Alice im Tanz-Revier
Brost-Projekt „Move!“ bewegt 2019 sogar 160 Schüler. Und lockt dabei das begeisterte Publikum ins „Wunderland“
Jetzt hat die „Fridays for Future”-Bewegung sogar die Tanzbühne erobert – zumindest in Gelsenkirchen. Demonstranten ziehen im Hintergrund mit Protestplakaten vorbei, als die Hauptdarstellerin Alice sich an einer Bushaltestelle, musikbeschallt unter ihren großformatigen Kopfhörern, aus der realen Welt weg träumt. Bevor sie dahin zurückkehrte, erlebten 1100 Zuschauer bei der Premiere von „Move! 2019“ im Musiktheater im Revier (MiR) die getanzte Begegnung mit einem weißem Kaninchen, einer mordlustigen Königin sowie einer überdimensionierten grünen Raupe, die Alice mit einem mächtigen Joint benebelt. Ein Ideenfeuerwerk bei Regie und Choreographie, die Musik wechselt wild zwischen Bach, Sergio Mendez und Händel!
„Welcome to Wonderland“ – unter diesem Motto tanzten sich 160 Darsteller auf der MiR-Bühne in die Herzen des Publikums. Und hauchten dabei dem Kinderbuchklassiker „Alice im Wunderland“ von Lewis Carrol (1865 erschienen) neues Leben ein. In diesem Jahr beteiligten sich Schüler des Carl-Friedrich-Gauß-Gymnasiums, der Evangelischen Gesamtschule Bismarck, der Gesamtschulen Buer-Mitte, Ückendorf und Wulfen sowie der Erich-Kästner-Realschule in Gladbeck am Tanzprojekt, unterstützt von professionellen Tänzern des MiR. Die Brost-Stiftung fördert „Move!“ bereits im dritten Jahr –Fortsetzung folgt! „Im nächsten Jahr dürfen wir sogar drei Vorstellungen geben“, freut sich Marika Carena, die unter Regie von Carsten Kirschmeier gemeinsam mit Jutta Maas die Choreographie gestaltete.
Zurück zum Geschehen 2019. „Alice ist ein richtiger Musiknerd, immer hat sie was auf den Ohren, sei es Rock, Elektro-Swing oder Bach. Doch eines Tages zieht sie der Sog der Musik in eine andere Welt. Dort begegnet sie allen möglichen Gestalten, darunter einer mysteriös grinsenden Katze. Aber auch die Anwesenheit von Alice mischt das Wunderland auf. Ohne es zu merken, verärgert sie die Königin und wer sich nicht gegen Ihre Hoheit zu wehren weiß, muss mit seinem Kopf dafür bezahlen.“ Mit dieser Inhaltsangabe weckte das Programm die Neugier des Publikums, das überwiegend aus Angehörigen und Mitschülern der jugendlichen Tänzer bestand.
Die hatten sich monatelang auf diesen großen Tag vorbereitet, dabei wohl auch unerwartete Einblicke in das vermeintlich glanzvolle Theaterleben bekommen. „Wir sind bei den Proben sehr streng“, erzählt Marika Carena. „Guter Tanz erfordert Disziplin.“ Diese Tugend geht einigen jungen Menschen phasenweise ab, wie Carena beklagt: „Manchmal sagten Schüler oder Eltern mit den abenteuerlichsten Begründungen das Training ab. Einmal wegen eines erkrankten Pferdes...“ Im Laufe des Projektes seien die Schüler (40 mehr als im Vorjahr) jedoch zu einem Team zusammengewachsen. Carena: „Sie erleben, dass es möglich ist, gemeinsam etwas Großes zu erreichen, wenn sich alle für ein Ziel einsetzen. Das gehört zu den wichtigsten Erfahrungen für ihr späteres Leben.“
Daneben vermittelt die Verbindung aus Bewegung, Musik und Improvisation den Schülern der verschiedenen Schulformen ein besonderes Gefühl für den offenen Umgang mit dem eigenen Körper. Gerade in den Übungsstunden. „Zu Beginn wird immer wieder das Gleiche getanzt, bis die Schritte automatisch sitzen. Das ist nervend“, erzählt Marika Carena. Am Anfang sei vor allem die Scheu vor den unbekannten Mittänzern zu überwinden. In diesem Jahr kamen dazu ganz praktische Probleme. „Alle 160 Tänzer passten nur auf die große Bühne, aber die hatten wir nur vier bis fünf Tage zur Probe.“ Ganz nebenbei wurde noch eine Integrationsklasse, aus der viele Schüler nur schlecht deutsch sprachen, ins Stück einbezogen.
Die bemerkenswerte Perfektion, die dabei Schüler und Profis als gleichberechtigte Partner auf die Bühne brachten, hat auch den neuen Direktor der MiR Dance Company, Giuseppe Spota, zum Fan gemacht: „Wir werden ‚Move!‘ auch im nächsten Jahr auf den Spielplan setzen. Mit drei Vorstellungen im großen Haus.“ Für interessierte Schüler gilt also ab sofort wieder das Motto „Bewegt Euch“ (Move!) – auf zur Bewerbung!
Die bemerkenswerte Perfektion, die dabei Schüler und Profis als gleichberechtigte Partner auf die Bühne brachten, hat auch den neuen Direktor der MiR Dance Company, Giuseppe Spota, zum Fan gemacht: „Wir werden ‚Move!‘ auch im nächsten Jahr auf den Spielplan setzen. Mit drei Vorstellungen im großen Haus.“ Für interessierte Schüler gilt also ab sofort wieder das Motto „Bewegt Euch“ (Move!) – auf zur Bewerbung!