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Auch auf kleinem Raum kann Großes wachsen

Weit über 100.000 Euro Spenden der Brost-Stiftung bei den Flutopfern im Ruhrtal angekommen

Das Herzstück der Hilfe lässt sich zentimetergenau beschreiben: 5,50 Meter lang, 2,20 Meter tief, drei Meter hoch ist das Ein-Raum-Gebäude auf Rädern, in dem die Caritas unter dem Namen „Caritas Ruhrtal Nachbarn“ mit einem festen Sozialberatungsangebot seit August 2021 den Opfern der Flutkatastrophe zur Seite steht. Im Tiny-Haus inmitten des „Freizeitdomizil Ruhrtal“ finden die geschädigten Anwohner:innen nicht nur Rat und Zuspruch: Stand April 2023 wurden von der Caritas u.a. 104.753 Euro, gespendet von der Brost-Stiftung, an die Menschen in Not verteilt.

„Es gibt zwei Personenkreise, die auf Spenden angewiesen sind. Zum einen Personen, deren Schadensaufkommen deutlich höher ist als die vom Land zugestandenen Mittel der Pauschale „Hausrat“. Darüber hinaus sind einige Menschen betroffen, die aufgrund dessen, nicht mit der Wohnadresse auf dem Campingplatz angemeldet zu sein, keinerlei sonstige Hilfen erhalten“, erklärt Petra Backhoff, die als verantwortliche Sozialarbeiterin vor Ort koordiniert und hilft.

Nach ihren Erfahrungen erreichen die Hilfen in den letzten Monaten vermehrt Personen, die entweder erhebliche Energiekosten-Nachzahlungen leisten müssen oder die (aus unterschiedlichen Gründen) bisher überhaupt gar keine Hilfen in Anspruch genommen haben.

„Beim letztgenannten Personenkreis handelt es sich meist um Alleinstehende, die aufgrund von körperlichen oder psychischen Erkrankungen isoliert leben und wenig Außenkontakte haben. Hier kann von klarer Vereinsamung gesprochen werden.“

Petra Backhoff

Kein Förderantrag, keine Nothilfe!

Aktuell ist sie beim regelmäßigen Kaffeetrinken, zu dem die Caritas auf dem Campingplatz an der Tippelstraße einlädt, mit zwei Schicksalen konfrontiert worden. Die betroffenen Senior:innen erzählten von ihrer Notlage in der beschädigten Unterkunft, nach Augenschein sieht Petra Backhoff dringenden Handlungsbedarf. „Wir verfügen aus den von der Brost-Stiftung bereits freigegeben Mitteln noch über rund 40.000 Euro, die umgehend an die älteren Menschen weitergegeben werden könnten.“ Das große Problem, neben der psycho-sozialen Situation der Betroffenen: Sie hatten bisher keinen Förderantrag beim Land gestellt oder noch keine Rückmeldung. Erst wenn die öffentlichen Unterstützungsmöglichkeiten erschöpft oder abgelehnt sind, darf die Caritas Spendengelder verteilen!

Petra Backhoff und Stefan Back sind die Fluthilfekoordinatoren der Caritas in Hattingen.

Rund 200 Menschen im Alter zwischen sechs und 86 Jahren wurden im Juli 2021 vom Hochwasser überrascht, 100 von ihnen sind in den massiv beschädigten 160 Holz- beziehungsweise Blockhäusern mit Erstwohnsitz angemeldet. Deren Alltags- und Zukunftsplanung unterstützt die Caritas aktuell mit Beratungsangeboten zur Sozialhilfe, der Stellung von Wohngeldanträgen wie auch durch die Vermittlung weiterer Hilfs- und Betreuungsangebote.

Für viele Betroffenen war die Hilfe gleichzeitig Anstoß und Motivation zur Selbsthilfe. Auf dem Platz hat sich die Vereinigung „NBZ Ruhrtal Hattingen“ gegründet, als nachbarschaftliche Gemeinschaft können die Anwohner:innen des Freizeitdomizils künftig zum Beispiel ihre Interessen überzeugender vortragen.

Auf dem Bild zu sehen: Petra Backhoff und Stefan Back, die Fluthilfekoordinatoren der Caritas in Hattingen.

Das Tiny-Haus bleibt weiterhin zentraler Anlaufpunkt. Eine Gruppe von Frauen trifft sich dort regelmäßig zum Handarbeiten, die Stadt Hattingen bietet wöchentlich eine Sprechstunde des Seniorenbüros an. Auch auf kleinem Raum kann Großes wachsen…