für eine gelungene Prävention sollen schon junge Menschen durch entsprechende Aufklärungskampagnen und Vorsorgeuntersuchungen erreicht werden.
Darüber hinaus ruhen die Hoffnungen der Essener Spezialisten auf neuen Medikamenten, die Alzheimer bereits im frühen Stadium bekämpfen. Sie sollen demnächst auch in Deutschland auf den Markt kommen.
Neben dieser medikamentösen Behandlung kann im Rahmen der Früherkennung auch auf anderen Wegen dem geistigen Verfall entgegengewirkt werden. Dabei entstehen umfangreiche Kosten, die nicht alle durch Kassenleistungen abgedeckt werden. Hier hilft die Unterstützung der Brost-Stiftung massiv. Kleinschnitz: „Wir brauchen zum Beispiel Mittel für genetische Testungen, die nicht von den Krankenkassen übernommen werden.“ Für die Patienten sollen die Untersuchungen (z.B. Analyse von Blut und Nervenwasser) kostenlos sein. Aber auch die psychologischen Tests auf Alzheimer sind aufwändig und kostenintensiv.
Da sich bereits sehr viele ratsuchender Menschen an das neue Zentrum im Uniklinikum gewandt haben, weist Kleinschnitz auf die notwendige Überweisung durch einen Hausarzt hin (Infos unter demenz.uk-essen.de). 2026 soll der Umzug in einen Neubau zusätzlich Behandlungskapazitäten eröffnen.
Am Ende eine weitere positive Botschaft von Professor Kleinschnitz: Gut angepasste Brillen und Hörgeräte senken bereits das Demenzrisiko. „Wenn jemand dauerhaft von Kommunikation abgeschirmt ist, geht für das Gehirn wichtiges Input verloren.“

