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Musik als Ehrung und Vermächtnis

Brost-Stiftung würdigt Fritz Pleitgen mit einer Sinfonie

Es war ein letzter - unerfüllter - Wunsch, der als Vermächtnis bleibt. Fritz Pleitgen (+84) hatte sich auf das Konzert in der Essener Kreuzkirche gefreut, bei dem „seine“ Sinfonie zur Uraufführung kommt. Komponiert von Ulrich Harbecke, einem Freund und Weggefährten. Die Brost-Stiftung ehrt mit der Musik einen verdienten Bürger des Ruhrgebietes und Preisträger des Brost Ruhr-Preises 2021. Trotz des Todes hält der Vorstand an dem noch mit Pleitgen abgestimmten Aufführungstermin am 28. Oktober fest.  

"Die Brost-Stiftung bewahrt ihrem Preisträger von 2021 ein ehrendes Gedenken. Er war als Duisburger Junge und dann auf seinem Weg als Journalist durch die Weltpolitik dem Ruhrgebiet und seinen Bewohnern heimatlich verbunden.

1963 ging er zum Westdeutschen Rundfunk nach Köln, wo er sich bald mit markanten Berichten einen Namen machte. Bald kamen Einsätze im Ausland dazu. 1970 ging er als Auslandskorrespondent nach Moskau. Unter schwierigen Bedingungen gelangen ihm Reportagen über Land und Leute, die das Russlandbild der Deutschen erweiterten. Als erster westlicher Journalist führte er ein Interview mit Leonid Breschnew, dem damaligen sowjetischen Generalsekretär der KPdSU. Gleichzeitig unterhielt er Kontakte zu Dissidenten und Künstlern, die ein modernes Deutschlandbild in Russland förderten.

Seine nächsten Stationen waren Ost-Berlin, Washington, New York. Mit Weitsicht, professioneller Souveränität und journalistischer Aufmerksamkeit begleitete er den sich abzeichnenden „Wandel durch Annäherung“.

Zurück in Köln wurde er Chefredakteur des Programmbereichs „Politik und Zeitgeschehen“. Mit zahlreichen _Sendungen flankierte er die Schlussphase der Sowjetunion und die deutsche Wiedervereinigung. Seine Erfahrungen auf beiden Seiten des Eisernen Vorhangs gaben ihm die Autorität, auch in den sich überschlagenden Ereignissen für Besonnenheit und Tiefenschärfe zu plädieren.

Als Hörfunkdirektor des WDR reformierte die Programm- und Organisationsstruktur und erschloss dem Sender – vor allem auch junge - Hörergruppen.

1995 verstärkte er – nun als Intendant - die Regionalisierung des WDR-Programms mit der Gründung neuer Lokalstudios. Zugleich hatte seine Stimme großes Gewicht in der ARD und der Europäischen Rundfunkunion (EBU).

Neben seinen Leitungsaufgaben blieb Fritz Pleitgen journalistisch tätig. Ob in den Rocky Mountains, im Erzgebirge oder am Amur, immer suchte er die unverstellte Nähe der einfachen Leute, gab ihnen sein Ohr und seine Stimme.

Anfang 2007 – nun als Pensionär - stellte er sich für den Vorsitz der Geschäftsführung der Ruhr 2010 GmbH zur Verfügung „aus Patriotismus für das Revier“, wie er sagte. Damit lag die Planung des Jahres als Europäische Kulturhauptstadt in Essen und im Ruhrgebiet in den besten Händen.

Neben seiner aufreibenden beruflichen Tätigkeit engagierte sich Fritz Pleitgen in zahlreichen gemeinnützigen Initiativen und Institutionen. Immer ging es ihm darum Verständnis zu wecken und Brücken zu bauen.

Fritz Pleitgen erhielt zahlreiche Ehrungen und Preise für sein öffentliches Wirken. Er „brauchte“ keinen davon. Die Gesellschaft jedoch braucht Menschen wie ihn.

Die Brost-Stiftung ehrt ihren Preisträger am 28. Oktober dieses Jahres mit einem Konzert in der Essener Kreuzeskirche. Als Hauptwerk des Abends kommt eine Sinfonie zur Uraufführung, die der WDR-Mann Ulrich Harbecke komponiert und seinem „Lieblingsintendanten“ gewidmet hat. Beide verband eine Freundschaft, die weit über das Dienstliche hinausging. Fritz Pleitgens Wunsch, das Konzert noch zu erleben, ist nun nicht mehr zu erfüllen. Er wird jedoch als Erinnerung an eine große Persönlichkeit gegenwärtig sein."

Prof. Bodo Hombach, Vorsitzender des Vorstandes

Weitere Würdigungen und Beiträge zum Lebenswerk von Fritz Pleitgen finden Sie hier auf der Homepage der Brost-Stiftung