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Datenklau auf dem Vormarsch

Anlässlich des Europäischen Datenschutztages am 28. Januar liefert „Netzentdecker“-Video Tipps zur Internetnutzung

28. Januar 2022

Studien belegen, dass in Europa rund 20 Prozent der Menschen bereits Opfer von Datenmissbrauch wurden. Also beinahe jeder fünfte Europäer musste sich im Alltag gezwungenermaßen mit der Thematik Identitätsdiebstahl beschäftigen, Tendenz steigend.

Sehr oft macht sorgloses Nutzerverhalten Kriminellen das Geschäft leicht, für mehr Sensibilität im Internetkonsum hat die Brost-Stiftung das Projekt „Netzentdecker“ mit dem Journalisten Hajo Schumacher auf den Weg gebracht. „Ziel muss es sein, uns von der romantischen Vorstellung zu verabschieden, dass die digitale Welt so nett und großzügig sei, wie uns das ein paar Kapuzen-Jungs aus dem Silicon Valley jahrelang vorgegaukelt haben“, so Schumacher. „Wir befinden uns vielmehr in einer ziemlich wilden Gegend ohne viel Regeln und Aufpasser. Da sollte man sein Eigentum, auch die Daten, sorgfältig schützen.“

Dazu will auch der Europäische Datenschutztag einen Anstoß liefern. Der auf Initiative des Europarates ins Leben gerufene Aktionstag wird seit 2007 jährlich um den 28. Januar begangen. Dieses Datum wurde gewählt, weil am 28. Januar 1981 die Europäische Datenschutzkonvention unterzeichnet worden war.

Für Schumacher reicht der damit geschaffene Sicherheitsrahmen jedoch nicht aus, er sieht persönliche Daten nur unzureichend durch Gesetze geschützt: „Was daran liegt, dass viele Politiker, wie ich, aus der Generation der Ahnungslosen stammen. Neulich kam mir ein Minister strahlend entgegen und frohlockte, dass er jetzt auch bei diesem WhatsApp sei. Toll. Das ist die Digitalkompetenz unserer Volksvertreter.“

„iPad ist ein elektronischer Tropf“

Gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Rangar Yogeshwar hat er zwei Jahre „Netzentdecker“ in rund anderthalb Stunden auf Video zusammengefasst. Geballtes Wissen rund um unsere Daten im Netz und die guten wie schlechten Seiten der sozialen Medien. Mehr zu dem Projekt finden Sie hier.

Für Yogeshwar stellt das Internet zunehmend „ein Suchtpotential“ dar, welches missbraucht wird für ein reines Geschäftsmodell. „Plattformen steuern und manipulieren die Gespräche. Die Gesellschaft wird zunehmend entmündigt, das iPpad zum elektronischen Tropf.“

Im Gespräch über die unbewussten Manipulationen unseres Alltags durch die Internetkonzerne thematisieren Schumacher und Yogeshwar unter anderem das sogenannte „Pricing“. Hier nutzen Amazon & Co. ihr Wissen um die Lebensumstände der Kunden, um für den gleichen Artikel unterschiedliche Preise aufzurufen. Schumacher: „Ein Großstädter und MacBook-Nutzer zahlt mehr für sein Flugticket. Den Onlinehändlern ist oft die gesamte Klickhistorie bekannt, bis hin zur Uhrzeit, in der der Kunde bevorzugt Geld ausgibt.“

Dabei stellen die Monopole der Suchmaschinen für Yogeshwar ein ganz zentrales Problem dar: „Wir brauchen mindestens ein zweites Google. Die Politik sollte sich mit der Zerschlagung von Internet-Kartellen beschäftigen, so wie es die USA seinerzeit mit Rockefeller gemacht haben.“

„Facebook-Freunde sind nicht echt“

Wir haben es freilich auch selbst in der Hand, wieviel wir von unserem Privatleben preisgeben. Letzte Warnung von Yogeshwar: „Die Konzerne haben inzwischen erkannt, dass auch vermeintliche Nebengeräusche Erkenntnisse über das Konsumverhalten liefern. Alexa kann beispielsweise aufzeichnen, wie lange Ihre Kinder im Hintergrund die Zähne putzen. Die Daten können wichtig werden, weil sich die Internetkonzerne immer mehr in den Bereich der Gesundheitsvorsorge einmischen…“

Am Ende der spannenden „Masterclass“ geben die beiden Moderatoren ganz persönliche Ratschläge für ein „digital detox“. Schumacher: „Facebook-Freunde sind auf keinen Fall echte Freunde!“ Yogeshwar ergänzt: „Die Realität ist tausendmal schöner als die virtuelle Welt. Und die Wärme der Sonne auf der Haut ein intensiveres Erlebnis als jeder Chat!“