Wenn Playmobil zum Leben erwacht

Wenn Playmobil zum Leben erwacht
Die Filmpremiere von "Messner – Die Verfilmung seines größten Abenteuers" wurde von Schülerinnen und Schülern produziert
Im Klassenzimmer der Förderschule „Am Rönsbergshof“ in Duisburg ist nichts mehr wie sonst. Die Tische sind verschwunden, stattdessen gibt es eine Kasse mit selbst gestalteten Kinotickets, eine Garderobe für Jacken und ein Buffet mit Popcorn in liebevoll bemalten Tüten. Gedämpftes Licht, Filmplakate mit handgezeichneten Bergmotiven an den Wänden und über allem flattern: bunte Gebetsfahnen aus Südtirol. Ein Kino mitten in der Schule – und doch viel mehr als das. Denn heute wird hier ein ganz besonderer Film gezeigt: das Stop-Motion-Abenteuer der Schülerinnen und Schüler, eine Hommage an ihre unvergessliche Begegnung mit Reinhold Messner.
Von der Spielidee zum Filmprojekt
Die Idee entstand nach der letzten Teilnahme am Schüleraustauschprojekt Ruhr Natur der Brost-Stiftung. „Die Jungs haben sehr gerne Playmobil gespielt, auch mit Rettungshubschrauber, Polizei und Feuerwehr“, erzählt Klassenlehrerin Désirée Pintzke. „Wir haben zwei jüngere Schüler mit nach Südtirol genommen, die Playmobil so lieben, dass wir extra Playmobil zum Thema Berge bestellt haben. Das haben sie dann auch mitgenommen.“ Nach der Rückkehr spielten die Kinder ihre Reise in den Pausen nach, berichtet Pintzke. „Sie haben alles aufgebaut – die Berge, die Orte, die wir besucht haben – und dann immer wieder unsere Reise nachgestellt. Und das Lustige war, jedes Mal musste Reinhold Messner gerettet werden.“
Irgendwann kam die spontane Idee, das Ganze zu filmen, erinnert sich Frau Pintzke: „Unsere damalige Lehramtsanwärterin hatte zufällig die Stop-Motion-App im Seminar kennengelernt und sagte: ‚Guck mal, das können die ganz einfach machen!‘ Also wollten wir einfach mal eine Szene festhalten und der Brost-Stiftung schicken – die hätten das bestimmt witzig gefunden. Aber aus dieser einen Szene wurde dann ein riesiges Projekt, das anderthalb Jahre gedauert hat.“


Stop-Motion mit viel Geduld und Kreativität
Der Film entstand Schritt für Schritt. „Wir haben angefangen, erst mal die Kulisse aufzubauen. Wir haben uns gefragt: Was brauchen wir überhaupt dafür? Welche Ausflugsziele hatten wir? Die Schüler waren da schon mit involviert“, beschreibt Pintzke die Anfänge. Das Drehbuch wurde von den Lehrern geschrieben, aber die Schülerinnen und Schüler durften immer wieder eigene Ideen einbringen.
„Playmobil haben wir meistens gebraucht über eBay gekauft, weil die Menge einfach zu viel war“, erzählt Pintzke. „Dann wurden die einzelnen Szenen aufgebaut. Das war tatsächlich der zeitintensivste Teil. Man stellt sich das einfach vor, aber für die Schüler war es gar nicht so leicht, die Szenen so zu gestalten, dass es in der Kamera gut wirkt.“
Das Drehen erforderte viel Geduld: „Die Schüler mussten die Figuren Millimeter für Millimeter setzen und über die Stop-Motion-App Fotoaufnahmen machen. Und dann passierte es oft: Man war fast fertig, dann lief jemand durch den Klassenraum, der Boden vibrierte – und die ganze Szene kippte um. Dann mussten wir wieder von vorne anfangen. Das war manchmal wirklich frustrierend. Aber die Schüler haben es durchgezogen, weil sie wussten, wofür sie es machen.“
Das Projekt war dabei nicht nur auf ein Fach beschränkt, sondern wurde fächer- und klassenübergreifend umgesetzt. Es umfasste Elemente aus Kunst, Lesen und Schreiben, Lebenspraxis und Hauswirtschaft. Über diesen Weg wurden unter anderem die Lese- und Schreibkompetenz sowie die Planungsfähigkeit der Schüler gefördert.
Unterstützt wurde das Projekt von Klaus Steffen, einem Künstler, der sich auf Hörspiel- und Sprachförderprojekte spezialisiert hat. Désirée Pintzke betont den Mehrwert einer solchen Unterstützung: „Er hat angeboten, den Film zu vertonen – dadurch wurde das Ganze noch mal professioneller. Besonders für unsere Schüler, die sich vielleicht gar nicht trauen zu sprechen oder aus behinderungsbedingten Gründen Schwierigkeiten haben, war das ein riesiger Schritt. Manche haben sich dadurch richtig getraut, mehr mit Sprache zu experimentieren, und haben Selbstbewusstsein aufgebaut.“
Eine Filmpremiere mit Herz
Die Premiere sollte genauso einzigartig werden wie das Filmprojekt selbst. Kein einfaches Vorführen am Whiteboard – die Schüler verwandelten ihr Klassenzimmer in ein richtiges Kino. Wer zur Vorstellung kam, musste erst sein Ticket vorzeigen, durfte sich Popcorn und Getränke holen und wurde dann in den verdunkelten „Saal“ geführt. „Wir haben jetzt eine Woche lang geplant, Popcorn gemacht, Plakate gestaltet, die Kinostühle hingestellt und überlegt: Was bieten wir denn zu trinken an?“, erzählt Pintzke. „Die Schüler waren total in ihrem Element und voller Energie.“
Die Emotionen bei der Vorführung waren groß: Lachen, Staunen – und ein Moment der Rührung, als am Ende ein herzliches „Danke!“ an Reinhold und Diane Messner sowie die Brost-Stiftung über die Leinwand flimmerte. „Die Schüler wussten schon, dass das für sie eine tolle Reise war und dass das nicht selbstverständlich ist“, sagt Pintzke. „Und es ist für sie einfach auch schön, zu zeigen: Guckt mal, was wir geschaffen haben!“

Ein neues Abenteuer beginnt
Doch während der eine Film gefeiert wird, beginnt bereits das nächste Abenteuer: Eine neue Gruppe der Förderschule "Am Rönsbergshof" ist gerade in Südtirol unterwegs! Der Austausch im Rahmen von Ruhr Natur hat erneut begonnen. Wer wissen möchte, welche Erlebnisse die Schüler diesmal sammeln, kann dies auf den Social-Media-Kanälen der Brost-Stiftung verfolgen.