Schreibwerkstatt war einfach klasse: Stadtschreiberin Gila Lustiger begeistert Schüler an der Bertha-Krupp-Realschule
Zugegeben – die Eingangsfrage lockt die Schüler ein wenig in die gewünschte Richtung...
„Wollen wir über ein Gedicht von Bertolt Brecht sprechen?“, begann Gila Lustiger (54) am 29. Januar 2018 ihre „Schreibwerkstatt“ in der 10 b der Bertha-Krupp-Realschule. Das sei zwar relativ lang, aber eigens für den heutigen Anlass ausgewählt. Ehe die Stimme der Autorin nach der Zwischenfrage „Wer hat schon einmal etwas von Brecht gehört?“ vollends im Gemurmel unterzugehen droht, lockt sie mit einer Alternative. „Oder wollt ihr lieber ein Spiel machen?“
Der mit großer Mehrheit angenommene Plan B stellt die 32 jungen Menschen, bis auf wenige Ausnahmen mit Migrationshintergrund in Deutschland geboren, allerdings vor eine große Herausforderung. „Ich möchte, dass sich jeder von euch einen Partner sucht. Setzt euch bitte gegenüber“, erläutert Lustiger die Spielregeln. „Jetzt schaut den Partner an, beobachtet genau. Dann schreibt auf, was ihr seht. Wichtig dabei: Ihr sollt nur beobachten, nicht werten.“ Und gibt zum Start noch einen Motivationskick für die angehenden Autoren: „Es ist Grundlage der Schriftstellerei, genau hinzuschauen.“
Vom Reiz und Zauber des Schreibens möchte Gila Lustiger möglichst viel weitergeben, gerade an Menschen, die im Alltag wenig mit Literatur in Berührung kommen. Seit Oktober 2017 ist die in Paris lebende Autorin auf Einladung der Brost-Stiftung als erste Stadtschreiberin des Ruhrgebiets in Mülheim zuhause. Und ständig unter Menschen unterwegs. Diesmal in Essen-Frohnhausen, einem so genannten Arbeiterviertel. Lustiger: „Die Südkinder brauchen mich eher weniger als die im Norden. Für sie hier ist eine Schriftstellerin etwas Exotisches.“
Der mit großer Mehrheit angenommene Plan B stellt die 32 jungen Menschen, bis auf wenige Ausnahmen mit Migrationshintergrund in Deutschland geboren, allerdings vor eine große Herausforderung. „Ich möchte, dass sich jeder von euch einen Partner sucht. Setzt euch bitte gegenüber“, erläutert Lustiger die Spielregeln. „Jetzt schaut den Partner an, beobachtet genau. Dann schreibt auf, was ihr seht. Wichtig dabei: Ihr sollt nur beobachten, nicht werten.“ Und gibt zum Start noch einen Motivationskick für die angehenden Autoren: „Es ist Grundlage der Schriftstellerei, genau hinzuschauen.“
Vom Reiz und Zauber des Schreibens möchte Gila Lustiger möglichst viel weitergeben, gerade an Menschen, die im Alltag wenig mit Literatur in Berührung kommen. Seit Oktober 2017 ist die in Paris lebende Autorin auf Einladung der Brost-Stiftung als erste Stadtschreiberin des Ruhrgebiets in Mülheim zuhause. Und ständig unter Menschen unterwegs. Diesmal in Essen-Frohnhausen, einem so genannten Arbeiterviertel. Lustiger: „Die Südkinder brauchen mich eher weniger als die im Norden. Für sie hier ist eine Schriftstellerin etwas Exotisches.“
Die Zurückhaltung gegenüber dem Gast und vor allem seinem ungewohnten „Spiel“ geht jedoch schnell in jugendliche Begeisterung über. In zwei weiteren Runden beschreiben wechselnde Partner ihr Gegenüber, es entstehen erstaunlich detailreiche Texte. ABER: Dann sollen diese vor der Klasse vorgetragen werden...
