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Nr. 6: Just a lousy end for a great day

Natürlich liebt sie ihn und natürlich will sie nur sein Bestes und doch muss ich, als ich diese Mutter mit der Shampoo-Flasche ankommen sehe, und sehe, wie sie ihren Sohn hinterherzerrt, unweigerlich an Ikarus denken aus den Metamorphosen von Ovid. Dädalus, sein Vater, baut ihm Flügel aus Federn und Wachs, mit denen er aus Kreta fliehen soll.

„Fliege nicht zu nah an die Sonne heran, sonst schmilzt das Wachs, das die Federn zusammenhält”, warnt er den Sohn. Aber Ikarus, übermütig, hört nicht auf den Ratschlag, fliegt hinauf und stürzt mit geschmolzenem Flügel in den Tod.

Der kleine Ikarus hier stürzt nicht in den Abgrund, sondern nur in seinen Alltag zurück. Er hat geglaubt, sein Leben lang schwimmen, spielen, Eis essen zu können. Er wird eines Besseren belehrt.

Kein Drama hier. Nur ein paar Tränen: Just a lousy end for a great day.

Wir sind drei, die diese Szene beobachten: Ein sechzigjähriger türkischer Mann, der an der Außenwand des Kiosks gelehnt eine Zigarette raucht, während seine Frau die Handtücher zusammenfaltet und in einer großen bunten Plastiktasche verstaut, ein kleines, afrikanisches Mädchen und ich. Wir kennen uns nicht, wir schauen nur stumm zu, wie eine Mutter ihrem Sohn am späten Nachmittag im Schwimmbad die Haare wäscht.