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Nahrung für Leib und Seele 

Der „Tag der gesunden Ernährung“ wirbt für ausgewogenes Essen. Dafür setzt sich die Brost-Stiftung in mehreren Projekten für Kinder und Jugendliche ein

Sie entscheiden selbst, welches Tagesmotto Ihnen besser passt: Am 7. März findet der „Tag der gesunden Ernährung“ in Deutschland statt, regelmäßig seit 2007. Die Amerikaner begehen zeitgleich den „Tag der Frühstücksflocken“, deren Wert für einen gesunden Start in den Tag zumindest umstritten ist…

Ganz ernsthaft: Initiiert wurde der Tag der gesunden Ernährung durch den Verband für Ernährung und Diätik e.V., um diesem wichtigen Thema einen festen Platz im öffentlichen Bewusstsein zu verschaffen. Mit dem Ziel, nicht nur an diesem einen Tag ausgewogen zu essen.

In der Theorie eigentlich ganz einfach, die Deutsche Gesellschaft für Ernährung hat dafür eine 10-Punkte-Liste erstellt, basierend auf Abwechslung und Vielseitigkeit im Speiseplan. Dazu gehören mehrmals am Tag Getreideprodukte, parallel auch reichlich Kartoffeln, täglich Milch oder Milchprodukte, wenig Fett. Bei der weiteren Umsetzung stoßen viele Familien schon an ihre Grenzen: fünfmal täglich Obst und Gemüse sowie einmal in der Woche Fisch kommt bei weniger privilegierten Familien selten auf den Tisch. Erfahrungen aus Brennpunkten des Ruhrgebietes belegen sogar: Viele Kinder werden nicht einmal jeden Tag satt!

Zahlen der Bertelsmann Stiftung belegen, dass knapp 2,9 Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland armutsgefährdet sind. Das ist mehr als jedes fünfte Kind im Land. In NRW leben rund drei Millionen Kinder und Jugendliche, 22,6 Prozent von ihnen in relativer Armut.

Im Essener Don-Bosco-Club erleben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter diese Nöte hautnah. „Die Gruppe der Kinder, die bei uns für ein Abendessen anstehen, hat sich in jüngster Zeit von 30 auf 60 verdoppelt“, berichtet Pater Otto Nosbisch. Unterstützt von der Brost-Stiftung bemüht er sich im Projekt „Immer satt“ um Abhilfe, zumindest Linderung, der dringendsten Alltagsprobleme. Über 40 Prozent der Kinder im Essener Norden beziehen Bürgergeld-Leistungen, in einigen Siedlungen erhalten 65 Prozent der Familien Unterstützung vom Staat. 2,57 Euro täglich sieht der Bürgergeld-Satz für die Ernährung eines Kindes vor!

Es geht aber nicht allein um hungrige Mägen, gemeinsames Essen bietet auch Nahrung für die Seele, die Jugendlichen erfahren Anerkennung und erleben Gemeinschaft, wenn zusammen gekocht, gegessen und abgeräumt wird.

Eine aktuelle Erhebung des Forschungsinstituts für Kinderernährung (FKE) ermittelte die Preise für die empfohlene Mischkost und verglich sie mit dem Leistungssatz von Bürgergeld-Empfängern. Die Finanzlücke für Kinder von vier bis sechs Jahren beträgt rund 17 Euro (18 %) im Monat. Bei 15- bis 18-Jährigen fehlen monatlich fast 80 Euro (44 %).

Mit dem Projekt „Kindermobil“ lenkt die Brost-Stiftung Unterstützung direkt vor die Haustür der Betroffenen. Unterstützt vom „Club Kohlenwäsche“ betreibt die AWO ein umgebautes Wohnmobil, welches regelmäßig Nothofsbusch und Hangetal, zwei Standorte im Essener Norden, anfährt. Darüber hinaus wurde regelmäßig das Übergangswohnheim Hülsenbruchstraße besucht, ein vierter Standort befindet sich in der Krablerstrasse, unmittelbar neben dem Jugendhilfenetzwerk.

 
 
 

Gesunde Ernährung und Bewegung stehen im Mittelpunkt

Rund um das Kindermobil stehen Sport- und Bewegung im Mittelpunkt, übrigens auch ein wichtiger Bestandteil der 10-Punkte-Liste für gesunde Ernährung. Bei gemeinsamem Kochen lernen die Kinder auch schonende Zubereitung der Lebensmittel. Und erleben Essen in der Gemeinschaft als Genuss. „Das Wichtigste aber sind Aufmerksamkeit und Wertschätzung, die den Kindern gegeben werden“, erklärt Jens Fischer, der als Erziehungswissenschaftler viele Monate mit dem Kindermobil unterwegs war.

Beide Projekte beugen durch intensive Zuwendung auch dem verbreiteten Phänomen des Frustessens vor. Stress, Angst, Einsamkeit, Langeweile, Frust oder einfach nicht gut drauf sein löst bei vielen jungen Menschen den Griff zu Schokolade, Pommes, Kuchen, Chips oder anderen Snacks aus. „Von emotionalem Essen spricht man, wenn Menschen versuchen, ihre Gefühle durch Essen zu beeinflussen, sich zum Beispiel regelmäßig mit Essen beruhigen oder die Stimmung heben zu wollen, ohne wirklich Hunger zu haben“, erklärt Dr. Sylvia Böhme, Psychologin und Psychotherapeutin bei der AOK.

Die Deckungslücke im Kinderbeitrag des Bürgergelds wird größer, wenn eine Ganztagsbetreuung in der Schule hinzukommt. Weil für eine warme Mahlzeit in der Regel zwischen 1,90 bis 3,50 Euro erhoben werden, verschlingt sie oft den gesamten Tagessatz. Ohne finanzielle Zuschüsse werden Kinder aus armen Familien daher oft vom schulischen Mittagessen ausgeschlossen.

Immer wieder lassen sich deshalb auch die Mitarbeitenden des Don-Bosco-Clubs etwas Besonderes einfallen, damit das Zusammengehörigkeitsgefühl unter allen gestärkt wird. Ganz im Sinne der Ordensgemeinschaft der Salesianer Don Boscos als Träger der Einrichtung, eröffnet das Projekt des „Abendtisches“ jungen Menschen eine Perspektive, lässt sie mit ihren Fragen, Ängsten und Sorgen nicht allein und gibt ihnen einen Blick für ein eigenverantwortliches Leben und Handeln, so dass sie begleitet zu eigenen Persönlichkeiten heranreifen können.

Auch ein gesättigter Magen entspricht dem Leitwort der Salesianer Don Boscos: „Damit das Leben junger Menschen gelingen kann!“

Übrigens: Wenn Sie mit beiden eingangs genannten Gedenktagen nichts anfangen können, gäbe es noch zwei Alternativen. Am 7. März feiert die „Sendung mit der Maus“ Geburtstag und es wird an Eugene Rene Poubelles gedacht, den Erfinder der Mülltrennung…