Spannende Einblicke in Brönners Revier
Am 2. Juli eröffnet der Star-Trompeter im Museum Küppersmühle seine Fotoausstellung Melting Pott. In deren Mittelpunkt steht die Begegnung mit unterschiedlichen Menschen, die das Ruhrgebiet mitgeprägt haben
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Rein oder nicht rein, das ist hier die Frage...
Bis zur letzten Minute ringt Till Brönner (48) mit sich, welche Motive er am Ende in die Fotostrecke seiner Ausstellung, für die Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) die Schirmherrschaft übernommen hat, aufnehmen soll. Spätestens am 2. Juli hat das Grübeln ein Ende – dann findet im Museum Küppersmühle die Eröffnung von Melting Pott statt. Staatsminister Stephan Holthoff-Pförtner (CDU) wird die einführenden Worte zur Vernissage sprechen, ehe die Besucher sich in sechs Räumen von rund 200 Bildern in Brönners Ruhrgebietswelt entführen lassen können. Die kleinsten Dokumente seines Streifzuges mit der Leica-Kamera passen in einen 40 x 60 Rahmen, die größten (5 mal 8 Meter) füllen eine ganze Wand.
Brönner verrät noch wenig über seine optische Beute, die er im Rahmen des von der Brost-Stiftung initiiertes und gefördertes Kunstprojekt „geschossen“ hat. Das Ende des Steinkohlebergbaus hat ihn natürlich beeindruckt, Kumpel-Impressionen in Schwarz-Weiß bilden den Auftakt der Ausstellung: „Man muss verstehen, was war, damit man versteht, was jetzt und in Zukunft hier passiert. Wenn man das auf den Fotos erkennt, bin ich meinem Ziel näher.“
Auf den vorab veröffentlichten Motiven sowie dem Ausstellungsplakat wird klar, dass auch ein Jazzmusiker an den Fußball-Fankurven des Reviers nicht vorbeikam. Brönner: „Das Ruhrgebiet ist ohne Fußball nicht zu erzählen. Hier wird dem Fußball traditionell eine zentrale Rolle beigemessen, und mich interessieren beide Seiten – Fans und Akteure.“
Nach dem Auftakt im Museum Küppersmühle (bis 6. Oktober) sollen die Fotos auch an anderen Orten in Deutschland und den Nachbarländer präsentiert werden. Damit vollendet sich ein ungewöhnliches und ambitioniertes Projekt, das vor mehr als zwei Jahren auf Initiative der Brost-Stiftung in einem Telefonat von Vorstand Bodo Hombach mit Till Brönner vereinbart wurde. Hombach erklärt lächelnd die Motive der Stiftung: „Der Ruhri spottet: Niemand liebt Dich, wieso ich? Die Menschen des Ruhrreviers haben Anerkennung und Respekt verdient. Keiner kann ihnen das besser spiegeln und es andere entdecken lassen, als ein Kreativer von Weltrang.
So sensibel Till Brönner einer Trompete feinste Nuancen entlockt, so einfühlsam richtet er ein Objektiv auf Charaktere und Charakteristisches“.
„Das Ruhrgebiet ist mir ans Herz gewachsen“
Brönner erinnert sich an eine emotionale Mischung aus Freude und Verwunderung beim ersten Kontakt mit den Initiatoren der Brost-Stiftung: „Meine fotografischen Arbeiten waren in einem Frühstadium und noch keiner breiten Öffentlichkeit gegenwärtig.“ Er kam gerade aus Los Angeles zurück, seinem damaligen Lebensmittelpunkt. Die Einladung, sich mit dem Ruhrgebiet in Rahmen eines Fotoprojektes samt finaler Ausstellung auseinanderzusetzen, hat ihn gleich gelockt. „Mir war klar, das wird eine gewaltige Herausforderung. Und ich liebe Herausforderungen.“
Aus Neugierde und Ambition für sein Projekt ist in den vergangenen Monaten eine Herzensangelegenheit gewachsen. „Dieses Jahr hat zu derart intensiven Begegnungen geführt, die mich im weiteren Leben begleiten werden. Ich habe ganz neue Seiten des Ruhrgebiets kennen gelernt und viele Menschen ins Herz geschlossen.“ Was bedeutet das für die Fotomotive der Ausstellung? Brönner: „Nur so viel vorweg: Das Ruhrgebiet ist in seiner Vielseitigkeit, Vielfarbigkeit und Vielschichtigkeit nicht vollständig zu erfassen. Diversität ist das Symbol der Region.“
In der Projektbeschreibung der Stiftung finden sich ein paar weitergehende Details: „Die Ausstellung wird eine Dokumentation von Charakteren, Orten und Gegenwartszenarien des Ruhrgebiets. Bekannte Köpfe mischen sich mit weniger bekannten, historische Wahrzeichen mit architektonischen Neuzugängen, Klischees mit heutiger Realität. Ziel ist eine sehr persönliche Sicht auf Geschichte und Wandel einer Region, deren DNA eine zutiefst menschliche und, aus politischer Sicht, beispielhafte für das Zusammenleben der Kulturen und Gesellschaftsschichten in Deutschland ist.“
„Brönners Bilder graben sich in die Köpfe ein“
Der weltweit erfolgreiche Jazz-Musiker Brönner (spielte schon für Barack Obama im Weißen Haus) will seinem persönlichen künstlerischen Anspruch gerecht werden, „das Inhomogene am Ruhrgebiet“ zu thematisieren. „Die Ausstellung soll weder repräsentativ noch vollständig den Wandel abbilden.“
Der Vorstand der Brost-Stiftung und insbesondere Bodo Hombach hat den Revierstreifzug und die Entstehung der Fotostrecke ständig mit großem Interesse begleitet, es gab in allen Phasen regen Austausch zwischen Brönner und der Stiftung. In Kenntnis vieler Bilder schwärmt Hombach: „Der Weltstar Till Brönner hat für die Brost-Stiftung SEIN Revier entdeckt. Er hat Bilder in die Welt gesetzt, die spiegeln, offenbaren und sich in Köpfe eingraben. So, wie der wunderbare musikalische Ohrwurm eines genialen Virtuosen. Wie Till Brönner eben.“
WDR Westart hat in der Sendung vom 24.06.2019 über Till Brönners „Melting Pott“ berichtet. Den Beitrag können Sie hier abrufen.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie beim Museum Küppersmühle oder in der Pressemappe.