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Intelligente Ideen gegen den Verkehrs-Infarkt

Titelbild des Handlungsleitfadens "City-Logistik in Kommunen"

Neuer Leitfaden zur „Citylogistik im Ruhrgebiet“ zeigt Kommunen Handlungsempfehlungen und Fördertöpfe auf

Als das Projekt begann, waren die Probleme bereits groß und die Zahlen gewaltig. Durchschnittlich mehr als vier Millionen Pakete lieferte 2018 allein die Deutsche Post/DHL täglich an deutsche Haushalte. Nötig ist dazu ein Heer von Fahrzeugen, die den ohnehin angespannten Innenstadt-Verkehr an den Rand des Infarktes bringen. Mit Erscheinen des Leitfadens „Citylogistik in Kommunen – Impulse für eine stadtverträgliche Auslieferung im Ruhrgebiet“ erreichen die Belastungen jetzt Rekordniveau: 1,8 Milliarden Pakete brachte die Post 2020 an unsere Haustüren! Die Wachstumsraten im Onlinehandel belegen Aktualität und Dringlichkeit des Brost-Projektes „Mobilität im Ruhrgebiet“, das Stiftungs-Vorstand Professor Bodo Hombach so zusammenfasst: „Zwei Jahre lang sondierten Fachleute die Verhältnisse, in Kooperation mit dem Ministerium für Verkehr des Landes NRW und im Nahkontakt mit den betroffenen Menschen dieser Region. Ein realistisches Bild der Probleme und Ursachen, aber auch interessanter Lösungsansätze sollte Bürger*innen aufklären und Entscheidungsträger auf- muntern.“ Wie diese aussehen können, zeigt der neu erschienene rund 30 Seiten starke Leitfaden für Kommunen.

Bottrops Zukunft heißt „LOUISE“

Fachleute analysieren die Ausgangssituation, stellen Handlungsfelder dar und liefern schließlich Empfehlungen nebst Checkliste und Fördermöglichkeiten. So sollen kommunale Verwaltungen im Ruhrgebiet in die Lage versetzt werden, vielversprechende Ansatzpunkte zu identifizieren und passende Lösungskonzepte für die logistischen Herausforderungen vor der Haustür zu entwickeln. Die Umsetzung erfolgt direkt durch Initiativen aus den Partnerkommunen Herne, Bottrop und Oberhausen. Mithilfe einer digitalen Plattform will Bottrop private Haushalte, lokale Wirtschaft und Logistik untereinander vernetzen und einen neuen Logistikdienst aufbauen. In dem „LOUISE“ genannten Projekt arbeitet die Stadt unter anderem mit einem ortsansässigen Logistikunternehmen zusammen. Herne zeigt sich ähnlich kreativ, konzeptionell wie in der Namensgebung: Die Stadt hat das Projekt „HeLM’19 – Herne letzte Meile 2019” entwickelt und dabei u. a. mit einem lokalen Hersteller für elektrobetriebene Lieferfahrzeuge kooperiert. Mit u.a. Mikrodepot-Konzepten zur nachhaltigen Warenverteilung auf der letzten Meile wollen die Verantwortlichen im dichtbesiedelten Oberhausen die städtische Logistik schadstoffärmer und stadtverträglicher organisieren.

60.000 Laster verstopfen NRW-Hauptstadt

„Die Zukunft der Mobilität ist vernetzt und digital – sowohl der Waren- und Güterverkehr als auch die Personenbeförderung“, erklärt NRW-Verkehrsminister Hendrik Wüst (CDU), der das Projekt fachlich begleitete. „Es gilt unterschiedliche Verkehrsträger vom emissionsarmen Lkw über E-Scooter bis zum Lastenfahrrad zu kombinieren. Warenlager vor der Stadt sowie Mikro-Depots in der City können die Auslieferung auf der letzten Meile unterstützen. Das spart Ressourcen und Wegstrecken, schafft Platz und saubere Luft in der Stadt.“ Der Weg dahin ist weit: Allein in der Innenstadt Düsseldorfs, so Wüst, besteht zu üblichen Zeiten ein Drittel des Straßenverkehrs aus Lieferfahrten für den Onlinehandel – mit 60.000 Lkw und Sprintern pro Tag. Tendenz steigend, wie der Trend zum Online-Shopping im Corona-Lockdown. Bei der Rückkehr zur Normalität kehrt auch das Problem der Schadstoffbelastung zurück. Es braucht also langen Atem: Mindestens 46 Citylogistik-Projekte zählte das Fraunhofer-Institut in den vergangenen 21 Jahren in Deutschland. Übrig geblieben ist davon nur eine Handvoll. Die abschließende Handreichung aus dem Projekt „Mobilität im Ruhrgebiet“ soll dagegen nachhaltig wirken. Hombach: „Der vorliegende Leitfaden ist ein Leitfaden für Kommunen, die intelligent agieren und nicht mehr nur hektisch reagieren wollen.“

Den vollständigen Leitfaden können Sie hier herunterladen.