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Hilfe für die Hilflosen

Brost-Stiftung sichert Fortbestand des Mülheimer Arbeitslosenzentrums

22. Juli 2022

Gestatten, MALZ, Vorname Gabi. So könnte sich das MÜLHEIMER ARBEITSLOSENZENTRUM gegenüber Unkundigen vorstellen. Denn Gabi Spitmann personalisiert die Anlaufstelle der Verzweifelten. Die in Geduld und Empathie unerschütterliche Sozialarbeiterin hört seit über 20 Jahren denen zu, die im Sozialsystem keine Stimme haben.

Bei Abmahnungen und Kündigungen, Fragen zum Arbeitslosengeld I und Hartz IV, beim Ausfüllen von Anträgen und Verstehen von Bescheiden, bei der Grundsicherung im Alter und Krankengeld, bei Elterngeldgeld und Kindergeld, bei Bewerbungen und Qualifizierung – „Gabi MALZ“ hilft.

Und die One-Woman-Show kann ihren Dienst an den Menschen fortsetzen – die Finanzierung der Beratungsstelle, die durch einen Verein getragen wird, ist für ein Jahr gesichert. Die Brost-Stiftung fördert mit einer fünfstelligen Summe.

Das MALZ legt den Fokus auf die Menschen, denen in unserer Gesellschaft immer noch zu häufig Hilfe verwehrt bleibt.

Prof. Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender Brost-Stiftung

Spitmann führt Buch über jede Beratung, 630 waren es im ersten Quartal. Ihre Statistik belegt: 64 ihrer „Kunden“ sind Aufstocker, also Menschen die selbst mit 40 Stunden Arbeit pro Woche nicht über die Runden kommen. Spitmann: „Selbst der erhöhte Mindestlohn in Deutschland reicht bei einer Familie mit zwei Kindern nicht aus.“
In ihrem Büro sitzen Menschen aller Altersstufen, Gesellschaftsschichten und Berufsgruppen. „Vom Fotografen bis zum Schauspieler oder Studenten“ sagt sie lächelnd. Studenten? „Ja. Wenn ein Abiturient aus einem Hartz-IV-Haushalt studieren will, kommen zusätzliche Probleme auf. Bei Umzug: Ist die Wohnung dann zu groß für die Eltern? Wie wird BAFÖG auf Hartz IV angerechnet?“

Gabi Spitmann, Sozialarbeiterin und Beraterin bei MALZ

Wenn ein Partner ins Heim muss, bricht manchmal alles zusammen

Und das ist nur die Spitze des Eisberges. Das MALZ hilft bei all den Fragen und Problemen, die Menschen in Armut und Existenznot bewegen. Kündigung überflüssiger Versicherungen, Gespräche mit dem Vermieter, der erste Gang zur Tafel, die Suche nach einem Ausbildungsplatz für die Kinder. Was tun, wenn der Chef den Lohn nicht überweist, wenn Unterhaltszahlungen ausbleiben – wenn kein Auskommen ist mit dem Einkommen – im MALZ wird man zusammen herausfinden, wie es weitergehen kann.

279 Beratungen im ersten Quartal dauerten länger als 15 Minuten, 142 Telefonate führte Spitmann mit ihren Schützlingen. Bezeichnend: Nur 77 meldeten sich per Email.

„Das Schicksal schlägt auch bei Menschen zu, die vermeintlich abgesichert sind“, so Spitman. Vor ihr saß ein Mann, mit Betriebsrenten und Immobilie für das Alter abgesichert. Als seine Frau ins Heim muss, bleiben Herrn R. noch 50 Euro zum Leben.

Die Brost-Stiftung war der allerletzte Strohhalm, nach dem der Trägerverein gegriffen hat, nach Monaten der Aussichtslosigkeit fließt Geld zum Fortbestand. Brost-Vorstandschef Prof. Bodo Hombach, seit vielen Jahren der Initiative verbunden, begründet die Unterstützung des Förderantrags: „In seiner Wirkung und Auswirkung ist mir die Arbeit des MALZ bekannt. Doch der subjektive Faktor war nur einer, aber nicht der entscheidende – das ist die Qualität des Projektes.“