Austauschprogramm Skulpturen-Künstler der Regionen Vancouver u. Ruhrgebiet

Seit Generationen hat die Industrialisierung, die vom Kapitalismus vorangetrieben wurde, die Beziehung der Menschen zur Natur in der Ruhrgebietsregion grundlegend verändert. Die aktuelle Schließung der letzten Zechen und die Renaturierung von Industrieflächen beschäftigen die Menschen in der Region. Sowohl der industrielle und technische Fortschritt als auch die Bewahrung der Natur, sowie die Schaffung von Freiräumen zur Steigerung der Lebensqualität sollen im Ruhrgebiet ausgebaut werden. Auch in Kanada sind die Konfrontation Ökologie/Ökonomie und die Rohstoffgewinnung zulasten der Umwelt ein aktuelles Thema. Wie wird die Natur durch Ölgewinnung aber auch durch die Weiterentwicklung von erneuerbaren Energien wie Wind- und Wasserkraft beeinflusst. Was bedeutet dies für die Menschen, die dort leben? Wie kann mit den scheinbaren Gegensätzen von Industrieraum und Natur umgegangen werden? Der Wandel der Heimatregion beschäftigt beide Seiten.
Die Holzskulpturen-Künstler aus der Region Vancouver, insbesondere die dortigen Canadian Natives, gehören zu den besten Künstlern ihrer Art weltweit. Ebenso sind zahlreiche Skulpturen aus und v. a. im Ruhrgebiet (u. a. einige der „Landmarken“ auf den alten Zechen) sowie die entsprechenden Stahl-Skulpturen-Künstler hier international hoch angesehen. Die industrielle Geschichte des Ruhrgebiets wird durch Eisen/Kohle geprägt und symbolisiert. Holz steht als Symbol für die Natur und die weite Landschaft Kanadas. Kunst spielt in allen Kulturen eine große Rolle und verbindet damit die Menschen. Die Verbindung von Eisen & Holz ist die Verbindung von Ökonomie & Ökologie. Die Verbindung von Eisen & Holz durch Künstler ist Verbindung und Versöhnung.
Das Ziel des Projektes ist, Künstler aus den verschiedenen Regionen in einen engen künstlerischen Austausch zu bringen. Dabei betrachten die Künstler folgende Themenschwerpunkte:
- Die Verbindung von Eisen & Holz ist die Verbindung von Ökonomie & Ökologie.
- Umgang/Nutzung von Ressourcen (Kohle + Holz).
- Der Wandel und Verlust der Heimatregion.
Die Annäherung an diese Themen erfolgt durch gegenseitige Hospitationen, thematische Experteninterviews und die Erstellung von Skulpturen. So unterschiedlich der Strukturwandel in Kanada und dem Ruhrgebiet ist, so verschieden sind auch die Arbeiten von Carey Newman und Marcus Kiel. Aber trotz der Gegensätze in ihren Arbeiten zeigt sich eine vergleichbare künstlerische Intention. Auch darin, dass beide versuchen, auf globale Probleme eine regionale Antwort bzw. Reaktion vor Ort und in ihrem täglichen Umfeld zu geben. Dieses interkulturelle Kunstprojekt ist hervorragend geeignet, einen Raum zu schaffen, in dem man sich mit Offenheit und Neugier begegnen kann, in dem Pluralität aber auch Widersprüchlichkeit zugelassen sind und so neue gemeinsame Ideen entwickelt werden können.
Die beteiligten Künstler
Carey Newman, kanadischer Künstler, gehört zu den führenden Künstlern der dortigen Canadian Natives. Er beschäftigt sich in seiner Kunst mit dem historischen Erbe seiner Heimat und achtet in seiner Kunst auf die Einhaltung traditioneller Regeln und Werte. Er ist aber gegenüber neuen Techniken aufgeschlossen und nutzt diese auch in seinen Werken. Er entwickelt so diese Traditionen weiter und definiert sie neu. Der Kanadier hatte in den letzten Jahren auch immer wieder Zeit in Deutschland verbracht. Als Referent ist Carey Newman an der University of Victoria tätig und gibt sein Wissen an junge Nachwuchskünstler weiter. Er nutzt seine (über Kanadas Grenzen hinausgehende) Medienpräsenz um Menschen- und Minderheitenthemen anzusprechen.
Marcus Kiel arbeitet seit nunmehr 25 Jahren als freischaffender Künstler in Bochum und die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Ruhrgebiets und seinem Wandel bildet einen der Schwerpunkte seiner Arbeit. Marcus Kiel setzt sich in seinen Arbeiten stets mit der Geschichte seines Umfeldes auseinander: „Die Geschichte und wie sie in einem Ort konkret nachvollziehbar wird, interessieren mich. Im Kleinen kann man so das große Ganze nachvollziehbar machen.“ Zuletzt wurden seine Werke auch in der von der Brost-Stiftung geförderten Ausstellung Kunst & Kohle / Schichtwechsel im Museum Ostwall in Dortmund vorgestellt.
Obwohl Carey Newman und Marcus Kiel in unterschiedlichen kulturellen Zusammenhängen und Traditionen aufgewachsen sind, erinnern sie beide an den Wandel ihrer Heimatregionen. Es zeigt sich, dass Strukturwandel kein an die Industrie gebundenes Phänomen ist. Er greift in sämtlichen Kulturen und impliziert immer Erinnerung an Vergangenes im Gegenwärtigen. Der Wandel vom Alten zum Neuen bringt den Wunsch nach Erinnerung mit sich. Beide Künstler können Ihre wertvollen Erfahrungen in der Erstellung eines Kunstwerkers für den öffentlichen Raum im Projekt einbringen.