Prof. Hombach im BrostCast: „Ruhrgebiet ist nicht arm und sexy“
Sind es die liebenswerten Unzulänglichkeiten der Ruhrgebietsbewohner? Oder behindern eher strukturelle Defizite das Fortkommen der Region? Um diese beiden Pole kreist das Gespräch zwischen Professor Bodo Hombach und Dr. Hajo Schumacher im neuen BrostCast – kontrovers, emotional und unerwartet.
Schumachers Fragen orientieren sich an den bewusst zugespitzten Thesen des Philosophen Wolfram Eilenberger. Der Bestsellerautor und frühere Metropolenschreiber der Brost-Stiftung hat mit seiner „versuchten“ Liebeserklärung eine kritische Bestandsaufnahme aus Sicht des Zugereisten vorgenommen. Er diskutiert bekannte Vorurteile und mischt sie mit neu formulierten Thesen.Für Prof. Hombach ein durchaus geeignetes Mittel zum Einstieg in eine Diskussion um die Transformation des Ruhrgebietes. Sein Motto: „Jeder Konflikt erzeugt Kommunikation!“
Ein oft zitiertes Beispiel ist in diesem Kontext die sogenannte „Kirchturmpolitik“, über die Schumacher mit dem Vorsitzenden der Brost-Stiftung spricht. Statt zielgerichtet Synergien zu suchen, so die Kritik, werkelten die einzelnen Kommunen der Region eigenbrötlerisch vor sich hin.
Hombach verweist an dieser Stelle auf die historisch gewachsenen Strukturen. Statt großer Fürstenhäuser prägte von je her bürgerliche Macht in einzelnen Städteregionen das Bild. „Dennoch haben die Menschen hier solidarisches Handeln in den Genen“, so Hombach. Das Bild des Föderalismus in Deutschland sowie der Zustand der Europäische Union belegten zudem, dass die übergeordneten Systeme zur Organisation des sozialen Miteinanders „durchaus vernünftiger zu organisieren sind, als wir sie derzeit vorfinden“.
Wer jeden Morgen beim Rasieren über Defizite nachdenkt, sollte sich fragen, was er heute dagegen tun willProf. Bodo Hombach
Statt Hierarchien zu pflegen und Pyramiden im Kopf zu bauen rät der ausgebildete Fernmeldetechniker Hombach, sich vergleichend am Prinzip der Platine zu orientieren. „Die einzelnen Schaltstellen werden miteinander verknüpft, auf einer Ebene. Heißt für unsere Gesellschaft: Jeder steuert bei, was er gut kann.“ Auch im Bereich einer von außen angemahnten stärkeren Zentrierung der einzelnen Universitäten setzt Hombach auf „verknüpfen und vernetzen“.
Den von Eilenberger mehrfach beklagten Mangel an „Leuchttürmen“ sowie menschlichen Vorbildern in Kultur und/oder Gesellschaft mag Hombach so nicht stehen lassen. „Das Ruhrgebiet ist nicht nur kulturell polyzentrisch. Wir sind nicht auf der Suche nach dem Einen.“ Auch die vielfach beklagte männliche Dominanz in Führungspositionen aller Bereiche sei kein Spezifikum des Ruhrgebietes. Sonst würde nicht in Bonn oder Berlin sowie in allen internationalen Wirtschaftsunternehmen um Frauen gerungen. Hombach: „Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgehen, dass es im Ruhrgebiet schon sehr früh Oberbürgermeisterinnen gab.“
Den von Eilenberger mehrfach beklagten Mangel an „Leuchttürmen“ sowie menschlichen Vorbildern in Kultur und/oder Gesellschaft mag Hombach so nicht stehen lassen. „Das Ruhrgebiet ist nicht nur kulturell polyzentrisch. Wir sind nicht auf der Suche nach dem Einen.“ Auch die vielfach beklagte männliche Dominanz in Führungspositionen aller Bereiche sei kein Spezifikum des Ruhrgebietes. Sonst würde nicht in Bonn oder Berlin sowie in allen internationalen Wirtschaftsunternehmen um Frauen gerungen. Hombach: „Dem aufmerksamen Beobachter wird nicht entgehen, dass es im Ruhrgebiet schon sehr früh Oberbürgermeisterinnen gab.“
Das Ruhrgebiet braucht kein Hospiz sondern Aufbautraining in der RehaProf. Bodo Hombach
Keinen Fußbreit mag sich der frühere NRW-Wirtschaftsminister jedoch zurückziehen, wenn Hajo Schumacher Vergleiche zwischen dem Ruhrgebiet und Berlin bemüht. Sind wir nicht alle arm und sexy? Hombach: „Der zentrale Unterschied liegt schon darin, dass wir einmal die ökonomische Lokomotive der Republik waren, Berlin eingeschlossen. Wir sind nicht arm, sondern reich an Menschen.“ Während „der Hauptstädter“ ständig Hilfe und Zuwendung fordere, sei man es „im Ruhrgebiet gewohnt, es selbst zu schaffen“.
Tatsächlich, so erzählt Hombach, habe auch beim kritischen Eilenberger eine Art „Metamorphose“ eingesetzt. Ausgelöst nicht zuletzt durch gemeinsame Spaziergänge an Ruhr und Baldeneysee mit dem damit verknüpften „Naturerlebnis“. So wie sich die Vorstellung rauchender Schlote im Blick von außen auf das Ruhrgebiet realitätsbezogen verflüchtigt, könnte man auch liebgewonnene (Bergbau-)Traditionen modernisieren. Hombachs Vision: „Das Steigerlied hat für uns Menschen hier etwas Trotziges und Tröstliches. Vielleicht gelingt es einmal, einen neuen Text zur vertrauten Melodie zu schreibe.“
Der 10. Podcast beendet die erste Staffel, ab August hat Hajo Schumacher neue Gesprächspartner mit klugen und optimistischen Stimmen aus dem Herzen des Ruhrgebietes zu Gast.
Tatsächlich, so erzählt Hombach, habe auch beim kritischen Eilenberger eine Art „Metamorphose“ eingesetzt. Ausgelöst nicht zuletzt durch gemeinsame Spaziergänge an Ruhr und Baldeneysee mit dem damit verknüpften „Naturerlebnis“. So wie sich die Vorstellung rauchender Schlote im Blick von außen auf das Ruhrgebiet realitätsbezogen verflüchtigt, könnte man auch liebgewonnene (Bergbau-)Traditionen modernisieren. Hombachs Vision: „Das Steigerlied hat für uns Menschen hier etwas Trotziges und Tröstliches. Vielleicht gelingt es einmal, einen neuen Text zur vertrauten Melodie zu schreibe.“
Der 10. Podcast beendet die erste Staffel, ab August hat Hajo Schumacher neue Gesprächspartner mit klugen und optimistischen Stimmen aus dem Herzen des Ruhrgebietes zu Gast.