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Seilschaft für Naturschutz

Mit Reinhold Messner als Projektpaten startet die Brost-Stiftung einen Ideenwettbewerb in Schulen des Ruhrgebietes

Wenige Menschen haben Natur derart intensiv er- und vor allem überlebt wie Reinhold Messner (78). Alle 14 Achttausender der Erde bestieg der Südtiroler ohne Sauerstoff, erreichte zu Fuß beide Pole und durchquerte die Wüste Gobi. Jetzt will der Abenteurer und Buchautor mithelfen, „dass unser wunderbarer Planet noch möglichst lange bewohnbar bleibt“ – dafür wird er Projektpate der Brost-Stiftung beim Ideenwettbewerb „Natur Ruhr“.

Im mit mehr als 200 Besuchern rappelvoll besetzten Erich-Brost-Pavillon auf Zeche Zollverein erfolgte Donnerstagabend der Startschuss einer Kooperation, die Professor Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, als einen „nicht selbsterklärenden Paartanz“ beschrieb. Immerhin sei der Förderturm vor den Fenstern mit verantwortlich für das Schmelzen der Gletscher in den Alpen. Hombach: „Beim Klimawandel sitzen die Ruhris und die Südtiroler zwar nicht in einem Abteil, aber immerhin im gleichen Zug.“

„Reinhold Messner ist ein ausgewiesener Grenzgänger, gleichzeitig ein pragmatischer Macher, der nichts verniedlicht. Er weiß, dass nicht das gut Gemeinte, sondern das gut Gemachte zählt“

Prof. Bodo Hombach, Vorsitzender des Vorstands der Brost-Stiftung

Messner stellte ebenfalls das Verbindende in den Vordergrund, was ihn von der „Seilschaft mit der Brost-Stiftung“ überzeugt habe. Der Ideenwettbewerb „Ruhr Natur“ soll Schüler:innen animieren, sich mit Umwelt- und Naturschutz sowie Nachhaltigkeit kreativ zu beschäftigen. Messner: „Wir möchten junge Menschen bewegen, nicht nur zu protestieren. Sondern selber etwas zu gestalten und Natur zu entdecken.“

Teilnehmen können Schulen, Klassen, aber auch Arbeitsgemeinschaften von Schülern zwischen 12 und 18 Jahren aus dem gesamten Ruhrgebiet. Die Besten Umweltschutzideen werden prämiert und mit einer Klassenfahrt nach Südtirol belohnt. Es geht um alltägliche Herausforderungen, die nach kreativen Ideen rufen: Wie könnte der Schulalltag nachhaltiger gestaltet werden? Wie bringe ich im Sinne der CO2-Vermeidung mehr Nachbarn aufs Fahrrad? Oder wie könnten wir übrig gebliebenes Schulessen vor der Mülltonne bewahren?

„Schulen haben die Verpflichtung, Schüler in die Natur zu bringen, um ihre Empathie zu wecken. Die Großstadtkinder, die zu uns nach Südtirol kommen, gehen als andere Menschen nach Hause.“

Reinhold Messner

Im Podiumsgespräch mit NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst beschrieb Messner „Verzicht“ als Grundlage einer nachhaltigen Verhaltensänderung. „Die Veränderung der Welt ist nur zu erreichen, wenn sich jeder Einzelne verändert. Politische Vorgaben werden die Erderwärmung nicht verlangsamen. Jeder von uns kann sein Verhalten ändern, zum Beispiel in Richtung von weniger Konsum.“ Gemeinsam mit seiner Frau habe er daraus die Konsequenz gezogen, nur noch einmal täglich zu Essen.

Trotz vielfacher Übereinstimmung widersprach Wüst an dieser Stelle: „Klimaschutz ist eine globale Herausforderung. Bei 200 Millionen unterernährten Indern wird Ministerpräsident Modi nicht seine Priorität auf Verzicht legen.“ Deutschland müsse der Welt zeigen, dass eine industrielle Transformation möglich sei. „Mit klimaneutraler Produktion zum Beispiel in Form von grünem Stahl, der mit Wasserstoff als Energie erzeugt wird. Klimaschutz muss begleitet werden von attraktiven Arbeitsplätzen und sozialer Sicherheit“.

„Nicht nur die Gletscher schmelzen, wir erleben den Klimawandel direkt vor der eigenen Haustür. Ich wünsche mir, dass nicht nur junge Menschen das bewusst wahrnehmen, ohne dabei Angst vor der Zukunft zu haben.“

Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU)

Von Moderator Hajo Schumacher ermuntert, konnten die dutzendfach anwesenden Schüler dem münsterländer Politiker und dem Extremsportler aus den Dolomiten durch ihre Fragen übrigens noch ein paar Details zum privaten C02-Fußabdruck entlocken. Wüst ist außer Dienst sehr viel auf dem Fahrrad unterwegs, nutzt ein Lastenrad für kleinere Einkaufstouren mit der zweijährigen Tochter. Messner setzt auf einen Diesel, der mit drei Litern Verbrauch auf 100 Kilometern das umweltfreundlichste Fahrzeug sei. „Ich habe es mit einem E-Auto versucht. Aber wenn es nix zum Laden gab, kam ich nicht mal mehr den Berg runter.“

Wer sich bewerben will: broststiftung.ruhr/ruhr-natur

Videos zur Veranstaltung