BrostCast als Erfolgsgeschichte
Moderator Hajo Schumacher erklärt, was die Gespräche mit Ruhrgebietsmenschen so besonders macht. Und warum eine zweite Staffel kommen MUSS
19. April 2022
Kluge und optimistische Stimmen aus dem Ruhrgebiet – unter diesem Motto entwickelt sich der BrostCast zur Erfolgsgeschichte. Vom Start mit Bestseller-Autor Wolfram Eilenberger bis zur finalen Einordnung im Gespräch mit Brost-Vorstandschef Professor Bodo Hombach hat Moderator Hajo Schumacher eine wachsende Zahl von Zuhörern offensichtlich gut unterhalten. Im Interview spricht der Journalist und Autor über das Besondere am Podcast-Format der Brost-Stiftung und kündigt eine Fortsetzung an.
Was macht für Sie den Erfolg der Reihe aus?
Dr. Hajo Schumacher: „Viele klassische Interviews folgen dem bewährten Verhör-Modus: Der Journalist will etwas herauskitzeln, der Gast einen schnellen, zitablen Gag landen. Meine GesprächspartnerInnen waren so nett, sich von dieser Routine zu befreien und sich mit mir auf ein inneres Sofa fallen zu lassen, um im besten Sinne eine Unterhaltung zu pflegen.
Heiter und leicht mit Micky Beisenherz, herrlich melancholisch mit Hatice Akyün, beeindruckend offen und geradeaus mit Verlegerin Julia Becker, Polizeipräsidentin Britta Zur oder Svenja Schlenker vom BVB. Ziemlich crazy mit dem Evonik-Nerd Felix Müller oder klug und kühl mit Bodo Hombach und dem Philosophen Wolfram Eilenberger.
Jedes Gespräch war auf seine Weise geprägt von einer tiefen Liebe zum Ruhrgebiet. Selbst Momente der Traurigkeit, die ich bei Bischof Franz-Josef Overbeck zu hören meinte, werden doch immer wieder in praktisches Handeln umgesetzt.“
„Selbstverzwergung scheint vorbei zu sein“
Sie sprechen mit Menschen aus den unterschiedlichsten Lebensbereichen, die eines verbindet, den kritischen Eilenberger eingeschlossen: Sie lieben das Ruhrgebiet, trotz vielfältiger Defizite. Und trotz Steilvorlagen des Moderators zur Kritik. Hat Sie das überrascht?
Schumacher: „Um ehrlich zu sein: Ja. Die Phase der unseligen Selbstverzwergung nach dem Goosen-Motto "Woanders ist auch scheiße" scheint vorbei zu sein. Gut so. Das Ruhrgebiet wird niemals München, und das ist auch gut so. Aber das permanente Kleinmachen und diese schwarzweiße Kohlenstaub-Nostalgie, die führt ja zu nichts außer Traurigkeit oder Schlimmerem.
Mich hat Micky Beisenherz sehr bewegt mit seiner Feststellung, dass nicht überall immer Silicon Valley sein muss. Da ist viel Wahres dran.“
Gab es für Sie als Moderator Überraschungen im Gespräch?
Schumacher: „Ich finde Menschen wie Christiane Auffermann von der IHK Bochum sehr beeindruckend, die eine klare Vorstellung davon hat, wie ein modernes Ruhrgebiet aussehen kann, welche Schätze zu heben sind und welche Mentalitätsveränderungen anstehen. Was die Frau da in Bochum konkret und oft auch sehr kleinteilig auf die Beine stellt, ist allemal wichtiger als jede floskelreiche Politikeransprache.“
„Zukunft ist eine Haltung, die im Ruhrgebiet stark verbreitet ist“
Was nehmen Sie aus den Gesprächen mit, was können wir Hörer lernen?
Schumacher: „Transformation ist ein Prozess, der nie endet. Es wird immer unterschiedliche Geschwindigkeiten und Bedürfnisse geben, die Idee von einem homogenen und steuerbaren Organismus ist Humbug, Das Orchestrieren von Vielfalt und die Bereitschaft zum Miteinander ist weitaus größer als jemand von außen das vermuten mag. Zukunft ist eine Haltung, die im Ruhrgebiet überraschend stark verbreitet ist.“
Wie soll es mit dem BrostCast weiter gehen?
Schumacher: Wie bei jeder guten Serie natürlich mit Staffel 2, die sich nicht nur, aber auch, dem Männerbild im Ruhrgebiet widmen wird, von liebevoll bis bissig, wie sich das gehört.“