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Mission Wahrheit – keine „mission impossible“

Mission Wahrheit - keine "mission impossible"

Stiftung und Akademie unterstützen Qualitätsjournalismus als festen Bestandteil einer demokratischen, freien Willenbildung in einem großen Förderschwerpunkt

Wenn nicht hier, wo dann? Die Förderung des Qualitätsjournalismus war für Stifterin Anneliese Brost Lebenswerk. Mit ihrem Mann Erich gehörte sie zum Gründungsteam der WAZ, widmete sich als Verlegerin der Stärkung freier Medien in Deutschland sowie der Förderung des journalistischen Nachwuchses. Daher ist es naheliegend, dass die Zukunft eines hochwertigen Journalismus im Rahmen des Stiftungszweckes „Volksbildung“ eines der zentralen Anliegen der Brost-Stiftung ist. Daher initiiert der Vorstand ab 2025 einen großen Förderschwerpunkt Qualitätsjournalismus. In zwei Eigen- und drei Fremdprojekten fördert er in diesem Rahmen qualitätsjournalistische Bildungsangebote für die Menschen im Ruhrgebiet.

Seine Relevanz offenbarte sich bereits in der Podiumsdiskussion anlässlich der Vorstellung. „Wer vermittelt uns ein realistisches Bild unserer Welt?“ – diese Frage diskutierten Welt-Herausgeber Stefan Aust, NZZ Chefredakteur Eric Gujer sowie der frühere Ministerpräsident und Verfassungsrichter Peter Müller. Fazit der Bestandsaufnahme: Der Diskurs hat sich verengt, zunehmend werden Moral und Wahrheit in einem Haltungsjournalismus vermengt. Moderiert von Phoenix-Redakteur Michael Hirz entwickelte sich eine  spannende Debatte um Kompetenz, Arbeitsbedingungen, journalistisches Handwerk und schließlich die Bedrohung der Branche durch soziale Medien und künstliche Intelligenz.

„Junge Redakteure sehen sich heute eher als Aktivisten und weniger dem Ethos des unabhängigen Journalisten verpflichtet.“

— Stefan Aust, Welt-Herausgeber

Als Faktengrundlage, vor allem zur Gestaltung der beiden Eigenprojekte in diesem Förderschwerpunkt, führte die Forsa-Gesellschaft im Auftrag der Brost-Stiftung eine repräsentative Befragung zur Mediennutzung in Deutschland durch. Über 60 Prozent der Befragten teilen (überwiegend) die Einschätzung, dass in den klassischen Medien Dinge oft übertrieben und verzerrt dargestellt werden bzw. die Berichterstattung oft zu oberflächlich sei. 59 Prozent halten die Berichterstattung häufig für zu einseitig und inhaltlich nicht ausgewogen. 54 Prozent meinen, dass Extrempositionen und radikalen Meinungen oft zu viel Raum eingeräumt werde. Knapp die Hälfte ist auch der Meinung, dass bei vielen Berichten eher die Meinung des Journalisten, aber nicht die Nachricht im Vordergrund stehe. Skepsis bis hin zum Vertrauensverlust belegt auch eine Umfrage aus dem Jahr 2022, nach der die Hälfte der Bevölkerung zumindest teilweise an der Glaubwürdigkeit der Medien zweifelt.

„Die Brost-Stiftung gibt hier Gelegenheit und Ort. Sie erfüllt ihren Auftrag als Teil der Zivilgesellschaft. Ich danke allen, die das so wichtig nehmen, wie es ist … Die Mission Wahrheit ist keine ‚mission impossible‘“

— Prof. Bodo Hombach

Welche Konsequenzen hat dieses wachsende Spannungsverhältnis zwischen Journalisten und Konsumenten in der modernen Medienlandschaft?. In „Mission Wahrheit“, Band 6 im Rahmen der Brost-Bibliothek, kommen kundige Autoren aus Journalismus, Politik und Wissenschaft zu Wort. Das Buch liefert im weitesten Sinne Begleittexte zu den insgesamt fünf Förderprojekten mit dem Schwerpunkt Qualitätsjournalismus. Er verfolgt das Stiftungsziel Volksbildung, mit der die Orientierung und das Urteilsvermögen der Menschen gestärkt werden sollen. Sie ist aber auch Voraussetzung für eine
wettbewerbsfähige Wirtschaft, für gute Arbeit und ein sicheres gesellschaftliches Zusammenleben. Durch unideologische Wissensvermittlung sowie eine qualitativ hochwertige mediale Anregung zur Einordnung und Bewertung von Fakten werden notwendige individuelle und kollektive Fähigkeiten gefördert, um eine Demokratie dauerhaft zu beleben. Die Brost-Stiftung erkennt hier hohen Förderbedarf. Gleichzeitig mahnt nicht allein das hochkarätig besetzte Podium politische Leitplanken angesichts der wachsenden Bedrohung der Medien durch Social Media und KI an. Eric Gujer: „Die Europäer sind gut im Regulieren, aber die Amerikaner schneller im Machen.“

Band 6: Mission Wahrheit

„Mission Wahrheit“ untersucht, wie wachsende Informationsflut sowie Verbreitung von Falschnachrichten durch soziale Medien und KI unsere Wahrnehmung beeinflussen. Die Brost-Akademie fährt hier im Bemühen fort, mündigen Bürgern belastbare Fakten zum demokratischen Diskurs zu liefern.

„Ein Buch wie dieses ist ‚Meeting Point‘ in Zeiten wachsender Unübersichtlichkeit. Es ist gelebte Debattenkultur. Es stiftet Bündnisse zwischen Autoren und Lesern. Schon das Inhaltsverzeichnis macht Mut.“

— Prof. Bodo Hombach, Präsident der Akademie und verantwortlicher Herausgeber

Und neugierig! „Warum die Demokratie Medien braucht – auch und gerade im Internetzeitalter?“ Mit dieser Frage beschäftigt sich Nathaniel Liminski, NRW-Minister für Bundes- und Europaangelegenheiten, Internationales sowie Medien. Das „schwierige Verhältnis der Jungen zu den Nachrichten“ wird im Beitrag des dpa-Journalisten Meinolf Ellers „Zwischen Influencern und TikTok Timeline“ beleuchtet. Erik Gujer, Chefredakteur der NZZ, sowie Pioneer-Gründer Gabor Steingart hinterfragen journalistische Ethik sowie das neue Selbstverständnis der Konsumenten. Über 200 Seiten zum Nachlesen und Nachdenken …

Lust auf Weiterlesen?

Hier geht's zur vollständigen Brost-Bibliothek:
Band 1: „Auf Streife durchs Revier – Kriminalität und ihre gesellschaftlichen Folgen“
Band 2: „Heimat, Freiheit und Sicherheit – Zur Anatomie eines gespannten Verhältnisses“
Band 3: „Das Leben vom Ende her denken – Einblick in die Palliativmedizin“
Band 4: „Auffällig unauffällig? – Wahrnehmung, Mediennutzung und politische Einstellungsmuster im Ruhrgebiet“
Band 5: „Rückzug des Staats? Das Spannungsfeld zwischen staatlicher und privater Sicherheit“
Band 6: „Mission Wahrheit - Wer vermittelt uns ein realistisches Bild unserer Welt?“
Alle Bände herausgegeben von Prof. Bodo Hombach und erschienen im Tectum-Verlag