Demokratielabor im Herzen Dortmunds

Demokratielabor im Herzen Dortmunds
Mit Unterstützung der Brost-Stiftung eröffnete Salon 5 die neue Jugendredaktion
Manchmal dauert es ziemlich lang, ehe Kinderträume (wenn überhaupt!) in Erfüllung gehen. Hatice Kahraman musste bis ins Erwachsenenalter warten, bis sich ihr Kindheitstraum erfüllte.
„Ich bin nämlich in Dortmund geboren und aufgewachsen und wollte immer Journalistin werden“, erzählt die Redaktionsleiterin von Salon 5 bei der Eröffnung der neuen Redaktionsräume. „Und ich wollte unbedingt in meiner Heimatstadt arbeiten. Ich habe mir immer so einen Ort gewünscht. Ich habe immer gesagt, es muss doch irgendwo in Dortmund einen Ort geben, wo junge Menschen Journalismus machen können.“
Jetzt gibt es einen – seit letztem Freitag ganz offiziell: Salon 5 hat dank Unterstützung durch die Brost-Stiftung, eine Jugendredaktion in Dortmund eröffnet. Und das nicht irgendwo in der Ruhrgebietsmetropole, sondern in direkter Nachbarschaft des legendären Borsigplatzes.

Ausprobieren und mitmachen
Drei bunt und liebevoll gestaltete Räume bieten jungen Menschen die Möglichkeit, sich im Journalismus auszuprobieren. Kahraman begleitet seit 2020 den Aufbau der Nachwuchsschmiede für Demokratie: „In erster Linie geht es uns um den Austausch mit den jungen Menschen auf Augenhöhe, bei vollständiger Meinungsfreiheit. Wir wollen sie ermächtigen, politische Prozesse kritisch zu hinterfragen und sich aktiv in den gesellschaftlichen Diskurs einzubringen.“ Die Jugendredaktion von CORRECTIV wolle nicht primär journalistischen Nachwuchs heranziehen. „Salon 5 verstehen wir als Bildungsprojekt. Indem sie die verschiedenen Arten von Berichterstattung ausprobieren, erlangen die Mitmachenden Medienkompetenz. Die ist heute zwingend notwendig, um sich bei der wachsenden Ausbreitung von Fake News noch unabhängig eine Meinung bilden zu können.“
Qualitätsjournalismus
Die Brost-Stiftung unterstützt Salon 5 im Rahmen des Förderschwerpunktes „Qualitätsjournalismus“. Gefördert werden darüber hinaus investigative Medien auf allen Bühnen moderner Kommunikation. Das Ziel: erklären, hinterfragen, kommentieren. Ganz im Sinne des Vermächtnisses von Erich und Anneliese Brost, wie Stiftungsvorstand Prof. Bodo Hombach betont.
Reden und gestalten
Herzstück der neuen Redaktionsräume ist ein „Tonstudio“, in dem Podcasts aufgenommen, aber auch Reels für diverse Social-Media-Plattformen aufgezeichnet werden können. „Die jungen Leute sind mit diesen Medien aus dem Alltag vertraut, deshalb funktioniert diese Form von Journalismus sofort“, erklärt Hatice Kahraman. „Wir schalten das Aufnahmegerät an und es wird geredet, über Sorgen, Probleme und mögliche Lösungen. Wir glauben, dass eigentlich jeder Mensch ein Journalist ist.“
Die Idee zu Salon 5 ist vor fünf Jahren entstanden, die 5 steht für den entsprechenden Artikel im Grundgesetz: „Jeder hat das Recht, seine Meinung in Wort, Schrift und Bild frei zu äußern und zu verbreiten und sich aus allgemein zugänglichen Quellen ungehindert zu unterrichten.“


Durchschauen und erkennen
Mittlerweile engagieren sich hier mehr als 100 Jugendreporterinnen und -reporter, das Programm läuft rund um die Uhr, die Reichweite liegt bei über 200.000 Kontakten. Die jungen Medienschaffenden lernen Fake News zu erkennen, Medien zu durchschauen. Sie begreifen, wie Journalismus funktioniert, wo sie sich informieren und wie sie selbst veröffentlichen können.
Redakteurin Alina Andraczek: „Auf allen Podcast-Plattformen gibt es uns, auf TikTok oder auf Instagram. Und wir sind mittlerweile ein Medienkompetenzzentrum.“ Das mit Schulen, Jugendzentren und anderen Akteuren zusammenarbeitet. Regelmäßig sind ganze Klassen zu Besuch, über 2000 Jugendliche nahmen an den angebotenen Workshops teil. Mit der Eröffnung des Standortes in Dortmund wird ein bereits mehrfach ausgezeichnetes Projekt weiterentwickelt, unter anderem erhielt Salon 5 einen Preis im Bundeswettbewerb „Demokratisch handeln“. Für Hatice Kahraman schließt sich mit der Eröffnung ein Kreis – und gleichzeitig öffnet sich ein Raum für hunderte junge Menschen, ihre Perspektiven zu teilen und Gesellschaft aktiv mitzugestalten.