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Lebenstraining in der Turnhalle

Aktuelle Studie zeigt: Kinder brauchen mehr Bewegungsangebote

04. November 2022

Corona und weitreichende Folgen: Einer neuen Untersuchung zufolge steigt die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit krankhaftem Übergewicht rasant an. Das geht aus Daten der KKH Kaufmännische Krankenkasse in Hannover (Niedersachsen) hervor, die Lockdown-Phasen hätten die Lage noch verschärft. So sei die Zahl der Adipositas-Fälle allein vom Vor-Corona-Jahr 2019 bis 2021 bei den sechs- bis 18-Jährigen um 10,7 Prozent gestiegen, bei 15- bis 18-jährigen Jungen sogar um 18,7 Prozent und bei den gleichaltrigen Mädchen um gut zwölf Prozent. 

„Homeschooling mit stundenlangem Sitzen vor dem PC, fehlender Sportunterricht, kaum Treffen mit Freunden, geschlossene Sportstätten – die Pandemie mit all ihren Kontaktbeschränkungen hat das Leben vieler Kinder und Jugendlicher lange Zeit aus dem Lot gebracht und Inaktivität gefördert“, urteilte Aileen Könitz, Ärztin und Expertin für psychiatrische Fragen bei der Krankenkasse. 

In Kooperation mit den verschiedensten Partnern fördert die Brost-Stiftung nachhaltig Bewegungsangebote für junge Menschen. Beispiel MiMa-Sports, ein Projekt an Ganztagsschulen:

„Immer wieder zusteigen, immer wieder mit dabei sein…“

Launig wie auf dem Rummelplatz animiert MiMa-Sports die Schüler der Ludger-Schule in Selm zum Mitmachen beim „Sportkarussell“. Seit den Sommerferien geht es wieder wöchentlich ab bei Spiel und Spaß in der Turnhalle!

Selbsterfahrung auf dem Karussell

„MiMa Sports“ ist auf dem Spielfeld der Bewegungserziehung unterwegs. Der gemeinnützige Bildungs- und Sportverein führt gemeinsam mit Schulen, Vereinen, Kindergärten und weiteren Bildungseinrichtungen vielfältige Angebote im sozialen Sektor durch. Ziel: Kinder, Jugendliche und Erwachsene nicht nur in Bewegung zu bringen, sondern auch weiterzubilden. Neben Sportkursen bieten sie zusätzlich außerschulische Betreuungsprogramme sowie Unterrichtsangebote an.

Das von MiMa entwickelte „Sportkarussell“ bietet eine aufregende Rundfahrt, in der alle möglichen Ballsportelemente zusammengefasst auf spielerische Weise zum Mitmachen animieren. In der auf jeweils ein Jahr (ein bis fünfmal wöchentlich möglich) angelegte Stundenreihe lernen die Kinder (Gruppengrößen zwischen sechs und 20) verschiedenste Ballsportarten kennen (und hoffentlich auch lieben).

Bei der ,von der Brost-Stiftung geförderten, Kooperation mit den Grundschulen und Ganztagsschulen in Lünen und Selm übernimmt MiMa Sports die gesamte Koordination des „Sportkarussells“. Dazu gehören Material, Trainingspläne, Personal, Kurszeiten sowie Elternbriefe. Es wird neben den kognitiven und sportlichen Fähigkeiten auch das soziale Miteinander der Kinder trainiert. Denn kleine Sportspiele und auch Großgruppenspiele fördern unter anderem die Zusammenarbeit im Team. Durch die extra geschulten Übungsleiter wird jede Einheit individuell auf die teilnehmende Gruppe angepasst.

Ballschule wird zur Sprachschule

Der MiMa-Vereinsvorsitzende Michael Gössing und Geschäftsführer Marco Mowinkel, damals beide noch Studenten, hatten 2015 die Idee, etwas Bewegung in ihre Heimatstadt zu bringen. Neben dem „Sportkarussell“ fördert die „Ballschule“ das natürliche Spielen der Kinder und führt sie an alle möglichen Ballsportarten heran. Es gibt Programme für koordinierten Pausensport, aber auch eine „Sprachschule“: Hier werden auf sportliche Weise Grundlagen der deutschen Sprache für Migranten vermittelt. Aus insgesamt 17 Themen (ABC, Zahlen, Verben, Satzbau, etc.) werden entsprechend des Sprachniveaus der Teilnehmer für jeden einzelnen Partner die Trainingseinheiten individuell zusammengesetzt. Voraussetzung für vielfältige Erfolgserlebnisse nicht nur bei der Integration.  

Die Verknüpfung von Sport und Sprache hat sich mit der hauseigenen Sprachschule bereits seit Anfang 2017 als effektive Hilfestellung beim Deutschlernen bewährt. Damit ist der Verein mit mehr als 50 unterschiedlichen Kursen auch im Lüner Umland vertreten. Ein Teil des Erfolgsrezeptes laut Michael Gössing: Alle Trainer müssen neben sportlichen Qualifikationen auch soziale Kompetenzen vorweisen können.

Wie wichtig diese Initiativen sind, belegt einmal mehr die aktuelle Studie. Aileen Könitz, Ärztin: „Ausgrenzung zu erfahren, schwächt nicht nur das Selbstwertgefühl und mindert die Lebensqualität, sondern kann zu psychischen Erkrankungen wie Ängsten oder einer Depression führen.“