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Manuel Neuer Kids Foundation MANUS Gelsenkirchen

Wo die Kinder in Deutschlands ärmster Stadt ein zweites Zuhause finden

In Gelsenkirchen betreut die Stiftung von Nationaltorwart Manuel Neuer jeden Nachmittag Scharen benachteiligter Kinder. Im MANUS Kinderhaus gibt es auch Angebote, die sich speziell an Jungen richten.

Ganz schön was los mal wieder im Kinderhaus MANUS in Gelsenkirchen-Buer. Kaum öffnet man die Tür zu dem zweistöckigen Eckhaus mit weißem Kastenanbau, zwei Straßen hinter dem Ortszentrum, ist man von einer ganzen Schar Kinder umringt. „Ach, das ist noch gar nichts“, sagt Kevin van Boxem, der Leiter des Hauses, und so etwas wie der tägliche Stellvertreter von Nationaltorwart Manuel Neuer, dessen Stiftung das Haus finanziert. „An einem normalen Nachmittag kommen hier mehr als achtzig Kinder hin“, sagt van Boxem, „zum Essen, Spielen und Lernen.“
Hier in Buer betreibt die Manuel Neuer Kids Foundation genauso wie in Bottrop jeweils ein MANUS Kinderhaus. Mit seiner Stiftung möchte Neuer, der selbst in Gelsenkirchen geboren wurde, aufwuchs und früher beim FC Schalke 04 spielte, „benachteiligten Kindern etwas von dem zurückgeben, was ich in meiner Jugend erhalten habe: Chancen und Perspektiven für mein Leben.“ Neuer, der seit 2011 bei Bayern München spielt, weiß, dass seine Heimatstadt von hoher Arbeitslosigkeit und sozialer Spaltung geplagt wird. Mehr als 40 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter fünfzehn Jahren sind von staatlichen Sozialleistungen abhängig, mehr als die Hälfte von ihnen hat einen Migrationshintergrund.

„Die Jungs hier in Gelsenkirchen werden immer freigeistiger.“

Kevin van Boxem, Einrichtungsleiter

Das Angebot im MANUS Kinderhaus ist riesig. Manche Kinder spielen einfach, andere haben gerade Band-Probe. Oben haben sich gerade sechs Jungs für einen Schmuckworkshop zusammengefunden, den sie sich von Erzieherin Julie Panknin gewünscht hatten. Die sechs Juweliere heute, das sind der siebenjährige Elonim, Medin (8), Arlind (9), Allesandro (11) sowie Julien und Flynn, die schon elf und zwölf Jahre alt sind. Ganz versunken kleben und formen sie bunte Teile zu Ketten und Ringen zusammen. „Unsere Angebote richten sich an Kinder und Jugendliche, unabhängig von Geschlecht, Herkunft, kulturell-religiösem Hintergrund oder sozialem Status“, sagt Hausleiter van Boxem. Für Jungen gebe es allerdings spezielle Angebote – genauso wie für Mädchen.
Dabei mache der gesellschaftliche Wandel auch hier in Gelsenkirchen nicht Halt, erzählt der Pädagoge: „Wenn es in der sechsten, siebten Klasse in die Identitätsfindung geht, finden da auch atypische Rollen Platz, dass also auch mal ein Junge pinke Haare hat oder Sexualität anders definiert für sich – da werden die Jungs immer freigeistiger.“
Zu den täglichen Angeboten im offenen Bereich gehören ein Mittagessen, auf das viele Kinder sonst zuhause verzichten müssten, eine Hausaufgabenbetreuung, das freie Spiel (Kicker, Billard, Tischtennis), eine Bibliothek und einige Rückzugsorte zur Ruhe und Entspannung. „Sehr gut angenommen werden aber auch unsere individuellen Gruppenangebote zu Multimedia, Kreativem oder Gesundheitsförderung“, freut sich van Boxem. Heute macht eine Reihe Jungs zum Beispiel einen Theaterworkshop bei dem Theaterpädagogen Max Falck. Über alle Sprach- und Altersgrenzen hinweg toben und improvisieren die Jungen im Keller des großen MANUS Hauses.
„Gerade in dem Umfeld hier“, schwärmt Falck, gebe es ein großes Kreativitätspotenzial: „Ich habe das Gefühl, das ist wie ein Topf mit `nem Deckel, der einfach nie aufgemacht wurde – und wenn man den einmal aufmacht, dann sprudelt der über, und es ist laut und wuselig. Aber sobald es einmal übergeschäumt ist, hat man unglaublich viel Material, mit dem man arbeiten kann. Da ist eine unheimliche Energie, eine unglaubliche Leidenschaft dabei.“