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Dieter Nuhr im BrostCast

Bilder sollten keine Politik machen

„Nicht selten fragt sich der Betrachter, was der Künstler uns mit einem Bild sagen wollte. Wenn er etwas hätte sagen wollen, hätte er wahrscheinlich gesprochen.“

Dieter Nuhr beschreibt mit diesem Satz gerne den Unterschied zwischen bildender Kunst und sprachlicher Weltdeutung und damit auch die wechselnden Herausforderungen in seinen Arbeits- und Lebensfeldern. In der Sonderausgabe des BrostCast spricht der Künstler – beim Zuhörer entsteht dennoch das lebendige Bild eines vielfach begabten Menschen.

Im Kontext der Eröffnung seiner von der Brost-Stiftung geförderten Ausstellung „Von Fernen umgeben“ diskutiert Nuhr mit Hajo Schumacher über seinen künstlerischen Werdegang, die Lehren aus dem elterlichen Beamtenhaushalt und die aktuelle Entwicklung einer „beängstigenden Emotionalisierung der Öffentlichkeit“. Bei genauem Zuhören erschließen sich, wie in seinen Bildern, spannende Einblicke in eine vielschichtige Persönlichkeit.

„Ich bestaune die Welt möglichst vorurteilsfrei, Reisen ist für mich eine Lebensform. Mit meinen Texten und Bildern eigne ich mir die Welt an, sie wird meine Sache“, beschreibt Nuhr seine künstlerische Motivation. Er sei selten richtig zufrieden, das betreffe Bühnenauftritte und Bilder gleichermaßen. „Daraus entsteht der Antrieb zum Weitermachen!“

Nuhr über Kunst und Gegenwart: „Ich mag die demütige Haltung, die Kunst erzeugt. Sie ist weniger erregt, damit ein schöner Gegenpol zur permanenten öffentlichen Aufregung.“

…über den Weg aus dem Atelier auf die Bühne: „Ich konnte meine Bilder nicht vermarkten. Als Beamtenkind fehlt mir der Geschäftssinn. Ich habe immer darauf gewartet, dass jemand vorbeikommt und ein Bild kaufen will.“

…über Individualität und Teamarbeit: „Ich bin kein Teamarbeiter, wenn Kunst in Kollektiven daherkommt, ist sie mir suspekt. Ich schreibe meine Shows und TV-Sendungen alleine, gleiches trifft für die bildende Kunst zu. Aber ich kann mich auf ein Team um mich herum verlassen, mit dem ich schon seit vielen Jahren freundschaftlich und vertraut zusammenarbeite.“

…über alltägliche Emotionalisierung: „Ich möchte den aktuellen Hurra-Patriotismus in Frage stellen. Wir sollten alles unterlassen, was Deutschland zur Kriegspartei machen könnte.“

…über „politische“ Kunst: „Bilder sollten keine Politik machen, wir müssen die Welt mit Worten analysieren.“

Lassen Sie sich im BrostCast von Dieter Nuhr mitnehmen in sein „mönchisches Leben“, erfahren Sie, wie viele Fotos auf den Reisen in über 90 Länder entstanden sind. Was er an der aktuellen Regierung schätzt – und wie er sich die letzten fünf Minuten seines Lebens vorstellt. Seine Bilder sind sehenswert, das Gespräch mit Schumacher bekommt das Prädikat „hörenswert“!

Hier finden Sie mehr zur aktuellen Ausstellung von Dieter Nuhr.