Wer zu früh kommt, den fordert das Leben!
Am 17. November wird weltweit an die Belastungen frühgeborener Babys und ihrer Familien erinnert
17. November 2022
Heute leuchtet die Welt lila! Mit dieser Farbe erinnern seit 2011 Initiativen rund um den Globus jedes Jahr am 17. November an (zu) früh geborene Kinder. 40 Wochen dauert eine Schwangerschaft normalerweise, wenn ein Baby vor der vollendeten 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommt, dann gilt es als Frühchen. Deutschlandweit betrifft dies rund 64.500 Kinder!
Der „Weltfrühgeborenentag“ thematisiert Risiken und Probleme für Frühchen und ihre Familien, jedes 10. Kind, nach neueren Studien sogar jedes neunte, wird in Deutschland als Frühchen geboren. „Bei ihrer Geburt sind viele dieser Kinder gerade einmal so groß wie eine erwachsene Hand und 500 Gramm leicht“, erklärt Prof. Ursula Felderhoff-Müser von der Kinderklinik der Uni Essen. „Ihre Versorgung ist eine Herausforderung – schließlich können die meisten von ihnen zunächst weder selbstständig atmen noch Nahrung zu sich nehmen.“
Und nicht selten wird das private Umfeld für die Frühchen zum weiteren Problem: Alleinerziehende Mütter, minderjährige Eltern, oft aus bildungsfernen Familien mit Migrationshintergrund, sind mit der intensiven Betreuung der Babys überfordert. Trotz aller medizinischen Fortschritte der letzten Jahrzehnte werden die Risiken und Probleme, die sich für ein Kind und seine Familie durch den Frühstart im weiteren Leben ergeben, häufig nicht ausreichend wahrgenommen.
Brost-Stiftung half beim Frühstart
Deshalb hat die Brost-Stiftung das Projekt „Frühstart“ unterstützt, eine Elternberatung des Uniklinikums Essen. Ein Team aus Krankenschwestern, einer Psychologin und einer Kinderärztin hilft „Frühchen“ und ihren Eltern stationär und bis zu drei Monaten über den Klinikaufenthalt hinaus.
Eine Elternberaterin betreute zusätzlich die Familien schon vor der Geburt, half danach bei Kontakten zu Ämtern, Behörden und Kinderärzten. Durch das Engagement der Brost-Stiftung konnte eine Nachsorgefachkraft finanziert sowie die Bereitstellung des mobilen Dienstes gestärkt werden. Auf diese Weise war es möglich, zahlreichen Eltern und alleinerziehenden Müttern von Früh- und Neugeborenen mit unterschiedlichen sozialen Belastungen eine passgenaue Betreuung und Beratung anzubieten.
Professor Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung: „Es gibt kaum Wichtigeres und auch Schöneres, als den gerade Geborenen einen guten Eintritt ins Leben zu ermöglich. An meine zwei Monate Übergang im Brutkasten erinnere ich mich natürlich nicht. Aber schon der Bericht meiner Mutter verbindet mich mit den Menschen, die da Helfende sind.“
Frühgeborene müssen kämpfen
Allein am Uniklinikum werden 700 Frühgeborene jährlich betreut! Im internationalen Vergleich ist die Frühgeburtenrate in Deutschland hoch. Mögliche Ursachen für Frühgeburten sind das steigende Alter der Mütter, Stress, Bluthochdruck und Fehlentwicklungen beim Kind. Auch Mehrlinge erhöhen das Risiko für eine Frühgeburt. Nicht immer kann die Ursache für eine Frühgeburt gefunden werden.
Prof. Ursula Felderhoff-Müser: „Durch „Frühstart“ ist es gelungen zahlreichen Eltern und alleinerziehenden Müttern von Frühgeborenen mit unterschiedlichen sozialen Belastungen eine passgenaue Beratung und Betreuung anzubieten. Die psychologische Belastung und der emotionale Druck können so maßgeblich verringert werden, damit ein guter Start in das gemeinsame Familienleben gelingt.“
Angesichts der kommenden Herausforderungen ein wichtiger erster Schritt! Die Folgen der zu frühen Geburt begleiten die Kinder häufig bis ins Erwachsenenalter. Dabei zählen nicht immer nur körperliche Beeinträchtigungen, auch psychisch und sozial tun sich Frühgeborene oft schwerer als ihre Altersgenossen. Sie leben nach einer Studie häufig zurückgezogener, werden in der Schule eher gemobbt und haben niedrigere Schulabschlüsse. Generell gilt: Je früher ein Kind geboren wird, desto schwerwiegender sind die Folgen noch im Erwachsenenalter.