Vereinsfarbe spielt keine Rolle – Spannende gelb-schwarz-blau-weiße Diskussion um den Fußball im Pott
Nicht auf dem Rasen, sondern auf dem Podium spielten sich Vertreter und Fans von S04 und BVB am 6. Juni 2016 die Bälle zu: Verbal und unterhaltsam. Mit Spannung und Ernst. Denn es ging um den Fußball als Kulturgut im Ruhrgebiet, um seine Anziehungskraft, aber auch seine Auswirkungen. Die Brost-Stiftung lud Prominente und Fanvertreter beider Clubs ein. Es war die Abschlussveranstaltung einer Forenreihe der Universität Leipzig. Mit dabei: rund 200 Gäste.
Ablenkung vom Alltag
„Wenn’s gut läuft, vergessen wir für 90 Minuten die Geldgeschäfte im Hintergrund“, sagte Bodo Hombach, stellvertretender Vorsitzender der Brost-Stiftung in seiner Begrüßungsrede. Eine willkommene Ablenkung vom Alltag. Er sprach aber auch von Fans, die zu Fanatikern werden, von Polizeiaufgeboten, alkoholisierten Schlägern. Im Alltag „gestutzte Flügel“, im Stadion „König und Königin“. Bodo Hombach: „Wenn Sport nicht mehr Kultur ist, entgleisen dessen innere Kräfte. Masse wird kritische Masse.“
Fußball vereint
Identität, gesellschaftlicher Zusammenhalt. So hoch wie im Ruhrgebiet ist in sonst keiner Region Deutschlands die Zahl der Vereine und Clubs. Der Fußball steht weit oben im Mannschaftssport. Die Fans mobilisieren sich, bejubeln ihre Mannschaft im Stadion, fiebern mit und schlüpfen vielleicht insgeheim in die Rolle des Stürmers. Ein friedliches Miteinander im Idealfall. Die Realität ist ab und zu anders.
Längst haben sie ihre aktive Zeit hinter sich. Olaf Thon und Norbert Dickel. Der Eine Blau-Weiß der Andere Schwarz-Gelb. Mit den Mitdiskutanten Ulrich Deppendorf, Fritz-Pleitgen, Maik Strotmüller und Andreas Tyrock verschmolzen die Farben zu einer Einheit. Ruprecht Eser moderierte die spannende Diskussion. Am Ende ein Appell an ein friedvolles und respektvolles Miteinander. Emotion ja, Gewalt nein. Das ist auch ein bedeutendes Instrument zur Integration.
Die Diskutanten im Einzelnen (Hauptfoto v.l.): Ulrich Deppendorf (ehemaliger Leiter des ARD Hauptstadtstudios und SO4-Fan), Fritz Pleitgen (langjähriger WDR Intendant und BVB-Fan), Prof. Ruprecht Eser (ehemaliger Chef des ZDF heute journals), Andreas Tyrock (Chefredakteur der WAZ), Olaf Thon (S04), Maik Strothmüller (BVB), Norbert Dickel (BVB)