HeRoes Duisburg
Helden gegen die patriarchale Unterdrückung
Mitten in Duisburg kämpft das Projekt HeRoes für Gleichberechtigung und gegen eine toxische Männlichkeit im Namen der Ehre. Das Besondere: Die Workshopleiter sind Männer mit Migrationshintergrund und haben selbst unter einer falsch verstandenen Ehre gelitten. Jetzt gehen sie in Schulen und klären Jugendliche auf.
Stuhlkreis in einer Berufsschulklasse in Duisburg. Hier geht es gleich um die Ehre. Oder genauer gesagt um das, was junge Männer mit Migrationshintergrund oftmals darunter verstehen: den guten Ruf von Mädchen und Frauen. Manchen Jugendlichen fällt es leicht, über ihre Erfahrungen zu sprechen, andere verschränken die Arme vor der Brust und hören nur zu. Aber nach drei Stunden haben es Workshopleiter Marcel Kaya und sein Kollege Sarmad Zeki Niazi mit direkten Ansprachen und Rollenspielen geschafft: Die Jugendlichen öffnen sich. „Wir wollen das Problem der toxischen Männlichkeit an der Wurzel packen, indem wir aufklären“, sagt Marcel Kaya. Nur so erreiche man die Jugendlichen nachhaltig.
„Der Status Mann ist für viele migrantische Jugendliche heilig, weil es das Einzige ist, was sie haben. Ein Mann wird aufgewertet für Härte, wird aber abgewertet für Sanftheit – Emotionen sind Schwäche. Diese Klischees brechen wir in unseren Workshops auf.“
Marcel Kaya, HeRoes-Workshopleiter
Wie Sarmad Zeki Niazi sind auch einige Jugendliche in der Klasse selbst von Unterdrückung betroffen. Meist werden die Jungs von den Vätern gezwungen, den Aufpasser der Schwester zu geben. Mit den HeRoes lernen die Jugendlichen, wie sie sich gegen den Zwang der Väter wehren können – mit Argumenten. Aber dafür muss erst das Bewusstsein geschaffen werden, dass „aufpassen“ wenig mit der Sicherheit der Schwester zu tun hat, sondern viel mit der Kontrolle über sie.
Bei der abschließenden Diskussion analysiert die Klasse gemeinsam, ob tradierte Vorstellungen über Frauen in unsere heutige Zeit passen. Da geht es neben dem Schutz der Schwester auch um die Jungfräulichkeit der Freundin und den Respekt gegenüber Klassenkameraden, die anders leben und fühlen. „Ich find’s voll gut, dass ihr heute hier seid“, sagt ein Schüler in die Runde. Und Marcel Kaya sagt: „Viele Lehrer scheuen sich, mit den Schülerinnen und Schülern über Themen wie Ehre und Unterdrückung zu sprechen.“ Er hofft, dass der Workshop dazu beigetragen hat, dass sie den Jugendlichen neue Denkanstöße mitgeben konnten.