Lernen am Ort des Entsetzens

Der Verein begegnen e.V. brachte Menschen in der Gedenkstätte des Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau zusammen. Erfahrung von Grauen und Leid soll Toleranz und Verständnis fördern
Der Ort des grausigen Erinnerns ist von drei Gleissträngen eingefasst. Hier auf der sogenannten „Judenrampe“ wurden im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau die ankommenden Züge mit überwiegend jüdischen Häftlingen entladen – für die meisten Menschen folgten die letzten Schritte auf dem Weg in den Tod…
Anlässlich des Holcaust-Gedenktages am 27. Januar erinnert der Verein begegnen e.V. an einen Besuch der Gedenkstätte. Am 26. August 2024 trafen sich christliche, jüdische, muslimische und konfessionslose Menschen aus dem Ruhrgebiet und ganz NRW, um fünf intensive Tage in Polen zu verbringen. Die Brost-Stiftung fördert die Arbeit des Vereins und hat die Reise unterstützt.
„Während unseres Besuchs in Auschwitz, besonders beim Gang über die „Judenrampe“, haben wir die erdrückende Last der Geschichte gespürt“, beschreiben die Reiseteilnehmer Aynur und Yasin ihre Eindrücke. „Diese Rampe steht symbolisch für das unfassbare Leid und die Grausamkeit, die den Opfern des Nationalsozialismus widerfahren sind. Der direkte Kontakt mit den historischen Orten des Grauens haben uns sehr traurig gemacht.“
Sensibler für Antisemitismus und Rassismus
begegnen e.V. organisiert seit der Vereinsgründung im Jahr 2019 Begegnungsreisen für Erwachsene unterschiedlicher Religionszugehörigkeiten. Ziel der aktuellen Reise in der besonderen, pluralen Gruppenzusammensetzung war das gemeinsame Gedenken: die unterschiedlichen Perspektiven, welche die Teilnehmenden durch ihre Hintergründe mitbringen, sensibilisieren für die Bedeutung von Antisemitismus, antimuslimischem Rassismus und anderen Diskriminierungen heute.
Vor allem gegen den wachsenden Antisemitismus soll der Internationale Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (International Holocaust Remembrance Day) ein Zeichen setzen. Er wurde im Jahr 2005 von den Vereinten Nationen in Erinnerung an die Befreiung des Konzentrationslagers durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 eingeführt. Die Soldaten fanden noch etwa 7000 Gefangene vor, zuvor waren die marschfähigen Häftlinge von SS-Wachen in Richtung Westen abgeführt worden. Über eine Million Menschen kamen in Auschwitz-Birkenau ums Leben.


Brost-Stiftung fördert 2025 weitere Reise
„Die Ausmaße des ehemaligen Vernichtungslagers beim dreistündigen Rundgang zu erleben, war für die Teilnehmenden schockierend“, erzählt Lena Salewski, die als Referentin bei begegnen e.V. die Reise begleitete. „In einem ruhigen, fast idyllischen, Teil des Geländes gab es die Möglichkeit des Gedenkens: Einige Teilnehmende hatten jüdische, muslimische und christliche Gebete und Lieder vorbereitet, zur Ehre der Ermordeten des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau. Die tröstenden Worte und Klänge waren ein Moment der gemeinsamen Trauer – es war der Moment für Stille und Tränen und für Verbundenheit im Gedenken, über Religionsgrenzen hinweg.“
Für die Organisatoren war nach vier bewegenden Tagen der Blick in die Zukunft besonders wichtig. Es fanden sich Kleingruppen zusammen, die gemeinsam Überlegungen anstellten, wie sie das Gelernte und Erfahrene einsetzen können, um sich für mehr Toleranz und Verständnis in ihrem Umfeld einzusetzen. Egal, ob im familiären Umfeld oder als ehrenamtliches Projekt – die Begegnungsreise wirkt nach. Auch im Jahr 2025 wird eine Begegnungsreise durch die Förderung der Brost-Stiftung ermöglicht.




