Direkt zum Inhalt wechseln

Nr. 15: Endhaltestelle Uhlenhorst

Wenn ich mit der 102 vom Mülheimer Hauptbahnhof bis zu meinem neuen Zuhause fahre, bin ich nach „Waldschlösschen“ die Einzige in der Bahn. „Wenne dort lebst”, sagt mir letztens einer, der ebenfalls vor dem Hockey- und Tennisclub Uhlenhorst e.V. aussteigt, „haste halt ein Auto.” Dann zündete er sich eine Natural American Spirit an und fügte hinzu: „Eher zwei.” Der Hockeyclub wurde 1920 gegründet, hat drei Meistertitel im Hallenhockey errungen und wenn ich, die Haltestelle verlassend, zum Fahrradweg gehe, meine ich vom Verein her das Aufschlagen der Bälle zu hören. Ein Trugschluss. Manchmal erwische ich das letzte Licht. Dann sehe ich, wie sich der Tag in den Kronen der Bäume verheddert. Ich bleibe neben dem Jagdhaus stehen, in dem im Sommer Familien ihre Feste feiern, und warte, dass sich diese vielbefahrene Straße für ein paar Augenblicke leert. Manchmal geschieht es und ich stehe in der Abenddämmerung alleine in der Stille. Die Ampel geht von Rot auf Grün über. Dann wieder auf Rot. Und ich stehe dort und sekundiere der Nacht, die sich im Wald dunkel zu verdichten beginnt.