Direkt zum Inhalt wechseln

Jungenmobil „Manni‟

Im Jungenmobil „Manni“ durch Oberhausen

Dieser Wohnwagen macht an Schulen, Sportplätzen und Hochhaussiedlungen Halt und ist ein Ort nur für Jungs. Drinnen gibt es Sofas, Spiele und manchmal auch Gespräche übers Mannwerden.

„Was würdest du tun, wenn dein Klassenkamerad im Rock oder Kleid zur Schule käme?“ Der Erwachsene hat eine Karte aus dem Stapel gezogen und liest sie vor. Um ihn herum sitzen fünf Jungs auf den durchgesessenen Polstern eines alten Wohnwagens. „Naja, nix“, sagt Dominic, ein schlaksiger blonder Junge mit erstem Bartflaum. „Is‘ doch okay“, meint Colin, der wohl jüngste in der Runde. „Finden wir jetzt hier, klar“, räumt Leon ein, der mit seinem Kinnbart schon ein paar Jahre älter wirkt, „aber da gibt’s noch genug Leute in der Schule, die da gleich drauf rumhacken würden.“
Beim Jungstreff im Oberhausener Jungenmobil „Manni“ gibt Jugendleiter Torben Böer den Teilnehmern Raum zum Reden. Zum Beispiel, indem er mit ihnen „Kumpeltest“ spielt. Das Kartenspiel gibt die Fachstelle Jungenarbeit NRW heraus. Im Spiel geht es darum, seine Kumpel in wichtigen Fragen des Lebens gut einschätzen zu können. Dabei geht es um viele Aspekte von Männlichkeit: „Ist dein Vater dir ein Vorbild?“ zum Beispiel, oder: „Ist Eifersucht ein Liebesbeweis?“

„In der Jungenarbeit hinterfragen wir die traditionellen Rollenbilder und schauen, welche Erwartungen die Gesellschaft heute an die Jungs heranträgt.“

Torben Böer, Jugendleiter

„Nein, voll nicht!“, sind die Mitspieler im Jungenmobil sich einig. Die fünf Jungs ausm Pott, die heute hier sitzen, sind zwischen 12 und 21 Jahre alt und kommen aus der evangelischen Sophienkirchengemeinde in Oberhausen-Schlad. Hier, vor dem Jugendzentrum Underground, hat das Jungenmobil heute Halt gemacht. „Manni“ ist ein sieben Meter langer alter Wohnwagen, der aber noch fahrtüchtig ist. „Wir stehen ja auch noch an anderen Orten in Oberhausen“, sagt Böer, teils auch bewusst an Stellen, die mancher als soziale Brennpunkte bezeichnet. Der Jugendleiter kennt sich gut aus in Oberhausen, ist selbst hier zur Schule gegangen.
Unterstützt wird er dabei auch von Ehrenamtlichen wie Leon Pütthoff. Der 21-Jährige war früher selbst jugendlicher Teilnehmer der Runden. Heute macht er eine Ausbildung im Tiefbau, wo er unter anderem lernt, Bagger zu fahren. Nachmittags hat er dennoch ab und zu Zeit, Böer beim Jungenmobil zu helfen. „Als 21-Jähriger habe ich schon eine etwas andere Denkweise als die 15-, 16-Jährigen jetzt, das ist schon wieder eine ganz andere Zeit“, beobachtet Pütthoff und meint damit vor allem, wie schnell der Einfluss von Social Media wie TikTok gewachsen ist und dazu führt, dass Jugendliche sich ein künstliches Image zulegen. „Die ganzen Fassaden, die ganzen Herausforderungen, die die Jugendlichen erleben, die erleben wir hier aus erster Hand mit.“
So wird „Manni“ zu einem mobilen Jugendzentrum für Jungen aus allen Kulturen. Und natürlich hat Torben Böer nicht nur pädagogische Spiele mit auf Tour. Im Mobil gibt es auch Brettspiele, Aktivitäten für draußen, Bastelmaterialien oder Bücher. „Zusätzlich setzen wir in Kooperation mit Jugendzentren und Schulen Workshops zu Themen wie beispielsweise Umgang mit sozialen Medien, Sexualität, und Rollenklischees um“, erläutert Böer. Träger ist der Kirchenkreis Oberhausen, der sich natürlich auch um die Oberhausener Mädchen kümmert: Parallel zu „Manni“ kurvt in Oberhausen auch das Mädchenmobil „Flotte Lotte“ durch die Straßen.