Ein neuer Gesellschaftsvertrag in Zeiten sozialer Fragmentierungen – Gestaltungsoptionen für das Ruhrgebiet

Das Ruhrgebiet gilt als der Prototyp einer vom Strukturwandel geprägten Region. Wie unter einem Brennglas lassen sich hier zahlreiche Entwicklungen beobachten, die für ganz Deutschland maßgeblich sind – von Zuwanderung, Populismus und abnehmendem gesellschaftlichen Zusammenhalt über schwindende politische und gesellschaftliche Partizipation, die Erosion intermediärer Institutionen (z.B. Gewerkschaften, Kirchen) und die Schwäche der Volksparteien bis hin zu Infrastrukturproblemen sowie räumlichen Disparitäten. 

In einem ersten Schritt sollen die Sorgen und Verunsicherungen in der Bevölkerung des Ruhrgebiets identifiziert und mit realen Bedrohungsszenarien abgeglichen werden. Übergeordnetes Ziel des Gestaltungsprojektes ist es, die gewonnenen Erkenntnisse in Form einer digitalen Gestaltungsplattform breiten Bevölkerungsschichten zugänglich zu machen. Das Fundament des Gestaltungsprojekts bilden zunächst eine Untersuchung medialer Diskurse in verschiedenen Politikfeldern sowie eine ruhrgebietsweite Bevölkerungsbefragung, die sich schwerpunktmäßig mit Verunsicherungen sowie Ängsten in der Bevölkerung befasst und durch vertiefende Interviews im Rahmen qualitativer Fallstudien ergänzt wird. Die Ergebnisse dieser Untersuchung werden schließlich für den Aufbau und die Entwicklung der digitalen Beteiligungsplattform genutzt, auf welcher den Bürgern die Befunde des Gestaltungsprojektes zu Medienkonsum und Wertespaltung im Ruhrgebiet spielerisch vermittelt werden. Gleichermaßen ermöglicht die Plattform Bürgern, ihr Wissen über das Ruhrgebiet zu testen sowie Ideen und Anregungen an Entscheider in der Politik einzubringen. Die aktuellen gesellschaftlichen Zersplitterungen signalisieren, dass vermeintlich geteilte Errungenschaften der Demokratie nicht unwiderruflich in der Mitte der Gesellschaft akzeptiert sind. In dem geplanten Gestaltungsprojekt sollen diese Verunsicherungsprozesse für das Ruhrgebiet nicht allein sozialräumlich differenziert nachgezeichnet und interpretiert werden, sondern vielmehr Aufklärungs- und Gegenmaßnahmen in Form eines neuen Gesellschaftsvertrages konzipiert werden.