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Zukunft braucht Frauen… und Wasserstoff!

Im BrostCast macht sich Katherina Reiche für mehr weibliche Führungskräfte und energetischen Wandel stark

21. September 2022

Katherina Reiche (49) – Vorstandsvorsitzende der Westenergie AG – weiß um die Kraft von Symbolen und Slogans, deshalb ist die Antwort auf die Frage nach den grundlegenden Wesenszügen des Ruhrgebiets überlegt gewählt: „Charme, Charakter und Chancen“. Wer dem BrostCast mit Hajo Schumacher länger zuhört, bekommt den Eindruck, dass die genannten Attribute gleichzeitig sehr gut zur Eigencharakterisierung der Westenergie-Chefin taugen…

„Die Menschen hier sind direkt, geradeaus, tragen ihr Herz auf der Zunge. Da gibt es auch mal eine klare Ansage“, beschreibt die frühere Politikerin (von 1998 bis 2015 im Bundestag) ihre neuen Nachbarn. Mit Übernahme des Jobs in Essen zog sie 2020 ins Ruhrgebiet. Eine weitere Zäsur in einem Leben voller Umbrüche.

„Ich war 17 Jahre alt, als die Mauer fiel. Plötzlich zählte mein Schulabschluss nicht mehr, auch die Abschlüsse meiner Eltern nicht“, erzählt die in Luckenwalde geborene Chemikerin rückblickend. „Was folgte war für die Menschen in Brandenburg zunächst ein Einstieg in die Braunkohleverstromung, aus der sie dann wieder aussteigen mussten. Strukturwandel ist in vielen Regionen im Osten ein Dauerzustand.“

Ähnlich wie im Ruhrgebiet. Reiche: „Wichtig ist, dass diese Prozesse in Kopf und Herzen von den Menschen mitgetragen werden. Wandel darf keine Angst machen.“

Wasserstoff ins Gasnetz

Sie sieht die westlichen Wirtschaftsnationen vor gewaltigen Herausforderungen in den nächsten Monaten. „Die Pandemie hat der Industrie schon sehr zugesetzt, aber die Grundvoraussetzungen zur Produktion waren immer noch gegeben. Sollte es zu einem tatsächlichen Gasengpass kommen, wird das massive Auswirkungen haben, die wir so nicht kannten.“

Damit die industriellen Kerne in Deutschland und dem Ruhrgebiet erhalten bleiben, treibt sie die Entwicklung von Wasserstofftechnologie voran, das Manager-Magazin beschreibt Reiche als „Deutschlands Wasserstoffinstanz“. Die Westenergie-Chefin ist überzeugt, dass im Ruhrgebiet die Basis zur Entwicklung grünen Wasserstoffs gelegt werden kann. „Hier sitzen mit ThyssenKrupp, Siemens Energie oder Covestro Unternehmen mit Weltruf, dazu kommen unzählige Mittelständler ringsum, die als Hidden Champions bestimmte Nischen des Weltmarktes bedienen.“ Und: „Deutschland hat ein intaktes Gasnetz von 550.000 Kilometern Länge. Durch diese Rohre könnte auch Wasserstoff fließen.“

Warum geht eine derart kundige und von Zukunftsvisionen beseelte Frau aus der Politik weg in die Industrie? Im BrostCast erzählt Reiche, was sie antrieb…

…und warum die Wirtschaft mehr Frauen in Führungspositionen braucht.

Frauenquote hat gewirkt

Mit „Fempower“ hat sie bei Westenergie ein vorbildhaftes Projekt zur Frauenförderung angestoßen. „Ich bin nicht zufrieden mit der Frauenquote in unserem Unternehmen, es fehlen vor allem Maschinenbauerinnen oder Informatikerinnen.“ Aber die Unternehmensführung im Ruhrgebiet (und nicht nur hier) war über Generationen fest in Männerhänden. Reiche: „Nicht nur bei Stahl oder Kohle war die Industrie männlich geprägt. Fortschritt war eine Schnecke. Ich war früher gegen eine Frauenquote, in der Überzeugung, die Guten würden sich schon durchsetzen. Heute weiß ich, dass die gesetzliche Ermunterung gutgetan hat. Gerade im Ruhrgebiet gibt es inzwischen zahlreiche topqualifizierte Frauen in Vorständen.“

Die leidenschaftliche Frauenförderin engagiert sich auch als Sponsor im Spitzen-Frauenfußball des Reviers – obwohl sie Mitglied bei Hertha BSC ist. Und möchten Sie noch wissen, wie und warum die großformatigen Porträts von Westenergie-Mitarbeiterinnen an die Fassade des Firmensitzes kommen? Hören Sie rein in den BrostCast – überall, wo es Podcasts gibt!