Integrationspolitik für die Mehrheitsgesellschaft

Im Rahmen des Vorgängerprojekts „Wieviel Islam gehört zu Deutschland? Integrationserfahrungen junger und alter Menschen in einer säkular geprägten Gesellschaft am Beispiel des Ruhrgebiets“ ist deutlich geworden, dass Angebote für Migranten alleine für eine ganzheitliche – und somit nachhaltig wirksame – Integrationspolitik nicht ausreichen. In der Tat zeigt sich, dass sich nicht nur Migranten, sondern auch eine wachsende Zahl von Mitgliedern der Mehrheitsgesellschaft in Politik, Arbeitsmarkt und Gesellschaft zunehmend abgehängt und ausgegrenzt fühlen. Um ein gedeihliches Miteinander der im Ruhrgebiet lebenden Menschen zu ermöglichen, ist es daher erforderlich, auch die Mehrheitsgesellschaft stärker in den Blick und ihre konkreten Sorgen und Bedürfnisse ernst zu nehmen, bevor sich diese in populistischen und fremdenfeindlichen Tendenzen niederschlagen können.
Gerade im Ruhrgebiet stellt sich für die junge Generation die Frage nach der eigenen Lebensperspektive dringlicher als anderswo in Deutschland; ältere Menschen machen die Erfahrung, dass etablierte Normen und Institutionen (wie Gewerkschaften und Kirchen) ihre traditionell integrierende Funktion verlieren. Damit steht die Situation im Ruhrgebiet exemplarisch für eine Entwicklung, die sich auch in anderen strukturschwachen Regionen in Deutschland sowie in ganz Europa beobachten lässt Hier setzt dieser Projektvorschlag an, indem er darauf abzielt, die – real oder vermeintlich – Abgehängten wieder in den politischen Prozess zu integrieren.
Vor diesem Hintergrund möchte das Projekt am Beispiel des Ruhrgebiets
- Die Gründe für die wachsende Unzufriedenheit und zunehmende Entfremdung breiter Gesellschaftsschichten von etablierten politischen und gesellschaftlichen Institutionen untersuchen und
- Auf dieser Basis greifbare Ansätze zur Re-Integration der abgehängten Bevölkerungsgruppen in das politische und gesellschaftliche Leben durch konkrete Angebote – speziell in der Jugend- und Altenhilfe – entwickeln und in der Praxis erproben.
Konkret geht es darum,
- neue, niedrigschwellige Artikulationsmöglichkeiten zu schaffen, die die, abgehängten‘ Bevölkerungsgruppen in ihrer konkreten Lebenssituation erreichen, ihnen konkrete Mitgestaltungspotenziale aufzeigen und sie so wieder in den politischen Prozess integrieren können.
- Ansätze zu entwickeln, die gemeinsame Interessen von Migranten und Mehrheitsgesellschaft adressieren und auf diesem Wege neue Begegnungsräume für Integration schaffen.