E-Learning gegen AIDS
Brost-Stiftung verlängert Förderung der „Jugend Präventionskampagne Ruhr"
01. September 2022
„Kann ich mich bei Oralverkehr mit HP-Viren infizieren?“
„Führt eine Syphilis-Infektion zur Unfruchtbarkeit?“
„Ist Schweiß ein möglicher Übertragungsweg von HIV?“
Auf diese Fragen will das Projekt „Jugend gegen AIDS“ mit Unterstützung der Brost-Stiftung Antworten geben und präventives Wissen vermitteln. Im Rahmen eines Pilotprojekts in Essen sollen neue Präventionskampagnen gegen HIV sowie weitere sexuell übertragene Infektionen (STIs) evaluiert werden. Um herauszufinden, wie eine dauerhafte Senkung der Infektionsraten am effizientesten erreicht werden kann. Die Stiftung hat die Förderung um ein weiteres Jahr verlängert, weil es in den Jahren 2020 und 2021 zu großen Einschränkungen in der Arbeit der Anti-AIDS-Initiative gekommen war.
Das erfolgreiche Konzept des Vereins „Jugend gegen Aids“, der auch von der Deutschen AIDS-Stiftung unterstützt wird, basiert auf der Ausbildung junger Menschen zu „Peer Educaters“, die einen langfristigen Aufklärungsdialog auf Augenhöhe begleiten können. Stichproben belegen: Das Wissen um sexuell übertragbare Erkrankungen, deren Symptome, sowie Möglichkeiten der Verhütung ist insbesondere unter Jugendlichen nur gering vorhanden. Um dieses auch in Zeiten von Homeschooling zu vermitteln, wurden 32 Lernvideos gedreht, die ab Mitte November 2021 neben Arbeitsmaterialien Lehrern und Schülern zugänglich gemacht wurden. Das E-Learning wird auf der digitalen Plattform www.faqyou.de zur Verfügung gestellt.
Das Internet ist voll mit Sex, aber es fehlt vielen Jugendlichen ein Gefühl für sexuelle Gesundheit.
Professor Hendrik Streeck, Berater des Projektes „Jugend gegen AIDS“
Eine Facebook-Seite und ein Newsletter für Lehrkräfte im Ruhrgebiet ergänzt das Aufklärungsangebot, gleichzeitig wird es durch eine Social-Media-Kampagne beworben.
„Die Versorgung mit digitalen Inhalten ist durch unser E-Learning abgesichert. So können wir trotz der Corona-Einschränkungen als vertrauensvoller Partner von Schulen handlungsfähig bleiben“, erklärt Anna Konopka, Vorstandsmitglied des Vereins „Jugend gegen AIDS“.
Unter Einbeziehung aller Hygiene- und Coronaschutzmaßnahmen wird inzwischen die Ausbildung von "Peer Educators“ an den Schulen fortgesetzt. Die Aufklärungsworkshops sind für die Mittelstufe (7.–10. Klasse) konzipiert und bestehen aus zwei Blöcken á 90 Minuten.
Die „Peer Educators“ lernen auch, eigenständig weitere Aufklärer in den Schulen auszubilden, und ihr Wissen für folgende Klassen weiterzugeben. Konopka: „Mit jeder aufgeklärten Klasse kommen wir dem Ziel von zielgruppengerechter Aufklärung auf Augenhöhe im Ruhrgebiet einen Schritt näher. Unsere Workshops sind die Lösung für unzureichende Wissensvermittlung und bilden hier das notwendige Zusatzangebot.“
In Deutschland lebten Ende 2020 rund 91.400 Menschen mit HIV, ungefähr 2.000 infizierten sich davon in 2020 neu
Deutsche Aidshilfe
Aber was nehmen die jungen Menschen wirklich aus den Aufklärungsworkshop mit ins Leben? Dafür wurde ein Fragenkatalogs (siehe oben) zur Evaluation in Zusammenarbeit mit Dr. rer. biol. hum. Stefan Zippel (Psychosoziale Beratungsstelle LMU München) erarbeitet. So kann im ersten Schritt eine Wissensveränderung mithilfe von abschließenden Quizformaten im E-Learning überprüft werden. Geplant ist, zu Beginn der Präventionsveranstaltungen den aktuellen Wissenstand der Teilnehmer zu ermitteln, zur präzisen Analyse des Lerneffektes wird derselbe im Anschluss an das Angebot erneut ausgeteilt.
Ziel der Evaluation ist es, eine Verhaltensänderung junger Menschen begleiten zu können. „Ein bewussterer, informierter Umgang mit der eigenen Sexualität und die Kenntnis zu sexuell übertragbaren Krankheiten lassen auf eine Verringerung der STI-Inzidenzen schließen“, heißt es im jetzt genehmigten Projektantrag.