Direkt zum Inhalt wechseln

Bilder, die das Herz berühren

Fotoinstallation "Salamis" im Oval Office des Schauspielhaus Bochum, © Stefan Hunstein

Ausstellung im Oval Office Bochum zeigt ungewöhnliche Porträts von Flüchtlingskindern

20. Januar 2022

Das blonde Mädchen mit den zwei Haarspangen blickt den Betrachter direkt an, in ihren Pupillen spiegelt sich das Licht der Scheinwerfer. Obwohl das Gesicht vermeintlich ohne Regung ist, berührt das schwarz-weiß-Bild zutiefst. Vielleicht wegen der Unbeweglichkeit des Mundes, auf dem doch normalerweise bei Fotos dieser Art ein Kinderlächeln spielt…

Stefan Hunstein hat für seine Videoarbeit Salamis, die im Oval Office des Schauspielhauses Bochum aktuell mit Unterstützung der Brost-Stiftung präsentiert wird, geflüchtete Jugendliche und Kinder als lebende Porträts inszeniert. Ihre unbewegten Gesichter erzählen viel über Menschlichkeit und die aktuelle Geschichte Europas. Vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Debatte um Flucht und Migration gehen die Bilder zu Herzen und sind zugleich verstörend.

Salamis ist betitelt nach dem Ort, an dem die Perser 480 vor Christus von den Griechen vernichtend geschlagen wurden. Obwohlbereits im Jahr 2011 entstanden, haben die Videobilder nichts von ihrer politischen Brisanz eingebüßt.

Ein Foto ist eine Hundertfünfundzwanzigstel-Sekunde auf einem Blatt Papier.

Stefan Hunstein

Hunstein arbeitet als Schauspieler, Bildender Künstler und Fotograf. Er ist bekannt für seine kritische Auseinandersetzung mit der Zeitgeschichte durch die künstlerische Bearbeitung vorgefundener Bilder. Sein Werk ergänzen eigene Fotografien und Videos. „Wir meinen fälschlicherweise immer, dass die Fotografie ein Spiegel der Wirklichkeit und als solcher sofort für jedermann und jede Frau verständlich ist“, erklärt Hunstein. „Ich hingegen versuche durch meine Kunst etwas über die Komplexität dieses Mediums zu erzählen.“

1991 wurde er mit dem Deutschen Photopreis ausgezeichnet, seit der Spielzeit 2018/2019 ist Hunstein als Ensemblemitglied am Schauspiel Bochum, wo er 2019 mit dem Bochumer Theaterpreis ausgezeichnet wurde. Im Herzen des Ruhrgebietes entdeckte das Multitalent übrigens seine künstlerische Berufung – zufällig: „Letztendlich war es purer Zufall, dass ich mich für den Beruf des Schauspielers UND für die Kunst entschieden habe. Witzigerweise nahm mich mein Vater als Jugendlicher oft ins Schauspielhaus Bochum mit, das damals von Peter Zadek als Intendant geleitet wurde. Mein Vater war Zahnarzt, hatte aber eine große Affinität zum Theater und zur Kunst.“

Öffnungszeiten: Di – So, 16:00 – 21:00
Eintritt frei