Die Bremer Stadtmusikanten auf neuer Reise: Ein inklusives Theaterprojekt
Menschen sind verschieden. Und Tiere auch.
Diese Vielfalt und Einzigartigkeit stehen im Zentrum einer neuen, partizipativen musikalischen Arbeit, die Jung und Alt gleichermaßen anspricht. Inspiriert vom bekannten Märchen der Gebrüder Grimm „Die Bremer Stadtmusikanten“ inszenierte Regisseurin Brigitte Dethier eine Produktion, die am 24. Mai 2024 Premiere feierte.
Gesellschaftliche Ausgrenzung im aktuellen Kontext
Im Originalmärchen werden die Tiere aufgrund ihres Alters und ihrer Fähigkeiten von ihren Besitzern verstoßen. Analog dazu behandelt die neue Inszenierung die Thematik der gesellschaftlichen Ausgrenzung von Menschen, die aufgrund von Alter, Migration oder Verlust von Fähigkeiten in ihrer bisherigen Umgebung nicht mehr funktionieren. Die Tiere symbolisieren dabei Menschen, die in neuen Kontexten zurechtkommen müssen, sei es nach einer Flucht oder einem Schicksalsschlag.
Brigitte Dethier, die von 2002 bis 2022 das Junge Ensemble Stuttgart leitete und mehrfach ausgezeichnet wurde, bringt gemeinsam mit dem Theatermusiker Torsten Kindermann, bekannt durch „Pünktchen und Anton“ am Schauspielhaus Bochum, dieses Projekt auf die Bühne. Die Inszenierung, unter der Leitung der Intendantinnen Christina Zintl und Selen Kara, ist eine Kooperation mit der Pflegeeinrichtung Gerhard Kersting-Haus und wird finanziell durch die Brost-Stiftung gefördert.
Dr. Thomas Sacher, stellvertretender Vorsitzender des Vorstands der Brost-Stiftung, machte sich persönlich ein Bild von dem Erfolg des Projekts und besuchte eine Vorstellung der „Stadtmusikanten“ im Gerhard Kersting-Haus in Essen.
Mobile Bühne mit integrativem Charakter
„Stadtmusikanten“ ist eine mobile Produktion, welche es sich zum Ziel gemacht hat, sich zu den Menschen hinzubewegen, denen es nicht möglich ist, das Theater aufzusuchen. Dazu gehören sowohl Senioreneinrichtungen als auch Grundschulen, vor allem jene in sozial schwachen Gegenden. Das Projekt versteht sich als kulturelle Bildung und Teilhabe und soll in Verbindung mit Bildungsinstitutionen das lustvolle Lernen ermöglichen. Durch den besonders hohen musikalischen Anteil werden niederschwellig Sprachbarrieren überwunden, wodurch die Inszenierung auch in Teilen von Essen mit hohem Migrationsanteil sehr gut umsetzbar ist. Der Container, welcher als Bühne dient, kann auch langfristig für weitere mobile Spiel- und Veranstaltungsorte des Schauspiel Essen zum Einsatz kommen.
„Stadtmusikanten“ richtet sich an ein Publikum ab 8 Jahren und ist eine Hommage an die Kraft der Gemeinschaft und die Bedeutung der Vielfalt. Es erzählt die Geschichte der ausgemusterten Tiere neu und bietet einen hoffnungsvollen Blick auf die Möglichkeiten, die in der Zusammenarbeit und dem gegenseitigen Verständnis liegen.
„Gesellschaftskritik am Umgang mit unnützen Zeitgenossen und zutiefst menschliche Themen lassen Regisseurin Brigitte Dethier und Dramaturgin Margrit Sengebusch anklingen. Ausgrenzung, Einsamkeit, Ängste, Freundschaft, Streit oder die Kraft der Gemeinschaft blitzen in dem Text auf. Schließlich treffen da Charaktere mit unterschiedlichen Verhaltensweisen aufeinander, die in einer WG klarkommen müssen. Verkörpert von einem großartigen Ensemble wird die Aufführung zum amüsanten wie berührenden Gewinn für alle Altersgruppen (ab 8 Jahren).“
— Auszug aus der WAZ vom 27. Mai 2024