Für heranwachsende Jungs und Mädchen (zwischen 15 und 16 Jahre alt) eine hohe emotionale Hürde. Über die Lustiger hinweg hilft: „Bitte kräftigen Applaus für diejenigen, die sich nach vorne trauen!“ Marie bricht das Eis, unter Jubel und Gejohle wagen sich immer mehr vor die Klasse. Stolz schwingt mit beim Vorlesen der ausschließlich positiven Personenbeschreibungen, die tatsächlich frei sind von Wertungen oder Häme. Und erstaunliche Sprachblüten treiben. „Seine Brille ist haselnuss-braun und er hat ein breites Lächeln...“ beschreibt eine Mitschülerin den Banknachbarn.
Daran hat Gudrun Jägersküpper, Klassen- und Deutschlehrerin, großen Anteil. Sie organisierte nicht nur die Begegnung Schüler/Schriftstellerin. „Die Beherrschung der deutschen Sprache ist ein zentrales Bildungsziel, gerade bei Kindern mit Migrationshintergrund“, erklärt sie. Die Wände des Klassenraumes sind mit Wortteppichen dekoriert. Adjektive, Verben, Nomen. in einer Ecke bietet die „Wortschatzkiste“ einen Fundus alternativer Formulierungen an.
Für heranwachsende Jungs und Mädchen (zwischen 15 und 16 Jahre alt) eine hohe emotionale Hürde. Über die Lustiger hinweg hilft: „Bitte kräftigen Applaus für diejenigen, die sich nach vorne trauen!“ Marie bricht das Eis, unter Jubel und Gejohle wagen sich immer mehr vor die Klasse. Stolz schwingt mit beim Vorlesen der ausschließlich positiven Personenbeschreibungen, die tatsächlich frei sind von Wertungen oder Häme. Und erstaunliche Sprachblüten treiben. „Seine Brille ist haselnuss-braun und er hat ein breites Lächeln...“ beschreibt eine Mitschülerin den Banknachbarn.
Daran hat Gudrun Jägersküpper, Klassen- und Deutschlehrerin, großen Anteil. Sie organisierte nicht nur die Begegnung Schüler/Schriftstellerin. „Die Beherrschung der deutschen Sprache ist ein zentrales Bildungsziel, gerade bei Kindern mit Migrationshintergrund“, erklärt sie. Die Wände des Klassenraumes sind mit Wortteppichen dekoriert. Adjektive, Verben, Nomen. in einer Ecke bietet die „Wortschatzkiste“ einen Fundus alternativer Formulierungen an.
„Diese Klasse ist einfach grandios“, so Lustigers begeistertes Fazit. Immer wieder nimmt sie die vorne Vortragenden in den Arm, nimmt Ängste und vermittelt Wertschätzung. Die im Laufe der 90 Minuten gegenseitig gewachsen scheint. Nur einmal gerät die Stadtschreiberin bei der abschließenden Fragerunde zu ihrer Person in Verlegenheit. „Wieviel verdient man denn mit so einem Roman“, möchte ein Schüler wissen. Lustiger: „Das verrate ich nicht.“ Immerhin gibt sie etwas preis: „Mit meinem letzten Roman habe ich ziemlich viel Geld verdient. Aber ich sage euch nicht, wieviel.“
Dennoch stürmischer Applaus, bevor die Klasse beim Pausengong nach draußen stürmt. Bei aller Begeisterung – nach 90 Minuten reicht´s auch mit der Schriftstellerei. Vielleicht hat ja dennoch der eine oder andere in der Pause mal diesen „Brecht“ gegoogelt...
Einen Artikel der WAZ dazu finden Sie hier.
Dennoch stürmischer Applaus, bevor die Klasse beim Pausengong nach draußen stürmt. Bei aller Begeisterung – nach 90 Minuten reicht´s auch mit der Schriftstellerei. Vielleicht hat ja dennoch der eine oder andere in der Pause mal diesen „Brecht“ gegoogelt...
Einen Artikel der WAZ dazu finden Sie hier.