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Rede Prof. Bodo Hombach: „Die Konzeption der Brost-Stiftung und die Förderung der Medienkultur“

Sehr verehrte Damen und Herren,

meine Vorstandskollegen haben in anregenden Miniaturen das Doppelgesicht der Brost Stiftung gezeichnet: Da ist die Persönlichkeit der Stifterin: Die setzte den auslösenden Impuls. Da ist das Vermächtnis: Ein modernes Werkzeug bürgerlichen Engagements. Dafür haben wir Verantwortung und zu danken. Ich erwähne zwei Aspekte: „Stiftung als Kommunikation“ und „Stiftung für Kommunikation“. Stiftungen sind Formen der Vergesellschaftung einer Idee und eines Willens. Sie sind kein starres Gebilde. Gute Stiftungen sind wie ein lebendiger Organismus. Sie betrachten sich nicht selbst. Sie sind ein dichtes Geflecht innerer und äußerer Kontakte. Projekte, die wir uns ansehen, entwickeln sich als kommunikativer Prozess: im Kuratorium, im Vorstand, unter den Mitarbeitern. Ein „Intranet“ von großer Bedeutung. Wenn es funktioniert, hat es kurze Wege. Es entwickelt sich ein eigener Stil. Dieser typische Dialekt beschleunigt die Verständigung über die Sache und über die Ansichtssache. Es gibt Regeln und Formalität. Wichtiger sind Anruf und schneller Rückruf. Besser noch ist persönliche Begegnung. Kommunikation nach außen ist so wichtig, wie die ins Innere hinein. So etwas wie „China 8“ hätte nicht heimlich ausgeheckt und realisiert werden können. Das wäre kurz und nichtig wie ein Flop. (Der Klang des Wortes drückt aus, was es meint.) Heinrich von Kleist hat einen klugen Aufsatz geschrieben: „Über die allmähliche Verfertigung der Gedanken beim Sprechen.“ Ein gutes Gespräch macht klüger. Sprechen hat für sich schon eine kreative Kompetenz. Dabei spielen Medien eine wichtige Rolle. Sie können Gräben zuschütten oder vertiefen. Sie können die Öffentlichkeit mit einem Projekt befreunden oder entfremden. Wir tragen mindestens zwei Seelen in unserer Brust. Medien können sie versöhnen oder die innere Zerrissenheit fördern. Zum Selbstverständnis unserer Stiftung gehören Verständigung, Ausgleich, Brückenbau und „Grenzverkehr“. Bei jedem Projekt fragen wir, ob es sich eignet, verstreute Kräfte zusammenzuführen. Im Idealfall entsteht Kooperation. Stiftungen werden mit Anträgen überhäuft. Die Gefahr, sich im Vielerlei zu verzetteln, ist virulent. Ein Dilettant versteift sich auf das Gelingen irgendwelcher Nebensachen. Wir wollen uns durch Offenheit für Diskurs und Rückmeldung davor schützen. Jeder weiß: Man kann nicht nicht kommunizieren. In Westfalen weiß man, wie Eheprobleme entstehen: „Er sachte nix. Sie sachte nix. Bums war der Krach da.“ Stiftungen wollen, dass Individuum und Gesellschaft füreinander nützlich sind. Sie trauen einander was zu. Sie fordern einander was ab. Das Schlüsselwort ist Verantwortung für das allgemeine Wohl. Es kann uns auch deshalb nicht egal sein, wie es um unsere Medien steht. Es kriselt in ihnen und um sie. Sie sind zu wichtig, um sie sich selbst zu überlassen. Unsere Welt ist groß und komplex. Primärerfahrungen reichen nicht zum Verstehen. Wir sind auf Sekundärerfahrungen angewiesen. Medien sollen uns ein zutreffendes Bild der Realität vermitteln. Die Brost-Stiftung fordert und fördert das Selbstgespräch der Gesellschaft. Dessen Voraussetzung ist aufgeklärter und aufklärender Journalismus. Der ist Kulturleistung. Er schafft Transparenz und ermöglicht Teilhabe. Qualitätsjournalismus ist prägendes, aber auch bedrohtes Element unserer sozialen Kultur. Er war Lebensinhalt von Erich und Anneliese Brost. Für sie war dieses Vermächtnis so selbstverständlich, dass sie es nicht einmal für nötig hielt, es explizit in die Satzung zu schreiben. In ihrem Geist ist es uns selbstverständlich, ihm einen klaren und verlässlichen Raum zu geben. Dabei sind wir nicht mehr allein. Im Deutschen Stifterverband fand sich ein Bündnis von 26 Stiftungen. Die haben aufgerufen, die Förderung des Qualitätsjournalismus als höchstwichtigen Zweck zu entdecken. Wir werden da mitmachen. Mit unserem Projekt CORRECT!V haben wir das begonnen. Was wir da erfolgreich angefangen haben, wollen wir fortsetzen. Gute Beispiele in den USA haben wir studiert. Wir sind glücklich über neue Ideen und Anregungen. Wir freuen uns auf die hervorragenden Köpfe, die gleich darüber diskutieren. Wir werden in einer Stunde klüger sein als wir es jetzt sind. Auch dafür herzlichen Dank.