Till Brönners „Melting Pott“ – Ausstellung bringt das Ruhrgebiet in den Osten

Till Brönners „Melting Pott“ – Ausstellung bringt das Ruhrgebiet in den Osten
Eröffnung der Ausstellung „Melting Pott“ im Rahmen der Europäischen Kulturhauptstadt Chemnitz konfrontiert Besucherinnen und Besucher mit der eigenen Geschichte
Die Bilder hängen genau dort, wo sie hingehören: Erstmals wurde für die Arbeiten von Till Brönner die ehemalige Waschkaue der Oelsnitzer Bergleute geöffnet. Zwar vollständig saniert, doch die Haken an der Decke erinnern noch eindrucksvoll an die Kettenzüge zum Aufhängen der Kleidung.
Ruhrgebietsimpressionen aus der legendären „Melting Pott“-Schau präsentiert im Herzstück eines ehemaligen Pütts in Ostdeutschland. „Hier baut ein Jazz-Musiker mit Bildern Brücken zwischen den Regionen und den Menschen“, beschrieb Sachsens Kulturministerin Barbara Klepsch die Bedeutung der Ausstellung für die Europäische Kulturhauptstadt Chemnitz. „Das zeigt erneut, dass es Dinge gibt, die nur die Kunst kann.“
Und die Menschen in ihren Bann ziehen: Mehr als 150 Gäste verharrten bei der Eröffnung der von der Brost-Stiftung finanzierten Bilderschau zwischen den Fotos, darunter Berlins Kultursenator Joe Chialo. Das perfekte Ambiente untermalte die Bläserformation „Bergblech“, die zum Abschluss – Überraschung – das Steigerlied spielte.
Bergbauhistorie Ost wie West
Für Till Brönner selbst war dieser Sonntag „ein sehr besonderer Tag“, an dem er im Anschluss an die Eröffnung seiner Fotoausstellung noch im Konzert begeisterte. MELTING POTT – Der Jazz-Star als Fotograf. Der Fotograf als Musiker – unter diesem Motto wurde das Event inszeniert.
„Für mich war besonders beeindruckend, zu sehen, wie die zunächst auf das Ruhrgebiet beschränkte Ausstellung sich 1:1 auf die frühere Bergbauregion in Ostdeutschland übertragen lässt“, so Brönner. „Die Menschen hier entdecken auf den Fotos genau die Dinge wieder, von denen sie selbst betroffen sind oder waren.“
Aus der mehr als 200 Bilder umfassenden Reihe „Melting Pott” fanden 62 Arbeiten, in der Regel schwarz-weiß Fotografien, den Weg in den Osten. Motive, in denen Arbeit und Freizeit von Bergleuten und Stahlarbeitern verewigt sind, Kinder spielen neben großformatiger Ruhrpott- Architektur. Das „Familienalbum“ aus dem Ruhrgebiet ist diesmal eine weitere Attraktion am Kunst- und Skulpturenweg „Purple Path“, der dauerhaft zeitgenössische Skulpturen von mehr als 60 Künstlerinnen und Künstlern in öffentlichen Räumen präsentiert. Er zieht sich von Chemnitz durch 38 Kommunen der Region, in denen jeweils Skulpturen weltbekannter Künstler ausgestellt werden. Brönners Bilder sind bis zum 18. August 2025 in der KohleWelt in Oelsnitz im Erzgebirge zu sehen.



Aufstehen zum Steigerlied
Musikalisch bleibt es erst einmal bei einem One Night Stand. Brönner: „Ich trenne normalerweise streng zwischen Fotografie und Musik, an diesem Tag hat die Mischung jedoch perfekt funktioniert. Das rappelvolle Konzert „Music around the Steigerlied“ (Eintritt frei!) beschreibt der Jazztrompeter für sich als „tänzelnden Balanceakt“ zwischen dem in Dresden lebenden Drummer Günter „Baby“ Sommer und dem im Westen beheimateten Bassisten Dieter Ilg. Brönner: „Man kann die Region rund um Chemnitz sicher nicht als Hochburg der Jazzmusic bezeichnen. Aber auch der Abend war eine sehr innige Begegnung mit Menschen, die denen im Ruhrgebiet sehr ähnlich sind. Hier wird die Bergbauhistorie eher noch ernster genommen, man wird mit „Glückauf“ gegrüßt. Und beim Steigerlied stehen natürlich alle auf.“
Mit ihrer Reise von Duisburg über Potsdam, Koblenz, Kattowitz bis nach Oelsnitz zeigt die Ausstellung „Melting Pott“, wie stark die geteilte Erinnerung an Arbeit, Wandel und Würde über Regionen hinaus Menschen berührt. Wer diesen Blick auf das Ruhrgebiet erleben will, hat bis zum 18. August 2025 im Erzgebirge Gelegenheit dazu – oder jederzeit online im Virtuellen Museum der Brost-Stiftung.





Alle Fotos (c) Brost-Stiftung; Foto: Mark Frost