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Endlich Hilfe für Flutopfer

Caritas konnte erste Spenden der Brost-Stiftung in Hattingen auszahlen

24. Juni 2022

Als Mitte Juli 2021 eine unfassbar große Regenmenge über dem Ruhrgebiet niedergeht, meldet der Campingplatz an der Tippelstraße in Hattingen schnell „Land unter“. Existenzen saufen im steigenden Hochwasser ab: Hier auf dem Gelände des „Freizeitdomizils“ hatten (und haben) rund 200 Dauercamper ihren Erstwohnsitz. Viele verloren nicht nur Hab und Gut, sondern fielen angesichts der speziellen Lebenssituation durch die Raster staatlicher Hilfen.

Jetzt fließt endlich Geld! Rund 20.000 Euro konnte die Caritas im Rahmen der Einzelnothilfe an Betroffene auszahlen – vor allem dank Unterstützung der Brost-Stiftung. Die hatte sich spontan an einer gemeinsamen Spendenaktion beteiligt, die von der Funke-Mediengruppe gemeinsam mit der Caritas ins Leben gerufen worden war. Professor Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender der Brost-Stiftung, sagte 250.000 Euro zu – für ihn eine Frage von nachbarschaftlicher Hilfe und Zusammenhalt.

Durch die Flut-Katastrophe sind auch in unserer Region viele in schreckliche Not geraten. Es musste schnell und unbürokratisch gehandelt werden. Wir folgten deshalb innerhalb weniger Stunden dem Aufruf von Julia Becker, der FUNKE-Aufsichtsratsvorsitzenden, zu einer erneuten Hilfsaktion.

Prof. Bodo Hombach, Vorstandsvorsitzender Brost-Stiftung

Die verzögerte Auszahlung der Geldmittel ist der besonderen Situation der Betroffenen geschuldet. Ein Teil besitzt auf dem Campingplatz einen angemeldeten Erstwohnsitz, andere leben dort teilweise seit Jahrzehnten ohne städtische Genehmigung. Vom Land NRW wurden viele Anträge der Flutopfer auf Unterstützung abgelehnt, weil die staatlichen Richtlinien Hilfen zum Beispiel für die Instandsetzung von Motorhomes oder Blockhäuser nicht vorsehen. Noch schlimmer für die Betroffenen: Bereits erteilte Förderzusagen wurden in Einzelfälle wieder zurückgezogen!

Dominik Spanke, Caritas-Direktor Ennepe-Ruhr: „Wir sind in einer sehr schwierigen Situation. Einerseits könnten wir dank vieler Spenden sofort helfen. Auf der anderen Seite sind wir verpflichtet, im Sinne der Spender, die Bedürftigkeit genau zu prüfen. Das können wir aber erst, wenn eine Entscheidung über mögliche staatliche Hilfen gefallen ist.“

Auf drei Haushalte wurden jetzt die ersten 20.000 Euro verteilt, die Betroffenen erhielten zwischen 10.000 und 2.500 Euro. Zusätzliche 30.000 Euro aus der Brost-Spende sind bereits auf dem Caritas-Konto und werden zeitnah verteilt. Weitere 100.000 hat die Brost-Stiftung auf Antrag zur Auszahlung freigegeben.

Wir reden hier von Menschen, die schon immer wenig hatten. Jetzt haben sie alles verloren, können nicht einmal einen Handwerker bezahlen. Angesichts der Schicksale würde ich mir manchmal etwas weniger Bürokratie bei der Nothilfe wünschen.

Dominik Spanke, Caritas Ennepe-Ruhrtal

Auf dem Campingplatz hilft die Caritas aktuell auch im Rahmen der Initiative „Ruhrtal-Nachbarn“ mit Beratung, tatkräftig unterstützt von Ehrenamtlichen. Es geht vor allem um weitere Hilfestellung bei der Antragstellung „Wiederaufbau Nordrhein-Westfalen“. In einem Tinyhouse entstand eine zentrale Anlaufstellle, die sich zunehmend zum Quartierstreff entwickelt.