Ausstellungseröffnung „Dieter Nuhr: Woanders ist überall“ im Bank Austria Kunstforum Wien
Dieter Nuhr eröffnet mit Österreichpremiere im Bank Austria Kunstforum
Am Dienstagabend, den 9. Juli 2024, fand die feierliche Eröffnung der Ausstellung „Woanders ist überall“ des vielseitigen Kabarettisten und Satirikers Dieter Nuhr im Bank Austria Kunstforum Wien statt. Die Eröffnungsreden hielten Prof. Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, Ernst Woller, Erster Präsident des Wiener Landtags sowie Bettina M. Busse, Kuratorin für zeitgenössische und moderne Kunst beim Bank Austria Kunstforum. Mit dieser Ausstellung feiert Nuhr mit seiner Kunst eine Premiere in Österreich und zeigt dort eine reite Auswahl seiner neuesten Werke, die Malerei, Zeichnung und Fotografie umfassen und einen besonderen Schwerpunkt auf seine Heimat, die Ruhrregion, legen.
Vielfältige Impressionen
Das Besondere der Ausstellung: Die Werke aus dem Ruhrgebiet werden seinen Impressionen gegenübergestellt, die er auf zahlreichen Reisen gesammelt hat. So entsteht ein einzigartiger Dialog zwischen Heimat und Fremde. Die Ausstellung „Dieter Nuhr: Woanders ist überall“ ist vom 10. Juli bis 4. August 2024 im Bank Austria Kunstforum Wien zu sehen. Sie bildet den Auftakt zu einer international angelegten und bis 2028 andauernden Ausstellungstournee mit insgesamt zehn Stationen weltweit, die von der Brost-Stiftung gefördert und von der Association for Art in Public koordiniert wird.
Prof. Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, betonte bei der Eröffnung Nuhrs künstlerische Vielseitigkeit: „Dieter Nuhr ist am liebsten unterwegs: Immer woanders, das heißt überall. Der bildende Künstler ist fantastisch ausgebildet und lässt sich inspirieren von Landschaften, Bauten, Menschen sowie Situationen – die Kamera ist stets dabei, die technische Transformation ermöglicht faszinierende Erzählungen.”
Ernst Woller, Erster Präsident des Wiener Landtags, zeigte sich ebenfalls beeindruckt: “Ich freue mich, dass Dieter Nuhr diese große Ausstellung seiner beeindruckenden Werke in Wien präsentiert, dass Wien Ausgangspunkt der Welttournee seiner Bilder ist. Dieter Nuhr fängt in seinen Werken nicht nur die Stimmungen seiner Heimat und weit entfernter Länder ein, er porträtiert auch ihre Menschen ganz wunderbar und macht sie für uns spürbar und erlebbar. So bilden seine Reisen nicht nur ihn, sondern uns alle.”
Eine umfangreiche Ausstellung
Die über 150 Besucher der Vernissage zeigten sich begeistert von Nuhrs neuen Werken, seiner ausdrucksstarken Bildsprache und seinem einzigartigen Blick auf die Welt. Die Ausstellung erstreckt sich über eine Fläche von 900 Quadratmetern und umfasst sieben Räume, darunter zwei Räume, die ausschließlich Bilder aus dem Ruhrgebiet zeigen. Diese beinhalten Landschaftsbilder, typische Ruhrgebiets-Architektur und Szenen mit Menschen, die das charakteristische Lebensgefühl der Region widerspiegeln. Nuhr gelingt es damit, die Region und ihre typischen Charakteristika in die Welt zu tragen und erfahrbar zu machen.
Eine Auswahl zur Medienberichterstattung finden Sie hier:
Fotos: © Katharina Schiffl
Grußwort des Vorsitzenden des Vorstands der Brost-Stiftung, Prof. Bodo Hombach
Verehrte Damen und Herren,
schön, dass wir uns gefunden haben. Dieses Treffen birgt Chancen für gute Erfahrungen. Ein Künstler, dessen Wanderausstellung das großartige Wien, diese wunderbaren Räume (unter einem Dach mit dem Verfassungsgericht) und dieses fantastische Publikum erreicht hat, ist wohl endgültig angekommen.
Allerdings: „Ankommen“ ist nicht sein Ding. „Endgültig“ schon gar nicht. Dieter Nuhr ist am liebsten unterwegs. Immer wieder woanders, das heißt überall. Der bildende Künstler ist fantastisch ausgebildet. Uns bringt er immer was mit. Gemalte Bilder, die irgendwie zu uns sprechen. Er lässt sich infizieren von Landschaften, Bauten, Menschen, Situationen. (Zu meiner persönlichen Freude auch von der Ruhrregion.) Die Kamera ist dabei, aber nur für den ersten Blick. Dessen technische Transformation ermöglicht faszinierende Erzählungen. Das Spiel mit Möglichkeiten weckt Lebensgeister.
Ich freue mich auf den klugen Präsidenten Woller und dessen weltoffene Sicht.
Aber es gibt nicht nur diesen Nuhr. In Deutschland werden Sie hören: „Nuhr? – Das ist doch der …?“ – Ja. Der ist es auch. „Nuhr im Ersten“ ist seit Jahren „meeting point“, Sprech-Stunde. Er erreicht auch jene, die sich in ideologisch „betreuter“ Gesellschaft nicht mehr wohl fühlen. Die fühlen sich wie in einem kratzigen Pullover. Die sind es satt, sich verbiegen zu lassen. Dass die nicht falsch abbiegen, ist Nuhr wichtig!
Er tritt an gegen geistige Obdachlosigkeit und intellektuelle Verwaisung. Das ist Rolle eines Kabarettisten par excellence. Aber er ist wirkmächtiger. Er fügt sich nicht ein in die mediale Tarantella. Zum Chor und Trommeln öffentlicher Taktgeber findet er den Kontrapunkt. „Reaktanz“ nennen Sozialpsychologen ein neues deutsches Massenphänomen. Das ist Auflehnung gegen Bevormundung und Gängelung. Es ist die Motivation zur Wiederherstellung eingeengter oder eliminierter Freiheitsspielräume. Es ist Unwille, wenn Sprech immer gleich Bekenntnis ist. Reaktanz könnte emanzipatorisch sein. Fidele Resignation oder Trotz könnten aber auch von politischen Rändern bedient werden. Moralisierende, gefallsüchtige Politik von
sich Selbstguten befördert das. Deshalb versagt sich Nuhr dem Bekundungsknebel und rudert gegen den allfälligen Mainstream. Er sagt, was gesagt werden muss.
Damit ereignet sich Demokratie und offene Gesellschaft. In Dieter Nuhr haben die in argumentationsarmer Zeit herumgeschubsten Leute eine Adresse und eine Stimme. Es sind düstere Zeiten. Wir sind aus der Nachkriegszeit in die Vorkriegszeit politisiert. Gerade jetzt gilt: Hoffnung ist keine beliebige Option. Sie ist trotzige Pflicht! Die ständig präsenten Apokalyptiker leben vom Problem. Die lösen keines.
Dieter Nuhr pflanzt eine Menge Apfelbäumchen. Er selbst wird sich als Mann des Wortes dasselbe auch heute nicht nehmen lassen. Ich freue mich über die Ehre, dass nun zunächst der Präsident des Wiener Landtages, Herr Woller, zu uns spricht, uns begrüßt - auch für eine Stadt, die ständig zur lebenswertesten der Welt gewählt wird.
Ich danke Ihnen allen für die Gastfreundschaft.