Guter Stress schadet dem Herzen nicht
Professor Tienush Rassaf zeigt während der Untersuchung von BrostCast-Host Schumacher, was Kardiologie alles kann. Und gerade erforscht!
Freuen Sie sich auf den (bisher) ungewöhnlichsten BrostCast: Dr. Hajo Schumacher befragt Professor Tienush Rassaf zwischen EKG und Ultraschall. Während ihm nebenbei im Essener Uniklinikum „gefühlt hektoliterweise Blut abgezapft“ wird…
Rassaf leitet dort das Westdeutsche Herz- und Gefäßzentrum, behandelt als Arzt, lehrt an der Universität und forscht im Bereich Herzgesundheit, unter anderem in einer aktuellen Studie mit Unterstützung der Brost-Stiftung (siehe unten). Am Ende des BrostCast sind Sie nicht gesünder, wissen aber mehr darüber, wie Sie Erkrankungen rund um das Herz vorbeugen können!
Zum Beispiel durch Vermeidung von Stress, wie der in Köln geborene Kardiologe eingangs erklärt: „Dabei unterscheiden wir zwischen dem sogenannten Eustress, der eher positiv auf den Körper wirkt und dem negativen Distress. Letzter tritt zum Beispiel dann auf, wenn Sie sich von Termin zu Termin gehetzt fühlen, immer unter zeitlichem Druck. Das schadet dauerhaft dem Herzen. Viel Arbeit, auch in einem ausgedehnten Zeitrahmen, bei der Sie dennoch das gute Gefühl haben ‚Tschaka, das packe ich!‘ macht vielleicht müde, aber beeinträchtigt nicht Ihre Gesundheit.“
Negativ wirkt sich außerdem die soziale Herkunft aufs dauerhafte Wohlbefinden aus, wie bereits eine von Professor Eckhard Nagel im Auftrag der Brost-Stiftung durchgeführte Studie belegt hat. Im Ruhrgebiet gibt es eine schlechtere gesundheitliche Versorgung für jüngere und ältere Menschen aus schwächeren sozialen Schichten. Rassaf im BrostCast: „Wenn ein junger Mensch optimal aufwächst, erfährt er etwas über die Risiken des Rauchens, die Bedeutung von Ernährung, Bewegung und regelmäßigen Vorsorgeuntersuchungen. All das minimiert die Gesundheitsrisiken.“
Begeisterung für das deutsche Gesundheitssystem
Der Vater von vier Kindern fühlt sich im Ruhrgebiet wohl, er lebt vom ersten Tag der Berufung ans Uniklinikum in Essen. Dabei hätte er auch Perspektiven in den USA gehabt, wo er Teile seiner Ausbildung absolvierte. „Als mein Vater krank wurde, habe ich mich zur Rückkehr nach Deutschland entschieden.“ Hören Sie einmal rein, was sein alter Herr davon hielt…
Aller aktuellen Debatten zum Trotz ist Rassaf begeistert vom Standort Deutschland: „Das deutsche Gesundheitssystem erlaubt den Spagat zwischen klinischer Tätigkeit, Forschung und der Arbeit mit Studierenden. Man kann jetzt über Defizite in allen Bereichen lamentieren, aber wir können uns doch einbringen und gestalten. Diese Möglichkeiten bieten sich nicht überall so wie in Deutschland.“
„Es geht in unserer Studie nicht darum, Leben und damit Leid zu verlängern. Die Ergebnisse sollen mithelfen, in den verbleibenden letzten Tagen oder Wochen den erkrankten Menschen eine gewisse Autonomie, Lebensqualität sowie Selbstbestimmung zu erhalten.“
Prof. Dr. Tienush Rassaf, Direktor der Klinik für Kardiologie und Angiologie am Universitätsklinikum Essen
In seinem Team befinden sich herausragende Ärzte. Rassaf, der sich wie ein „Fußballtrainer, manchmal Spielertrainer“ in seiner Funktion beschreibt, war besonders wichtig, Frauen in Führungspositionen dabei zu haben. Mit einer Auswahlmannschaft deutscher Kardiologen erforscht er derzeit, wie sich die Lebensqualität Schwerkranker mit einfachen Mitteln verbessern lässt. Bis Ende 2024 soll die Wirkungsweise bestimmter Herzmedikamente bei palliativ behandelten Krebspatienten nachgewiesen werden. „Es ist die erste Studie dieser Art. Im Idealfall erreichen wir durch die Therapie, dass die Menschen vier Meter allein gehen und sich ohne fremde Hilfe waschen können.“
Hören Sie rein, wie der Professor dem Podcast-Host das Innenleben seines Herzens live am überdimensionalen Flachbildschirm erklärt. Erfahren Sie, was die Ärzte bei welchen Untersuchungen über Ihre Lebenserwartung herausfinden können. UND: Bleiben Sie gesund!
Die Rassaf-Studie
Durch die Unterstützung der Brost-Stiftung läuft seit Dezember 2022 an der Uniklinik Essen, der Uniklinik Heidelberg, der Berliner Charité und zwei weiteren großen deutschen Kliniken ein Forschungsprojekt. Professor Rassaf und Kollegen wollen auf der Grundlage von 72 betreuten Krebspatienten im Endstadium herausfinden, ob häufige Beschwerden wie Kurzatmigkeit und Kraftlosigkeit mit der fallgenauen Verabreichung von Medikamenten, die üblicherweise bei Patienten mit Herzschwäche eingesetzt werden, gelindert werden können.
Mehr zur Studie unter: https://broststiftung.ruhr/selbstbestimmt-bis-zum-ende/